Es bimmelt kurz oben, dann sausen die Radfahrer durch die Unterführung am Bahnhof Bad Schönborn-Kronau. Manchmal geht es hier zu wie auf der Schnellstraße. Fußgänger haben es ebenfalls eilig und wollen schnellen Fußes auf das Gleis, zur Arbeit oder nach Hause. Der Bahnhof ist allerdings auch kein Ort zum Verweilen, das ändert auch die Kunst an der Wand nichts. Hier dürfen sich Sprayer austoben, was viele Graffiti-Künstler auch aus Nachbargemeinden anzieht. So manches Mal gab es auch eine Diskussion an der Wand mit der Spraydose, wenn man beispielsweise an einen Weihnachtsmann denkt. Eingegriffen wird allerdings nur, wenn Symbole wie Hakenkreuze oder ähnliches gegen Gesetze verstoßen. Am vergangenen Mittwoch waren die Konterfeis von AfD-Politikern zu sehen. Darunter standen Zitate wie „Wir werden die EU zerstören, von Maximilian Krah,
„Deutschland den Deutschen“ von Benjamin Nolte oder „Auch das Grundgesetz ist nicht in Stein gemeißelt“ von Tino Chrupalla. Was auf den ersten Blick zunächst wie pro der Alternative aussah, entpuppte sich mit einem Schritt zurück als das Gegenteil. Alle Porträts zusammen ergaben „NO AFD“ und QR Codes führten auf eine Seite, die ein Verbot fordert.
Alle Zitate waren allerdings bekannt und sind belegt. „Solche Menschen müssen wir selbstverständlich entsorgen“, eine Äußerung von Petr Bystron, sorgte für Diskussionen. Das Kunstwerk, das wie man unschwer erkennen konnte, in stundenlanger Arbeit entstand, war dann allerdings am nächsten Tag schon wieder verschwunden. Professionell wurde es überstrichen. Aufgrund von Beschwerden hatte das Ordnungsamt ungewohnt zügig reagiert und den Bauhof mit der Beseitigung beauftragt. Erfreulich wäre, wenn auch Schmierereien wie „Deutschland den Deutschen“ oder „F*** die Bullen“, wie kürzlich in der Unterführung von Langenbrücken, ähnlich schnell verschwinden würden. Das dauert mitunter eine Woche und die sind weder künstlerisch wertvoll noch durch die Meinungsfreiheit gedeckt. (cm)