Zum traditionellen Neujahrsempfang der Grünen konnten Elke Dörflinger und Christian Keller zahlreiche Gäste im Stadthallenrestaurant Rondeau begrüßen.
Viele Bürgerinnen und Bürger waren zu der Veranstaltung in festlichem Rahmen gekommen. In ihren kurzen Ansprachen betonten Dörflinger und Keller die Relevanz des Themas: „Die Zunahme von Extremwetterereignissen ist eine Realität, mit der wir uns dringend auseinandersetzen müssen“, so Keller. Sie betonten, wie wichtig der Austausch von Ideen und Erfahrungen in einem solchen Forum sei und kündigten einen abwechslungsreichen und äußerst interessanten Abend mit den beiden Vorträgen von Dr. Andre Baumann MdL und Dr. Thomas Rink an.
Dr. Andre Baumann, MdL, der online zugeschaltet war, betonte die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen zur Vorbeugung von Extremwetterereignissen. In seiner Rede berichtete er von einem Besuch im von extremer Trockenheit betroffenen Kalifornien. „Die Katastrophen in Kalifornien sind ein eindringliches Beispiel dafür, wie schnell sich extreme Wetterbedingungen auf unsere Lebensqualität auswirken können. Sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen ist es an der Zeit, entschlossen zu handeln", so Baumann. Insbesondere die zunehmenden Hitze- und Trockenperioden seien nicht nur eine ökologische Herausforderung, sondern auch eine ökonomische Bedrohung für das wirtschaftsstarke Baden-Württemberg, so Baumann weiter. „Unsere Wälder stehen unter enormem Druck. Sie sterben ab und erleiden Hitzeschäden. Wir müssen dringend Maßnahmen zum Schutz und zur Anpassung dieser wertvollen Ökosysteme ergreifen - nicht nur für uns, sondern vor allem für unsere Enkelgeneration.“
Mit Blick auf die Städte sei es wichtig, genügend Luft in die Städte zu bekommen. „Wir müssen Kaltluftströme nutzen und innovative Lösungen wie Wasserbrunnen im urbanen Raum umsetzen, um das Stadtklima zu verbessern“, so Baumann weiter. „Dafür gibt es auch Förderprogramme des Landes Baden-Württemberg, die die Kommunen nutzen können. Dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieproduktion auf über 55 % gesteigert werden konnte ist ein Erfolg der jetzigen Regierung.“
„Lassen Sie uns gemeinsam für einen effektiven Klimaschutz eintreten! Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern. Ich möchte mir keine Welt vorstellen, in der wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen“, schloss er seinen Vortrag und verabschiedete sich nach einem regen Austausch mit den Anwesenden.
Anschließend hielt Dr. Thomas Rink einen eindringlichen Vortrag. Gleich zu Beginn betonte er: „Ich spreche heute zu Ihnen als Wissenschaftler. Beim Klimaschutz geht es nicht um Parteipolitik. Das Klima geht uns alle an und kennt keine Parteien.“
Der Bundestagskandidat der Grünen wies darauf hin, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde stetig steige und die Klimaziele in Deutschland bereits gerissen seien. „Seit rund 120 Jahren wissen wir, dass die Temperaturen steigen werden. Der Treibhauseffekt ist real und wissenschaftlich anerkannt“, sagte er. „Es gibt eine Dynamik im Klima- und Wettersystem, die weitreichende Auswirkungen auf unsere Vegetation, Flora und Fauna, unsere Artenvielfalt und vor allem auf die globale Nahrungsmittelsicherheit hat.“ Das Klima verändere das Wetter - in welche Richtung genau, wisse man noch nicht. Deshalb seien Computersimulationen für die Wissenschaft ein hilfreiches Werkzeug, um zukünftige Entwicklungen vorherzusagen.
In Baden-Württemberg ist der Temperaturanstieg noch ausgeprägter. Bereits im Jahr 2022 wurde mit einer durchschnittlichen Temperatur von 10,6 °C das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet. Prognosen des Klima-Sachverständigenrats Baden-Württemberg zufolge, könnte die Durchschnittstemperatur in der Region bis 2040 um insgesamt 3 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau steigen. Im Vergleich dazu wurde beim Pariser Klimaschutzabkommen festgelegt, die globale Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1850–1900) auf unter 2 °C zu begrenzen.
Diese Daten verdeutlichen, dass Baden-Württemberg eine überdurchschnittliche Erwärmung erfährt, was auf regionale klimatische Besonderheiten zurückzuführen sein kann. Die beschleunigte Erwärmung in der Region unterstreicht die Dringlichkeit von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.
Zur Abschwächung des klimawandelbedingten Lufttemperaturanstiegs, der in Baden -Württemberg noch deutlich höher ausfällt als der weltweite Klimaanstieg, müssen alle Teile der Gesellschaft an der Einhaltung der Klimaschutzziele mitwirken.
Der Wissenschaftler unterstrich den wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel und stellte auch ein Szenario für die Stadt Hockenheim vor. „Es gibt genügend Beweise für diese Szenarien. Wir haben aber noch die Chance, aktiv zu handeln.“ Möglichkeiten für Risikomanagement und Anpassungsmaßnahmen seien bereits vorhanden und müssten genutzt werden. Dazu gehören beispielsweise die CO2-Bepreisung, der Ausbau erneuerbarer Energien, wie Solar- und Windenergie oder die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft.
„Wir müssen jetzt handeln! Jeder Schritt zählt, um unsere Umwelt zu schützen und nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen“, schloss Rink seine Rede und stand im Anschluss noch zahlreichen interessierten Fragen Rede und Antwort.
Der offizielle Teil des Neujahrsempfangs endete mit einem Ausblick auf anstehende kommunale Herausforderungen. Adolf Härdle, Mitglied der Grünen Gemeinderatsfraktion, stellte zentrale Herausforderungen vor, die z.B. in den Bereichen Innenstadtentwicklung, Bildung und Soziales, Mobilität und Klimaschutz zu sehen sind. „Wir Grüne werden uns weiterhin hier aktiv einbringen und entsprechende Anträge stellen“, kündigte er an.
Der Neujahrsempfang bot am Ende nicht nur Raum für anregende Gespräche, sondern auch für den Austausch über konkrete Maßnahmen zur Bewältigung der klimatischen Herausforderungen. Einer der Teilnehmenden sagte „Wir brauchen nicht darüber zu streiten, ob der Klimawandel menschengemacht ist oder nicht, er ist da und wir müssen uns Gedanken machen, was wir tun können.“
Ein anderer stellte die Frage, welche Kosten auf die Kommunen zukämen, wenn ein Hochwasser wie im Ahrtal käme und man müsse sich fragen, wie die Kommunen das bei leeren Kassen bezahlen wollten.
Die beiden Hauptredner zeigten sich optimistisch, mit dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger sowie der politischen Akteure eine nachhaltige Zukunft gestalten zu können. Der OV Hockenheim freute sich über die zahlreiche Teilnahme und über den Zuwachs durch Neu-Mitglieder.
Die nächste Möglichkeit zum Austausch mit den Grünen und Dr. Thomas Rink besteht am 25. Januar in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr in der Karlsruher Straße. Es sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. (ed/red)