Feiern Sie mit am Sonntag, den 5. Mai 2024 von 13 bis 17 Uhr, wenn Waghäusel mit einem Familienfest rund um den Marienbrunnen ein dreifaches Jubiläum begeht: 40 Jahre Stadterhebung, 40 Jahre Marienbrunnen und 40 Jahre Stadtbibliothek.
Als Teil des bunten Programms läuft im Gemeinderatssitzungssaal des Rathauses ein rund 30 Minuten langer Filmbeitrag, in dem zu sehen ist, wie Kirrlach, Waghäusel und Wiesental Anfang der 1980er Jahre aussahen. Enthalten sind unter anderem Aufnahmen vom Bau des Rathauses, der Einweihung des Platzes am Kreuz, von Betrieben wie Joba, Rowin, Südema, der noch arbeitenden Zuckerfabrik und der damaligen Landwirtschaft mit Tabakanbau.
Am 5. Mai 1949 war es so weit: 30 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland gab es auf dem Gebiet der heutigen Stadt Waghäusel die erste Gemeinderätin mit Anna Skarke, geboren am 7. Juni 1897, die 1946 mit ihrem Mann und drei Kindern aus Odrau im Sudetenland nach Wiesental gekommen war.
Ein Jahr nach ihrer Ankunft hatte sie im Alter von 50 Jahren bei der Gemeinderatswahl am 1. Dezember 1947 kandidiert – zusammen mit 42 Männern auf insgesamt 4 Wahllisten (CDU, SPD, KPD und Freie Wähler-Vereinigung Gemeinschaft Kurt Kunik). Es wurden 18 Gemeinderatssitze vergeben. Von 3.487 Wahlberechtigten gingen 2.406 zur Wahl. Es waren 2.175 Stimmzettel gültig, vergeben wurden insgesamt 36.984 gültige Stimmen, davon erhielten die CDU 17.716 (= 9 Gemeinderatssitze), die SPD 14.934 (= 7 Gemeinderatssitze), die Freie Wähler-Vereinigung 2.328 (= 1 Gemeinderatssitz) und die KPD 2.006 Stimmen (= 1 Gemeinderatssitz). Anna Skarke trat für die SPD an und erzielte mit 949 Stimmen von den 11 SPD-Kandidierenden das neuntbeste Ergebnis, das für den direkten Einzug in den Gemeinderat nicht ausreichte. Auf den siebtbesten SPD-Bewerber, der noch in den Gemeinderat einzog, fehlten ihr gerade einmal 30 Stimmen.
Als Nachrückerin für Malermeister Julius Day (SPD) wurde sie dann Wiesentals erste und einzige Frau im Gemeinderat, dem sie von Mai 1949 bis zum Ende der Amtsperiode im Februar 1951 angehörte. Zur Gemeinderatswahl 1951 trat sie wieder an, erhielt aber kein Mandat mehr. 1961 verließ sie mit ihrem Ehemann Wiesental und zog nach Karlsruhe.
Bis 1974 gab es nur noch zwei weitere Frauen, die kandidierten, aber nicht in den Gemeinderat kamen: Die 66-jährige Rentnerin Luise Hamak, geboren in Brünn in Mähren und seit 1946 in Wiesental, trat 1953 für den „Gesamtdeutschen Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ an und die 1926 in Wiesental geborene Kinderpflegerin Maria Metzger kandidierte 1965, 1968 und 1971 für die CDU.
Kirrlach hatte nie eine Gemeinderätin. Bis 1974 gab es nur eine einzige Kandidatin: Elisabeth Muck, 1949 zugezogen, Ehefrau des Lehrers Rupert Muck und Mutter von 5 Kindern. 1968 erzielte die 48-Jährige das zweitbeste Ergebnis auf der Liste der Wählergemeinschaft der Heimatvertriebenen. Doch auch sie zog nicht in den Gemeinderat ein.
Im nur von 1930 bis 1974 selbstständigen Waghäusel kandidierte nie eine Frau.
Dem Gemeinderat der Fusionsgemeinde Waghäusel ab 1975 gehörten dann aber immer Frauen an. Zur ersten Wahl am 20. April 1975 traten für CDU, SPD und Freie Wähler insgesamt 9 Frauen und 100 Männer an. Von den 26 Mandaten gingen zwei an Frauen, gewählt wurden Rosa Ballreich aus Kirrlach und Maria Metzger aus Wiesental, beide CDU.
Die längste Amtszeit einer Frau im Waghäuseler Gemeinderat hat aktuell Krimhilde Rolli (SPD), die dem Gremium von 1989 bis heute ununterbrochen angehört.
(von Katja Hoffmann, Stadtarchivarin)