Überall im Erdboden, unter der heutigen Oberfläche, gibt es Zeugnisse der Geschichte. So auch in Ubstadt, wie viele archäologische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte beweisen. Seit den Römern in den ersten zwei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung gibt es Zeugnisse einer Besiedelung, sogar aus dem 10. Jahrhundert, korrespondierend mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Ubstadt.
Einen ganz aktuellen Einblick quasi ins Dunkel der Geschichte gibt es im Gewölbekeller des Anwesens unseres Mitbürgers Herbert Stengel am Andreasplatz zu bestaunen. Da in einer Ecke des riesigen Gewölbes die großen Bodenplatten aus rotem Sandstein abgesunken waren, musste er diese zwecks Schadensfeststellung entfernen.
Welch eine Überraschung darunter! Statt gewachsenem Boden kam eine gut halbmeterdicke Verfüllung aus zerbrochenen Dachziegeln, Backsteinbrocken und vor allem eine bunte Menge unzähliger Keramik-, Steinzeug- und Porzellanscherben zutage! Die Scherben stammen auf den ersten Blick aus dem 15. bis 19. Jahrhundert und umfassen das Gefäßspektrum der Haushalte über viele Generationen hinweg.
Spannenderweise sind unglasierte Scherben dabei, die noch älter sein dürften.
Bei Herbert Stengel war das Ausgrabfieber erwacht, und er grub ein Stück in den gewachsenen Boden hinein. Unter einer Schicht von Lösslehm stieß er auf eine harte Mergelschicht und die nächste Überraschung, nämlich tierische, komplett versteinerte Knochenreste, vermutlich aus der letzten Eiszeit vor mindestens 30.000 Jahren! Eine genaue Bestimmung durch das Naturkundemuseum in Karlsruhe steht noch aus.
Weitere Highlights gefällig? Klar, da gibt es noch die Legende von geheimen Verbindungsgängen. In der Tat sieht man an der Kellerwand zur Straße hin ein vermauertes Steingewände. Dieses soll der Eingang zu einem unterirdischen Gangsystem zwischen den Kellern der Nachbargebäude bis hin zum Eiskeller des „Löwen“ sein. Nichts Genaues weiß man nicht mehr. Ob sich da das Dunkel der Geschichte noch erhellen lässt?
Neben der reinen baulichen Konstruktion des Gewölbekellers gibt es dort unten ein weiteres Glanzstück zu bewundern, nämlich einen ausgehöhlten, außen achteckig zugehauenen Eichenstamm. Dieser war Teil der Deichelleitung, die einst von der Ubstadter Salzquelle das Salzwasser zur Saline nach Bruchsal leitete. Dort wurde dann Salz durch Verdampfen gewonnen.
Die Urahnen von Herbert Stengel stellten solche Deicheln her. Das überlieferte Stück symbolisiert einen bedeutenden Aspekt der damaligen Wirtschaftsgeschichte unter den Erzbischöfen.
All diese Entdeckungen fließen nun ein in einen neu gestalteten historischen Rundgang durch Ubstadt mit seiner unterirdischen Geschichte und den obertägig reichlich vorhandenen Zeugnissen der Vergangenheit. Bald wird es die erste öffentliche Führung für Sie geben, eine Reise in die Vergangenheit, die Sie nicht verpassen sollten.
Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann bleiben Sie gespannt - wir berichten bald über den ersten Termin.
Autor: Wolf-Dieter Freier für den Arbeitskreis „Ubstadt historisch erleben“