Der April brachte ein weiteres der Hemsbacher Gitarrenkonzerte in die Kulturbühne MAX. Eines, bei dem das Publikum zwei gänzlich unterschiedliche Künstler erlebte. Zwei, die sie in Gitarrenklänge der Welt entführten.
Die Hafenkneipe Buenos Aires. Der Ort, an dem der Tango seine Geburt erlebte. Mit südamerikanischem Temperament, mit feurigem Rhythmus. Nora Buschmann kennt dieses Temperament. Sie sei oft in Argentinien gewesen, sagt sie. Der Stil der Musik, er hat ihr einen Stempel aufgedrückt. Und so hält sie sich an diesem Abend gerne an jenem Ort auf, der die Songs ihres Albums „De Berlin a Buenos Aires“ widerspiegelt. Das hat sie mit Gastmusikern eingespielt, doch wenn sie auf der MAX-Bühne nun solo nur mit sechs Saiten auskommen muss, dann nimmt das der Schönheit der Musik nichts. Das Album besteht aus ihren Interpretationen der Werke von Carlos Mascardini. Ein Freund, der ihr das darauf enthaltene „Nora de Berlin“ widmete.
Buschmanns Spiel ist harmonisch. Sie beherrscht das Leise einer poetischen Melonga ebenso wie das Pulsierende der schon erwähnten Tango-Klänge. Zwischen Melancholie und Tanz bewegt sie sich von Argentinien nach Brasilien, dessen heimliche Hymne „Cariñoso“ sie mit sanfter Stimme singt. „Damit es nicht nur Gitarre ist“, sagt Buschmann. Nur Gitarre ist es aber bei „A felicidade“, einem Lied über Glück und Traurigkeit, bei dem tonal beides nebeneinander liegt – wie im Leben auch.
Bei Teja Gerken liegen tonal Deutschland und Amerika nicht nur nebeneinander, sie verschmelzen in seiner Sprache. Der Essener lebt seit Jahrzehnten in Kalifornien. Also Blues? Auch. Doch Gerken ist geprägt aus der Welt. Irish Folk, ein bisschen Country, aber kein Jazz. „Ich bin kein Jazz-Gitarrist“, sagt Gerken. Nur um den zweiten Namen seiner Tochter Naima musikalisch zu erklären, kommt er um jenen Jazz nicht herum und packt Johnny Coltranes gleichnamiges Werk aus. Gerken ist experimenteller, spielt zwischendurch auch nur auf dem Gitarrenhals. Seine Stücke sind mal ein leises Fließen, mal durchbrochen von Kontrast, vor allem aber fängt er mit seinen Kompositionen, seinem Spiel verschiedenste Stimmungen ein. Sie führen aber vor allem um die Welt, was seinen befreundeten Musikern zu verdanken ist. Sie kommen aus aller Herren Länder, ihre Stücke sind von der jeweiligen Tradition durchdrungen. Dass er sich neben seinen eigenen Kompositionen an deren Werken bedient, dafür gibt es eine Erklärung. Das Tourleben, sagt Gerken, kann einsam sein. „Wenn ich Stücke meiner Freunde spiele, dann ist es so, als ob ich sie mitbringe.“
Nora Buschmann indes ist er zuvor offensichtlich nicht begegnet. Doch das hält die beiden nicht davon ab, auch gemeinsam auf der Bühne zu sitzen. Und dann geht es auf zwölf Saiten nochmals nach Südamerika, jener Musik, mit der der Abend begonnen hat. Zurück lassen sie ein vor allem von Buschmann begeistertes und im Klang schwelgendes Publikum. (cs)