Gemeinde Schwenningen
72477 Schwenningen
Aus dem Landkreis

Gemeinschaftsprojekt im Wald gibt Amphibien eine sichere Zukunft

Mit dem Wiedererwachen der Natur im Frühjahr beginnt für etliche Amphibienarten die jährliche Wanderung zu den Fortpflanzungsgewässern. Denn ob Frosch,...

Mit dem Wiedererwachen der Natur im Frühjahr beginnt für etliche Amphibienarten die jährliche Wanderung zu den Fortpflanzungsgewässern. Denn ob Frosch, Kröte oder Molch – eines haben alle Amphibien gemeinsam: Sie können sich nur im Wasser fortpflanzen. Zerschneidet eine Straße den Wanderweg, wird es für die Tiere gefährlich. Baggerarbeiten im Wald an der Pfullendorfer Ortsumfahrung tragen nun dazu bei, die Situation dort zu entschärfen. „Das Projekt ist ein tolles Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Landkreis, Kommune und Ehrenamt“, sagt Andreas Geiger, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Arbeitsschutz beim Landratsamt Sigmaringen.

Etliche Amphibienarten verbringen den Großteil ihres Lebens nicht in Teichen oder Tümpeln, sondern außerhalb von Gewässern. Ihre Sommerlebensräume sind vielfältige Landschaften mit Wiesen, Weiden und Wäldern. Den Winter überdauern sie in Wäldern und Gehölzbeständen, eingegraben unter Wurzeltellern oder Totholz. Wandern sie im Frühjahr zu ihren Fortpflanzungsgewässern, ist für das Überleben der Tiere in vielen Fällen menschliche Hilfe nötig.

So auch an der Ortsumfahrung Pfullendorf, wo sich am Rande des Industriegebiets Hesselbühl durch Zufall ein Gewässer gebildet hatte, das schnell zum Magneten für Amphibien aus dem Waldgebiet jenseits der Straße wurde. Um sie zu schützen, kümmerten sich die Stadt und ehrenamtliche Helfer um das Aufstellen und Betreuen von Amphibienzäunen. Weil das aber teuer und arbeitsintensiv ist, wurde das Problem mit Unterstützung des Landratsamts auf andere Weise gelöst.

„Im Waldgebiet, in dem die Amphibien überwintern, gab es bereits etliche stark vernässte Stellen“, erklärt Andreas Geiger. „Deshalb hat es sich angeboten, mit dem Bagger etwas nachzuhelfen und Fortpflanzungsgewässer direkt vor Ort zu schaffen.“ An sechs erfolgversprechenden Stellen wurden in verschiedener Tiefe und Breite Kleingewässer ausgehoben und bestehende Gräben erweitert. Zwei der Tümpel zeigen bereits jetzt Erfolge: Neben etlichen Laichballen konnten dort erste Kaulquappen beobachtet werden. Dass an mehreren Stellen gegraben wurde, hat sich ausgezahlt, denn manche der Gruben führen in diesem sehr trockenen Frühjahr zu wenig Wasser. Diese werden weiter beobachtet. An den vielversprechendsten Stellen wird im Herbst noch einmal nachgearbeitet.

Andreas Fink von der Stadt Pfullendorf und die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Sigmaringen haben die Initiative zur Umsetzung ergriffen, die untere Forstbehörde unterstützte das Projekt finanziell. 70 Prozent der Kosten für das Anlegen der Waldbiotope konnten im Kommunalwald über die Förderrichtlinie „Nachhaltige Waldwirtschaft“ finanziert werden.

„Das größte Lob aber gebührt den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern“, sagt Andreas Geiger. „Ohne ihren Einsatz in den vergangenen Jahren gäbe es dieser Stelle vielleicht keine nennenswerte Amphibienpopulation mehr.“ Auch jetzt noch übernehmen sie den wichtigsten Part: das Bekanntmachen der Amphibien mit ihrem neuen Laichgewässer. Die Tiere sind nämlich ortstreu und suchen nach wie vor den Weg in Richtung Industriegebiet. Deshalb landen sie vorerst weiter in den Sammeleimern des Krötenzauns und werden zurück in den Wald an ihr neues Gewässer getragen. „Glücklicherweise sind Amphibien in dieser Hinsicht sehr lernfähig“, sagt Geiger. „Damit ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Situation an der Umfahrung für Mensch und Tier endgültig entspannt hat.“

Erscheinung
Amtsblatt Schwenningen
NUSSBAUM+
Ausgabe 17/2025

Orte

Schwenningen

Kategorien

Aus dem Landkreis
Politik
von Gemeinde Schwenningen
25.04.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto