Kolpingsfamilie Mühlhausen
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Gäste aus Frankreich beim 20-jährigen Pilgerjubiläum von Alex Kretzund Rudi Kramer

Dank für die Hilfe in Madagaskar – Lichtbildervortrag über den Jakobsweg von Österreich bis Santiago de Compostela Seit zwanzig Jahren sind die beiden...

Dank für die Hilfe in Madagaskar – Lichtbildervortrag über den Jakobsweg von Österreich bis Santiago de Compostela

Seit zwanzig Jahren sind die beiden Pilgerfreunde Alex Kretz und Rudi Kramer auf Pilgerwegen unterwegs. „Ein großartiges Geschenk“, wie Kramer bei zwei Lichtbildervorträgen bei der Kolpingsfamilie Mühlhausen betonte. Dabei diente die Jakobsmuschel als zuverlässiger Wegweiser durch ganz Europa, von Bratislawa durch
Österreich, Schweiz, Frankreich und Spanien bis nach Santiago de Compostela. Im Herzen Frankreichs lernten die beiden das Ehepaar Couturier, damals Herbergseltern in
Soulie, und ihr Projekt Madagaskar kennen. An diesem Abend reifte die Erkenntnis: „Pilgern und Teilen gehören zusammen“. In der Heimat erhielten Alex Kretz und Rudi
Kramer große Unterstützung durch die Kolpingsfamilie, welche die Erlöse aus den Lichtbildervorträgen dem Hilfswerk „Lieben und Teilen – Madagaskar“ zur Verfügung
stellte. Stetig stieg auch die Zahl der Freunde und Gönner des Hilfswerks rund um Mühlhausen. Das Vorsitzenden-Ehepaar Marieaimé und Louis Couturier von „Amour et Partage“ war in diesem Jahr eigens aus dem französischen Jura angereist, um für die großzügige Unterstützung zu danken. Mit Anke Strobel als Dolmetscherin berichtete Louis über seinen drei Monate dauernden Besuch im Hochland von Madagaskar und das „Elend, das mit schwindelerregender Geschwindigkeit zunimmt“. Gleichzeitig dankte er den Spenderinnen und Spendern für ihre „Geste der Hoffnung und der Großzügigkeit“. Insgesamt vier Schulen betreibt das Hilfswerk an zwei verschiedenen Standorten: In Antsongo, einem extrem benachteiligten Viertel und in Tombotsoa mitten im Busch. Beginnend mit dem Kindergarten ab vier Jahren werden die Kinder bis zur fünften Klasse unterrichtet und mit einem Mittagessen aus Reis und Gemüse verköstigt. Der französische Gast wies auch auf die enge Verknüpfung von Bildung und Ernährung hin. „Ohne eine gesunde Ernährung ist keine Bildung möglich.“ Ein besonderer Dank ging an die vielen Spenderinnen und Spender aus Mühlhausen und
Umgebung, welche die vierte Schule komplett finanziert hatten. Stolz sei man auch auf die Jugendlichen, die nach Beendigung der Schule eine Ausbildung als Maurer, Schlosser, Landwirt, Hebamme, Krankenpfleger und Reiseleiter gemacht hätten und inzwischen den Lebensunterhalt für die ganze Familie sichern. Eine Erfolgsgeschichte sei auch das Krankenhaus St. Anne in Mananjary am Indischen Ozean mit seinen beiden Operationssälen, der neuen Mutter-Kind-Abteilung, der chirurgischen Abteilung, der Radiologie und des 24-Stunden-Notfalldienstes, der für die Ärmsten nach wie vor kostenlos ist. Nach dem verheerenden Zyklon kümmerte man sich um den
Wiederaufbau der zerstörten Hütten. Schließlich richtete Louis an seine Zuhörer die Bitte: „In dieser äußerst schwierigen Zeit seid ihr unsere einzige Hoffnung. Wir können
nur gemeinsam weiterarbeiten.“ In eindrucksvollen Bildern und Texten berichteten Alex Kretz und Rudi Kramer anschließend über ihre Eindrücke, Erlebnisse und Überraschungen in diesen zwanzig Pilgerjahren. Nicht ganz „ohne ein Kribbeln im Bauch“ hatte man im Jahre 2005 den spanischen Weg mit 860 Kilometern in 29 Tagen unter die Füße genommen, „neugierig und mit Lust auf Neues, jenseits dessen, was vertraut und bekannt ist, was geplant, organisiert und versichert werden kann“. Aber die beiden wurden reich belohnt: Mit blühenden Landschaften, einem ständigen Auf und Ab, kulturellen Sehenswürdigkeiten, herzlichen Gastfreundschaften, bleibenden Freundschaften, überraschenden Begegnungen, erfüllten Träumen.
Das Nachbarland Österreich durchwandern die beiden von der ungarischen Grenze bis zum Bodensee. Am Weg liegen sehenswerte Städte wie Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, reizvolle Landschaften wie die Donauauen, die Wachau, das Mostviertel, das Salzburger Land mit seinen vielen Seen, der Wilde Kaiser und schließlich der Arlbergpass. Die Schweiz durchqueren Alex und Rudi in 17 Tagen vom Bodensee über den Zürichsee, das Kloster Einsiedeln, den Vierwaldstätter See, das Heiligtum des Bruders Klaus von der Flüe, das Berner Oberland bis zum Genfer See. Die Pilgerreise durch Frankreich beginnt mit dem Besuch der Kathedrale St. Peter in Genf. Für die landschaftlich reizvolle Strecke über die Windungen der Rhone, die Vulkanlandschaft um Le Puy, das Aubrac und die Gascogne, das Baskenland und die Pyrenäen bewältigen die beiden in drei aufeinanderfolgenden Jahren in 52 Tagen mit insgesamt tausend Kilometern.
Im letzten Teil ihres Vortrags erinnern die beiden Pilgerfreunde an jenen 5. Mai 2005, als sie ohne Pilgererfahrung an der französisch-spanischen Grenze mit vielen
Gleichgesinnten nach Santiago de Compostela aufbrachen. Man betrat Neuland, „voller Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung“. Hier trafen sie auf kleine Dörfer mit altem Charme, faszinierende Bauwerke wie die Kathedralen von Burgos und Leon, weite Landschaften wie die Meseta, Überraschungen am Wegrand, freundliche Menschen und überfüllte Herbergen. Auf dem weiten Platz vor der Kathedrale in Santiago de Compostela waren die „Glücksgefühle noch weit weg“. Zu groß war der Rummel. Erst am Atlantik in Finisterra kamen die beiden Pilgerfreunde zur Ruhe, genossen die beschauliche Atmosphäre und begriffen, was sie geschafft hatten. Doch nach all den Erlebnissen und Eindrücken auf den Jakobswegen folgte am Ende des Abends in der Bernhardushalle der eindringliche Aufruf, die Schöpfung zu bewahren. Notwendig, so der Appell, sei ein neuer Lebensstil, der nicht nur das eigene Ich im Auge hat, sondern den Schutz der Erde als Lebensraum für alle. Nicht der Profit, nicht der Konsum, nicht die Gedankenlosigkeit, sondern der liebevolle Blick auf die Erde, ihre Schönheit und ihre Güter sollte jeden Menschen leiten.

Erscheinung
Gemeinderundschau Mühlhausen
NUSSBAUM+
Ausgabe 14/2025

Orte

Mühlhausen

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Panorama
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