Neurobiologische Auswirkungen des Medienkonsums auf Kinder und Jugendliche
Am vergangenen Donnerstag hatten beide Grundschulen unserer Gemeinde zu einem Elternabend ins Bürgerhaus eingeladen und die Eltern sind der Einladung zahlreich gefolgt. Der Neurologe Dr. André Bönsch hatte interessante Fakten im Gepäck. Zahlreiche Studien hat er durchforstet und ist zu der Erkenntnis gelangt, dass die Eltern einen großen Einfluss auf die Gehirnentwicklung ihrer Kinder haben. Zuforderst sollten sie mit gutem Beispiel voran gehen und ihren eigenen Medienkonsum stets reflektieren. Dass Eltern schon beim Spazierengehen mit dem Kinderwagen ins Handy sprechen, verstöre die Kinder, da diese die Mimik der Mutter mit dem Gesprochenen und sich selbst nicht in Verbindung bringen könnten. Das kann zu Bindungsstörungen führen, da die Empathiefähigkeit reduziert werde. Des Weiteren zeigten Kinder von 2 bis 24 Monaten laut einer Studie aus dem Jahr 2007 eine schlechtere Sprachentwicklung beim Betrachten von Lern-DVDs verglichen mit persönlichem Vorlesen.
Der übermäßige Einsatz von sozialen Medien könne sich negativ auf die Hirnentwicklung und auch auf motorische Funktionen auswirken. Bei der körperlichen Entwicklung werden häufig Schlafstörungen, Sehstörungen, Muskelverspannungen, Essstörungen und ein erhöhtes Stressniveau festgestellt. Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2024 konnte belegen, dass hoher Smartphone-Konsum bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht in Verbindung stehe. Auf psychischer Ebene werden erhöhte Reizbarkeit, Ängste, Minderwertigkeitsgefühle und ein erhöhtes Aggressionsniveau festgestellt.
Das seien laut Dr. Bönsch gute Gründe, die Nutzungsdauer des Smartphones mit Sozialen Medien und Spielen am Handy (zocken) auf maximal 45 Minuten bei Grundschulkindern, auf 1 h bei 11- bis 13 Jährigen und auf 1,5 h bei Jugendlichen ab 14 Jahren zu begrenzen. Die Dosis mache hier das Gift!
Es sei enorm wichtig, das sensible Zeitfenster für soziales und emotionales Lernen im Kindesalter und bis hinein in die Pubertät zu beachten. Was in dieser Phase im Gehirn zerstört werden könne, habe weitreichende Folgen für die Entwicklung, denn das Wachstum der Gehirnzellen sei in dieser Zeit besonders hoch.
Seinen interessanten Vortrag beendete der Neurologe mit dem Satz: „Junge Menschen sollten die sozialen Medien beherrschen und sich nicht von ihnen beherrschen lassen.“
In einer sich anschließenden Fragerunde empfahl Dr. Bönsch, dass das erste Handy erst nach der Grundschule angeschafft werden solle.
Für diesen informativen Vortrag gab es zum Abschluss großen Applaus und Frau Ludwig überreichte Herrn Dr. Bönsch ein Präsent. Beide Rektorinnen bedankten sich für sein Kommen und auch für das große Interesse der Eltern. Sie waren sich einig, dass das Bürgerhaus einen guten Rahmen für Vorträge biete, die alle Eltern ansprechen.
Elisabeth Burkhardt