Mit seinem Bühnenprogramm „Physik in Hollywood“ hat Physiker und Science-Slammer Sascha Vogel viele Action-Szenen der großen Blockbuster entzaubert. Nicht alle Besucher waren begeistert.
„Wer war schon einmal im Kino, hat einen Action-Film gesehen?“ fragte Sascha Vogel, theoretischer Physiker, in die Runde. Viele Arme gingen hoch. Und, habt ihr auch schon mal gedacht, dass das niemals funktionieren kann, war die nächste Frage an die Zuschauer. Das Publikum lacht, nickt zustimmend.
Ohne Kittel, aber mit Bart und Brille
Kittel, Bart und Brille seien die äußerlichen Merkmale eines Physikers, Bart und Brille kann Vogel aufweisen, den Kittel hat er zuhause gelassen. Und dann beginnt der Frankfurter Wissenschaftler mit dem ganz großen Kino auf der Stadthallenleinwand.
In „Iron Man 2“ zeigt Tony Shark, was er drauf hat. Als Physiker, Ingenieur und Multimilliardär vereint er fast unmögliches, baut an einem Nachmittag ein neues Gerät, mit einem Teilchenbeschleuniger, alleine. „Im Muskelshirt“, betont Vogel. Wenn der Affe zur Kanonenkugel wird, geht es um eine Szene aus „Fluch der Karibik“. In 2,7 Sekunden schafft es der Primate von einem Schiff zum anderen zu springen. Vogel sagt nüchtern: „Das rechnen wir aus.“ Und zack, die erste Formel erscheint, viele weitere werden noch folgen. Und schon hat der Wissenschaftler einer weiteren Hollywood-Szene den Zauber geraubt.
Unterm Strich stellt er nüchtern fest: Der Affe könnte nur 2,4 Meter schaffen, außer er würde mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h durch die Luft sausen. Realität geht anders, das deckt Sascha Vogel im Laufe des Abends auf. Ganz gleich ob Geschwindigkeit, Druck oder Kraft und Fläche, er widerlegt Stück für die Stück die atmenberaubenden Höhepunkte der Hollywood-Kassenfüller. James Bond, Illuminati, Independence Day oder Ice Age knöpft er sich vor.
Viele haben beispielsweise Ice Age gesehen, erinnern sich gut an das Opossum, das gegen einen Baum fliegt und einen beeindruckenden Abdruck im Stamm hinterlässt. Die Szene ist urkomisch, dennoch komplett unrealistisch und schnell per mathematischer Formel auf den Punkt gebracht.
Der Panzer am Fallschirm - geht das?
Dann fliegt ein Panzer durch die Luft, aufgehängt an einem Fallschirm. „Kann das klappen“, will Vogel von seinem Publikum wissen. Es gibt die Zweifler und diejenigen, die sich sicher sind: Ja das geht. Und es ist eine Filmszene, die tatsächlich funktionieren kann, aber sie bleibt fast die einzige, die sich in der Realität so abspielen könnte. Auch an „Hulk“, gespielt von Bruce Banner, hat sich Vogel versucht und ausgerechnet, dass der grüne Riese 22 Billionen Big Macs verspeisen müsste, um seine Energie aufbauen zu können. Was er gerne hätte wäre dessen Jeans, die als einziges Teil bei jeglicher Transformation unbeschadet bleibt.
Schlag auf Schlag flimmern Ausschnitte aus den ganz großen Kinofilmen über die Leinwand und genauso schnell haut Sascha Vogel dem Publikum die Formeln um die Ohren. Es hat etwas von Hörsaal, einige können sich bestimmt aus eigener Studienerfahrung daran erinnern, andere haben wahrscheinlich noch nie einen Hörsaal von innen gesehen.
Ob „Spiderman“, „Armageddon“ oder „Star Wars“, der Sience-Slam fesselt viele, für die meisten ist er ziemlich anstrengend, so mancher hat wahrscheinlich nach der fünften Formel, mit anschließender Berechnung, geistig abgeschaltet. Die Konzentration ist schon vor der Pause futsch, dass nicht alle dem Bühnengeschehen folgen konnten und auch nicht weiter folgen wollten, zeigten diejenigen, die sich nach der Pause nicht mehr auf ihren Sitzplätzen einfanden. irs