Allen, die die Wettersteinstraße entlangschlendern, fällt wahrscheinlich diese Inschriftentafel auf, die in eine scheinbar unmotiviert dastehende Mauer integriert ist.
Die Inschrift lautet folgendermaßen:
W. S.
NEU ERBAUT IM
M[onat] SE[ptem]BER 1824
Die Mauer mit der Inschrift und ihr gegenüberliegender Part sind die einzigen Überreste einer Brücke über den Wetterbach, der hier bis vor wenigen Jahrzehnten entlangfloss.
Wasser ist lebensnotwendig; deswegen entwickelte sich Wolfartsweier in alter Zeit vor allem entlang des Wetterbaches und weniger an der Steinkreuzstraße. Der Bach war geradezu lebensnotwendig: Er bot Frisch- und Brauchwasser und gleichzeitig die Möglichkeit der Entsorgung, denn aller möglicher Unrat landete in ihm. Als die Amerikaner nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) in den besetzten Gebieten Bestandsaufnahme machten, hieß es lapidar, dass der Ort über keine Kanalisation verfüge. In den 1960er-Jahren wurde das Problem endlich angegangen, nachdem der Ort schon ordentlich gewachsen war und damit auch der Gestank zugenommen hatte. Der Wetterbach wurde im bebauten Gebiet in dicken Röhren in den Untergrund verlegt (verdolt). Die Brücke wurde damit überflüssig; nur die Wangen blieben stehen und wurden etwas versetzt, um die Nordoststraße zu verbreitern. Der heutige Grünstreifen liegt also über dem verdolten Wetterbach.
Die kleine Brücke ist aber auch als technisches Bauwerk bemerkenswert, denn sie ist ein Zeugnis des fortschreitenden Landesausbaus, der Ende des 18. Jahrhunderts begann und im 19. Jahrhundert richtig Fahrt aufnahm: Man kümmerte sich verstärkt um befestigte Wege, ihre Pflasterung und ihren Unterhalt. An erster Stelle stand damals Architekt und Stadtplaner Friedrich Weinbrenner (1766 - 1826), der als Badischer Baudirektor den architektonischen Ausbau der Markgrafschaft bzw. des Großherzogtums leitete. Unter seiner Regie hat ein Baumeister W. S. auch in dem kleinen Wolfartsweier für fühlbaren Fortschritt gesorgt.
Im September vor 200 Jahren wurde die Brücke über den Wetterbach fertiggestellt. Ein Anlass, das architektonische Erbe zu würdigen und zu bewahren.
Jürgen Krüger
PS: Wer mehr wissen will, wird fündig bei: Elga Roellecke: Wasser und Straßen. Quellen und Wege; Karlsruhe 1996 (Chronik Wolfartsweier, Heft 2).