Bündnis 90 / Die Grünen - Süßen
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Haushaltsrede 2025, Lilith Kuhn für die Grüne Fraktion

Wir stecken in schwierigen Zeiten , finanziell, aber vor allem auch politisch. Und trotzdem möchte ich heute anhand von einigen Themen auf lokaler Ebene...

Wir stecken in schwierigen Zeiten, finanziell, aber vor allem auch politisch. Und trotzdem möchte ich heute anhand von einigen Themen auf lokaler Ebene ein paar optimistische Vorschläge wagen.

Ob nun russische Propaganda auf TikTok oder rassistische Anfeindung: Der Tonfall hat sich auch hier lokal geändert. Es ist unsere Aufgabe, Menschen vor Ort spüren zu lassen, dass sie Teil eines funktionierenden Netzwerks sind. Dass Demokratie eine Chance für die Anliegen aller Bewohner/-innen ist.

Dies schaffen wir nicht, wenn wir als ersten Beschluss einer schwierigen Haushaltslage die Mieten erhöhen, sondern mit einer intakten Daseinsvorsorge, die die Menschen aktiv wahrnehmen. Wenn wir den Menschen begreiflich machen, dass die Stadt mit all ihren Baustellen die Infrastruktur für die Menschen vor Ort verbessern und niemanden ärgern will. Dass wir hier vor Ort mit dem Schulbau in Bildung und Jugend investieren. Dass es heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist, als kleine Kommune ein öffentliches Hallenbad zu stemmen und wir es trotzdem wagen. Wenn deutlich wird, dass beispielsweise der neue Radschnellweg ein innovatives Nebenprodukt der nicht mehr ganz so neuen B10 ist, und finanziell nicht in Konkurrenz zu aktuellen anderen Ausgaben steht. Wenn wir Anreize für die Menschen vor Ort schaffen, sich mit eigenen Solarpaneelen aktiv an der Energieversorgung zu beteiligen und sie sich dabei noch selbst versorgen können.

Um den sozialen Zusammenhalt in Süßen zu unterstützen, braucht es öffentliche Orte der Begegnung und eine gute Aufenthaltsqualität.

Wir beantragen daher ein Wirtschaftsförderungskonzept für eine Revitalisierung der Innenstadt. Gerade im Zuge der Entwicklung der Heidenheimer Straße und der schwierigen Lage von Einzelhändler/-innen brauchen wir hier eine gute Zusammenarbeit. Denn niemandem ist mit einem tollen neuen Gehweg nach der Sanierung geholfen, wenn er nur an leeren Schaufenstern entlangführt. Zivilgesellschaftliches Engagement – zum Beispiel durch eine Neubelebung der Lokalen Agenda – könnte dabei eingebunden werden. Es gibt in Süßen viele Menschen mit guten Ideen. Teil dieser Revitalisierung sollte auch die Erhaltung bzw. Sanierung des Filsstegs sein. Denn vor Ort einkaufen, machen Menschen vor allem dann, wenn sie in der Innenstadt gerne und sicher zu Fuß unterwegs sind. Man kennt sich und trifft sich – das macht eine Kleinstadt wie Süßen aus.

Wenn wir wollen, dass sich Menschen in Süßen gerne im öffentlichen Raum aufhalten, dann brauchen wir auch Toiletten. Deshalb möchten wir ein öffentliches Toilettenkonzept für Süßen anregen. Im Urlaub haben Sie bestimmt auch schon bemerkt, dass andere Länder das deutlich besser hinbekommen. Ein gutes Design hilft gegen Vandalismus. Und wer putzt, sollte entsprechend entlohnt werden. Wir haben in Süßen die nötige Infrastruktur, die Situation vor Ort mit – im Vergleich wenig finanziellen Mitteln – deutlich zu verbessern. Also sollten wir sie nutzen.

Außerdem fordern wir, dass die Stadt Süßen bei allen Vorhaben die Vorsorge für Extremwetterereignisse mitdenkt und plant. Erst neulich habe ich gelernt, dass der Ausdruck „survival of the fittest“ von Englisch „to fit“ kommt und damit nicht das Überleben der Stärksten, sondern die Anpassungsfähigkeit von Lebewesen an neue Gegebenheiten meint. Ich möchte die politischen Anliegen der Grünen-Fraktion sicher nicht auf darwinistische Theorien begründen. Und doch hat das Hochwasser im Juni oder die Hitzephasen der letzten Jahre deutlich gemacht, dass wir uns anpassen müssen. Es sind nur Kleinigkeiten, die hier manchmal den entscheidenden Unterschied machen. Eine schattige Bank oder ein Springbrunnen, der es kleinen Kindern erlaubt, sich abzukühlen. Doch nicht nur für ältere Menschen und Kinder ist es überlebenswichtig, dass wir Vorsorge treffen, sondern auch, um ökonomisch wettbewerbsfähig zu bleiben.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einige Worte zum geplanten IKG Auen sagen. Die Region Stuttgart steckt in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Innovationen entstehen nicht auf der grünen Wiese, sondern dort, wo unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Es muss die nächsten Jahre darum gehen, Räume neu zu denken, Kooperationen zu schließen und Co-Working-Spaces zu etablieren. Ja, es ist leichter, auf der grünen Wiese zu bauen und es braucht Kreativität, mit alten Strukturen zu arbeiten. Aber: Wir brauchen gute Böden, um uns zu ernähren, wir brauchen Versickerungsflächen, um unsere Gebäude zu schützen und wir sollten sehr genau überlegen, wie wir mit unserer Gemarkungsfläche umgehen, um resilient bleiben zu können.

Abschließend möchte ich einen Dank an alle Menschen in Süßen aussprechen, die sich im Ehrenamt, in der Kinderbetreuung, Jugendarbeit, Integrationsarbeit oder der Altenpflege - beruflich oder privat - für ihre Mitmenschen engagieren. Aus diesem Grund unterstützen wir die Anträge zur Nachbefüllung des Kunstrasenplatzes. Die Arbeit mit Menschen ist ausschlaggebend dafür, in welche Richtung wir als Gesellschaft in Zukunft gehen werden. Vielen Dank.

Erscheinung
Süßener Mitteilungen
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Ausgabe 50/2024

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Süßen

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