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Sitzung des Gemeinderats am 18. Februar Top 5: BV Neubau Pflegeheim: Energiestandard Der Gemeinderat hat am 28. Januar 2025 neue Vorgaben...
Stadtrat Wilfried Weisbrod
Stadtrat Wilfried WeisbrodFoto: Grüne

Sitzung des Gemeinderats am 18. Februar

Top 5: BV Neubau Pflegeheim: Energiestandard

Der Gemeinderat hat am 28. Januar 2025 neue Vorgaben für die Energiestandards durch den Gemeinderat beschlossen. Unsere Fraktion hat diese Entscheidung nicht mitgetragen. Als wichtiger Faktor wurde beschlossen, wie schon in der Vorlage ausgeführt, dass es wesentlich ist, zur Festlegung des Energiestandards die Thematik im Einzelfall für jedes Projekt zu prüfen, zu beraten und eine Entscheidung zu treffen. Dabei sind für jedes einzelne Projekt die Rahmenbedingungen aufzuzeigen und dann der Standard durch die Gremien festzulegen.

In Deutschland haben wir eine Tradition: Wir bauen solide – für viele Jahrzehnte. Und das ist gut so. Eine Konsequenz: Alle, die in Gebäude investieren, sollten die lange Nutzungszeit des Gebäudes im Blick haben. Denn alles, was wir heute bauen, wird noch lange in die Zukunft hinein bestehen, in der Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen. Vorzeitig erforderliche „Nachbesserungen“ sind immer deutlich teurer als es gleich von Anfang an richtigzumachen. Es richtigzumachen bedeutet, nach den Passivhaus-Prinzipien zu bauen.

Aber nicht nur aus diesem Grund ist der Passivhaus-Standard heute das günstigste Grundkonzept für jeden Neubau:

Ein Passivhaus ist in Deutschland selbst in der Investition nicht entscheidend teurer als ein Gebäude nach gesetzlich festgelegtem Mindeststandard. Das gilt auch für den Bau eines Pflegeheims. Das gelingt, wenn sich schon die Planung an den Passivhaus-Kennwerten und Methoden orientiert. So können bedeutende Kosteneinsparungen bei der Heiztechnik durch die geringere Heizlast realisiert werden. Die in den letzten Jahren dokumentierten Passivhaus-Neubauten kamen mit vierbis acht Prozentbaulichen Zusatzinvestitionen aus – und die lohnen sich oft allein durch staatliche Zuschüsse und in jedem Fall durch die eingesparten Energiekosten.

Die Aussagen in der Vorlage liefern leider keine endgültige Klarheit, da Zahlen für eine Vergleichbarkeit der beiden Systeme fehlen. Die allgemeinen und doch sehr pauschalen Aussagen in der Vorlage helfen dabei nicht weiter.

Bei der Kritik an der Passivhausbauweise ging es ja vorrangig um die Kostenfrage. Die kann für uns anhand der vorliegenden Informationen im Prinzip nicht beantwortet werden. Es gibt für alle Alternativen keine Kostenschätzungen und auch keine hypothetischen Berechnungen. Hypothesen auch deshalb, weil klar ist, dass zugestandene höhere Baukosten durch niedrigere Energieverbräuche und mögliche steigende Kosten für Energie gegeneinander aufzurechnen wären.

Ein weiterer Aspekt, den wir einbringen wollen, es wurde mehrfach argumentiert, dass Passivhausbauweise für Pflegeheime schwer umsetzbar sei, weil an solche Gebäude andere Kriterien anzustellen seien.

Wir haben recherchiert und zahlreiche Beispiele dafür gefunden, zwei wollen wir nennen:

Das Altenpflegeheim St. Josef in Mönchengladbach: Die Kosten betrugen im Jahr 2010 knappe sieben Millionen Euro.

Das Caritas-Haus Neuwerk ist das erste Altenpflegezentrum, das in Europa im Passivhausstandard gebaut wurde. Die Kosten für 80 Plätze im Jahr 2003 betrugen sechs Millionen Euro.

Im Februar 2023 wurde das weltweit erste passivhauszertifizierte Klinikgebäude eröffnet. Es bietet Platz für 675 Betten und 40 tagesklinische Plätze, auf dem Dach befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz. Es handelt sich um ein Maximalversorgerkrankenhaus. In den Bereichen Medizin, Pflege und Administration sind insgesamt rund 1.600 Mitarbeitende beschäftigt. Das Klinikum gehört zum varisano-Verbund (Kliniken Frankfurt-Main-Taunus GmbH) mit der Stadt Frankfurt a.M. und dem Main-Taunus-Kreis. Die Umsetzung des Neubaus im Passivhausstandard beruht auf einem entsprechenden Beschluss der Stadt Frankfurt.

Im Vorfeld des Neubaus hatte das Passivhausinstitut Darmstadt in einer Grundlagenstudie die Voraussetzungen der Umsetzung des Passivhausstandards in Krankenhäusern untersucht. Krankenhäuser zählen zu den Spitzenverbrauchern bei Heizenergie und Strom. Eine spürbare Reduzierung des Energiebedarfs senkt die Betriebskosten und sorgt für mehr Unabhängigkeit von der künftigen Entwicklung der Energiepreise. Die Beteiligten hoffen, mit diesem öffentlichen ökologischen Leuchtturmprojekt zahlreiche Nachahmer zu finden.

Wir werden der Beschlussempfehlung, den Energiestandard zu senken, nicht zustimmen.

Modell Pflegeheim
Modell Pflegeheim.Foto: Stadt Walldorf
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Walldorfer Rundschau
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Ausgabe 14/2025

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