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Gründonnerstagsgottesdienst am 17.4.2025 in Neckargemünd berührt mit Bildern, Licht und Symbolik

Es ist still in der katholischen Kirche in Neckargemünd. Das Licht ist gedämpft, beinahe schummrig. In grünes Licht getauchte Bereiche entlang des äußeren...
Das kirchliche Ritual an Gründonnerstag erinnert daran, wie Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung den Jüngern die Füße gewaschen hat.
Das kirchliche Ritual an Gründonnerstag erinnert daran, wie Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung den Jüngern die Füße gewaschen hat.Foto: du

Es ist still in der katholischen Kirche in Neckargemünd. Das Licht ist gedämpft, beinahe schummrig. In grünes Licht getauchte Bereiche entlang des äußeren Kirchenrunds verweisen auf den Kreuzweg Jesu – und auf den Gründonnerstag, an dem der Weg des Leidens beginnt. Die Atmosphäre ist spürbar ernst, doch nicht ohne Hoffnung.

Es ist ein Moment der Sammlung, der Hinwendung. Der Beginn der drei heiligen Tage, die Karwoche, findet in diesem Gottesdienst ihren Höhepunkt – und zugleich ihren tiefsten Punkt. Pfarrer Tobias Streit gestaltet den Gottesdienst gemeinsam mit Gemeindereferentin Tatjana Abele und Pfarrer Thomas Mathew. Unterstützt werden sie von nicht weniger als 29 Ministranten, was der Feier eine besondere Festlichkeit und zugleich Tiefe verleiht.

„Grün“ kommt von Weinen

In seiner Predigt geht Pfarrer Streit der Frage nach, was es mit dem „Grün“ des Gründonnerstags auf sich hat – einem Begriff, der für viele positiv besetzt ist. Ein Kirchenbesucher bringt es auf den Punkt: „Grün, das verbinde ich mit Frieden – und dafür steht Jesus doch.“ Doch der Pfarrer klärt auf: Der Name stammt ursprünglich vom mittelhochdeutschen greinen – was Weinen und Klagen bedeutet. Denn mit dem Gründonnerstag beginnt auch der Verrat. Die Leidenszeit Jesu nimmt ihren Lauf.

„Er liebte sie bis zur Vollendung“

Gelesen wird an diesem Abend das Evangelium nach Johannes, Kapitel 13: „Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war … Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.“ Der Apostel berichtet von der Fußwaschung – einer Geste der Demut – und vom letzten Abendmahl, das Jesus im Wissen um seinen nahen Tod mit seinen Jüngern teilte.

Fußwaschung

Im Altarraum sitzen an diesem Abend zwölf Kinder auf Stühlen – darunter auch Erstkommunionkinder. Sie stehen symbolisch für die zwölf Jünger. Als Pfarrer Streit ihnen die Füße wäscht, unterstützt von den Ministranten, wird sichtbar, was Demut und Menschenliebe bedeuten. Gemeindereferentin Abele spricht dazu ein tief bewegendes Gebet:„Gott ist die Liebe, und wer sich auf diese Liebe einlässt, wächst über sich hinaus.“

„Ubi caritas et amor, Deus ibi est – Wo Liebe ist und Güte, da wohnt Gott“: Die Gemeinde singt diesen lateinischen Hymnus, getragen von den letzten Orgelklängen des Abends. Denn mit dem feierlichen Gloria verstummen Orgel und Glocken – für drei Tage bis zur Osternacht. Es ist ein Bruch – nicht musikalisch, sondern spirituell. Eine Zäsur, die die Dunkelheit der kommenden Stunden andeutet.

Kinder um den Altar

Zur Eucharistiefeier – der liturgischen Vergegenwärtigung des letzten Abendmahls – sind alle Kinder eingeladen, zum Altar zu kommen. Sie umringen ihn, stehen auf den Treppenstufen und erleben hautnah mit, was es bedeutet, wenn Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden. Beim gemeinsamen Vaterunser reichen sich alle Gläubigen die Hände, ebenso beim Friedensgruß – ein stilles, aber starkes Zeichen der Einheit und Versöhnung. In Anlehnung an das letzte Abendmahl waren die Gläubigen eingeladen, die heilige Kommunion in zweierlei Gestalt zu empfangen, indem die Hostie in den Wein getunkt wurde.

Von Grün auf Rot

Pfarrer Streit kündigt danach den Beginn der „dunklen Stunden“ an. Es wird ernst. „Bleibet hier und wachet mit mir, wacht und betet, wacht und betet“ – singt die Gemeinde, während der Altarraum ausgeräumt wird. Das Allerheiligste wird aus dem Tabernakel entfernt, der Altar bleibt leer. Ein Bild der Leere – der Tod ist in greifbarer Nähe. Die zuvor grün erleuchteten Wege am Kreuzweg leuchten jetzt rot. Die Kerzen verlöschen. Die Kirche bleibt in Dunkel gehüllt.

Fackellauf fällt Regen zum Opfer

Wer möchte, darf bleiben – für den anschließenden Jugendkreuzweg. Etwa 50 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 29 Jahren sind gekommen, begleitet auch von Firmandinnen und Firmanden aus Weinheim, die derzeit in der Jugendherberge in Dilsberg untergebracht sind. Eigentlich war geplant, mit einem großen Holzkreuz und Fackeln hinaus in den Menzerpark zu ziehen. Doch der anhaltende Regen lässt das nicht zu – und so bleibt die Gruppe in der Kirche.

Alleine unterwegs - oder mit Jesus?

Pfarrer Streit teilt Kerzen aus, und sieben Gruppen bilden sich – jeweils zwei Sprecher führen durch die sieben Stationen des symbolischen Wegs. Schleichend, stolpernd, kriechend, ergreifend, schreitend, gebrochen und erhebend – diese Worte begleiten den Weg Jesu und deuten gleichzeitig auf das Leben der Jugendlichen hin. Denn der Kreuzweg stellt auch Fragen an uns: Wie gehe ich mit den schweren Wegen in meinem Leben um? Gehe ich allein – oder in Gemeinschaft mit Christus? Die Stationen laden zur Besinnung ein, sie sind Brücken zwischen dem damaligen Geschehen und der Gegenwart.

Licht der Auferstehung

Seit 1958 gibt es diesen Jugendkreuzweg – damals als „Gebetsbrücke“ zwischen Ost und West. Heute verbindet er Christen aller Konfessionen und Generationen. So endet der Gründonnerstag in Neckargemünd nicht mit einem feierlichen Schlusssegen, sondern in Stille. Kein Amen, kein Orgelklang, keine Glocke. Nur das flackernde Licht der Kerzen, das schweigende Gebet und das Gefühl, dass der Weg Jesu weitergeht – durch Leid, durch Dunkel, durch den Tod – bis zum Licht der Auferstehung. (du)

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22.04.2025
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