Teilweise neigt sich die Handballsaison nicht nur dem Ende entgegen, sondern ist für manche Teams der HG Oftersheim/Schwetzingen bereits Geschichte. Und dies mit durchaus erfreulichen Begleitumständen. Zunächst sicherte sich die D2 den Staffelsieg im Bereich Rhein-Neckar-Tauber mit einem 45:30 über die SG Edingen/Friedrichsfeld. Tags darauf wurde die D1 nach ihrem 34:22 (21:8)-Kantersieg (nach 8:1, 12:2 und anschließendem Schongang) über die JSG Weschnitztal von Verbandsseite für die schon seit einigen Spieltagen feststehende Landesliga-Meisterschaft geehrt. Sie darf jetzt noch ein Final-Four um Badens Krone bestreiten.
Erfreulich teilweise auch die Berichtslage bei den „Großen“. Nicht jedoch bei der ersten Männer-Mannschaft, die sich Kornwestheim im Heimspiel beugen musste. Jetzt soll bei Balingen-Weilstetten II (Samstag, 19.30 Uhr) der finale Schritt zum Klassenerhalt getan werden. Zeitgleich wird die Männer-Ib in Knittlingen auflaufen. Auch die Frauen scheiterten knapp in Herrenberg. Sie wollen jetzt gegen Heiningen doppelt punkten (Samstag, 17 Uhr, Nordstadthalle Schwetzingen)
Sonntags ist dann Bundesliga-Spieltag. In der Nordstadthalle trifft die B-Jugend auf den TSV Allach (14 Uhr). Die A1 fährt derweil zur SG Pforzheim/Eutingen, oder eben einfach zum „Klassiker“, wie es ihr Torwart Jerémie Meyer ausdrückte. Der Anpfiff dort soll um 15 Uhr ertönen.
Es hat nicht sollen sein. Mit einem Sieg über den SVS Kornwestheim wäre die HG Oftersheim/Schwetzingen aller Sorgen ledig gewesen. Das Thema Klassenerhalt könnte abgehakt werden. Doch statt dessen gab es nach 60 sehr enervierenden Handball-Minuten eine 32:33-Niederlage.
„Wir haben etwas gutzumachen, da ist mir der Gegner in erster Linie nicht so wichtig“, hatte HG-Trainer Christoph Lahme nach der Pleite in Erlangen vorgegeben. „Wir sind definitiv nicht auf verlorenem Posten, aber um was mitzunehmen, müssen wir uns gehörig strecken und dürfen nicht noch einmal so einen leblosen Auftritt zeigen.“ Und den boten seine Jungs auch nicht, und eigentlich hatten sie auch die spielerischen Lösungen, etwas zu reißen. Doch „eigentlich“ bringt keine Tore, geschweige denn Punkte, wenn es mit der Umsetzung hapert. Mit 5:10 (13.) dürfte der Auftakt der Begegnung als missglückt angesehen werden, die heimische Wurfqualität war nicht zum besten bestellt. „Da hatten wir Fehler, die wir zuletzt schon abgestellt hatten“, haderte Lahme über 19 Fehlangriffe bis zur Pause. „Wir waren zu passiv im Angriff.“
Inzwischen hatte der Oftersheim/Schwetzinger Head-Coach nicht nur eine Timeout-Karte verbraucht, sondern auch Florian Burmeister nach langer Verletzungspause wieder ins Rennen geschickt. Der Rückraum-Mann war mit beteiligt, dass eine erste Aufholjagd initiiert wurde. Diese endete jedoch beim 10:12 (24.) als Leonard Zaum über die Mitte kam und einhämmerte. Und für weitere 25 Minuten bis zum 23:25 kam die HG ihren Gästen nicht mehr so nahe. Kornwestheim hatte häufig eine Antwort auf die nun bessere Spielweise der Hausherren parat, meist über die Schnelle Mitte und es blieb bei rund vier Toren Rückstand (13:17, 17:23, 23:27). „Wir haben uns von den hohen Halben zu sehr stressen lassen“, sah Lahme als einen Grund an, „warum wir es nicht schafften, richtig ranzukommen. Und wir haben uns nicht gut zurückgezogen.“
Die gesamte Dramatik dieses Spiels und besonders ihre Endphase in einen Bericht zu zwängen, würden jegliche vorgegebene Rahmen sprengen – und es kulminierte besonders in dieser Endsequenz, die mit mit keinem Punktgewinn belohnt wurde. Zum Beispiel als Max Barthelmeß versuchte, seinem Gegenspieler den Ball rauszuprellen, der dann aber eine Pirouette drehend zu Fall kam – Rot (54:00). Torwart Frederik Fauerbach hielt den dazu verhängten Siebenmeter, den Jan Reusch verwirft, was oft passiert, wenn ein Schütze nicht von der Sinnhaftigkeit eines solchen Pfiffs überzeugt ist. Das größte Chaos folgte direkt danach, Spielstand 26:30. Lahme ließ seinen „Co“ Justin Hahne die letzte Auszeitkarte legen. Derweil soll Sinan Antritter einen Wechselfehler begangen haben (im Video wegen einer Wiederholung der Fauerbach-Parade nicht ersichtlich), was nach intensiver Reklamation der Kornwestheimer Seite auch vom Kampfgericht bestätigt wurde. Also kein Timeout, weitere Hinausstellung und Ballwechsel an die Gäste.
Es wäre zu diesem Zeitpunkt einem Wunder gleichgekommen, hätte die HG jetzt noch etwas Zählbares erreicht. Damit war die Partie theoretisch durch. Doch das Wort „theoretisch“ hat die gleiche Verlässlichkeit wie das zuvor erwähnte „eigentlich“. Ebenso glaubte Vorstandsmitglied Michael Zipf nun, „das Spiel ist gelaufen“. Und doch war seine Mannschaft hautnah dran, scheiterte nur knapp und Kornwestheims Co-Trainer Frieder Hansen, in Vertretung seines beruflich verhinderten Chefs Alexander Schurr, bekannte: „Zum Glück haben wir das nach Hause geschaukelt. Es war eine unglaublich intensive Schlussphase. Da haben wir die Halle kennengelernt. Hätten wir früher nicht so vorgelegt, wer weiß wie es ausgegangen wäre.“
Burmeister-Comeback mit acht Treffern
Trotz doppelter Unterzahl kam der Gastgeber, auch dank Burmeister (Lahme: „Glückwunsch, Bombenauftritt“) auf 31:32 und 32:33 heran. Noch 27 Sekunden verblieben. Und wieder wurde der Ball, diesmal durch Zaum, erobert, fünf Sekunden Restspielzeit. Doch der angespielte Burmeister konnte nicht werfen, fand bis zur Sirene auch keine Anspielstation mehr. Das Wunder der Punktrettung blieb aus.
So spielte die HG: Berghoffer, Fauerbach; Barthelmeß (1/1), Nauß, Antritter (3), Wahl (1), Kern (4), Auth, Suschlik, Durak, Burmeister (8), Stier (5), Bösing (3), Haase (1), Kuhlee, Zaum (6).
Es gibt solche Handball-Mannschaften, die liegen einem, andere wiederum eher nicht. Zur ersteren Kategorie gehört für die Männer-Oberligisten von Oftersheim/Schwetzingen II scheinbar die HSG Ettlingen. Nach dem auswärtigen Hinspielerfolg distanzierten sie den Viertplatzierten nun auch im Rückspiel mit 40:34 (23:17).
Wer einen in Topverfassung agierenden Rückraumwerfer wie Maximilian Kuhlee in seiner Startaufstellung hat, kann es sich auch leisten, einen Florian Burmeister zunächst auf der Bank zu belassen. Dieser half zum zweiten Mal aus, da er sich nach seiner Verletzung noch im Aufbau befindet. Praktisch alle Treffer aus dem Positionsangriff in der rund viertelstündigen Abtastphase gingen dafür auf Kuhlees Konto, während seine Kollegen für Schnellangriffe oder Siebenmeter zeichneten. Schon da setzte sich das Heimteam leicht ab. Der Youngster bekam dann eine kurze Ruhepause, Routinier Burmeister übernahm kurzzeitig, bevor Kuhlee sein Konto dann bis zur Pause weiter auf acht Tore erhöhte.
Nach dem Seitenwechsel wollte es bei ihm, aber auch seinen Nebenleuten zunächst aber nicht mehr so recht gelingen. Scheinbar wollte die HG die HSG noch etwas am Spiel teilhaben lassen (25:24/39.). Ettlingens Coach Alexander Bossert, der die Mannschaft nach dem Rückzug von Chris Job übernommen hat, schickte hinzu Tim Kusch zu seiner engeren Bewachung vor. Oftersheim/Schwetzingens Bankdirektor Alexander Lemke reagierte prompt, indem er Burmeister wieder ins Rennen schickte. Der Ex-HGler Kusch wusste nun nicht so genau, wem er mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Der Heimvorsprung stabilsierte sich wieder bei meist drei Toren Differenz, auch weil Kuhlee sich dann verstärkt aufs Kontern verlegt hatte. Dieser Vorteil fiel aber noch einmal in sich zusammen (33:32/52.).
Bosserts nächste Idee war dann, beide HG-Shooter aus dem Spiel zu nehmen. Dies gab viel Platz für den Halbrechten Felix Rothardt, der auch Qualitäten als Anspieler aufblitzen ließ. Zirmlich schnell war dann der berühmte Drops gelutscht.
Lemkes Bilanz fiel entsprechend aus: „Sehr gut reingekommen, unser Angriff superstark, hat gegen die Ettlinger 3:2:1 umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“ Die zweite Halbzeit sei dann zunächst das komplette Gegenteil gewesen. „Aber nach dem schwachen Restart haben wir weitergemacht, uns kaum verunsichern lassen und es positiv zu Ende gestaltet und gebracht.“
HG: Bräunling, Meyer; Maurer (2), Auth (3), Nauß (4), Kirsch (2), Thüre (1), D. Huljak (4/2), Burmeister (6), Braun, Rothardt (4), Kuhlee (11), Zimprich (3), Löffler.
Verpasste Chance
„Am Ende haben wir die Möglichkeit zu punkten, in der Hitze des Gefechts liegen lassen.“ Trainer Carsten Sender war nach der mit 30:33 (15:17) verlorenen Regionalliga-Partie seiner Handballerinnen von der HG durchaus ein wenig enttäuscht und traurig, dass es nicht zu wenigstens einen Zähler (oder mehr) bei Rivale SG H2Ku Herrenberg gereicht hat. „Leider haben wir in den entscheidenden Phasen, nicht die richtigen Entscheidungen getroffen. Wir haben eine große Chance liegenlassen, die Hoffnung auf den Klassenerhalt zu wahren. Das ist Sport . . .“
Sein Team fing sich nach etwas mehr als einer Viertelstunde (8:8/18) einen ersten kleineren Rückstand ein (12:8). Diesen schleppte es in ungefähr diesem Umfang mit sich bis in die Schlussphase hinein (23:20, 27:22, 30:28). Doch der entscheidende Punch, den Anschlusstreffer zu setzen oder gar gleichzuziehen, fehlte. Trotz sechsminütiger zahlenmäßiger Überlegenheit auf dem Spielfeld gegen Schluss (insgesamt 12:4 Strafminuten) – inklusive einer direkten Disqualifikation – wollte nicht mehr gelingen. Damit ging der Sieg durchaus verdient an das Heimteam, welches sich zu behaupten wusste. Auch ein HG-Strafwurf blieb dabei auf der Stecke. „Die harte Gangart des Gastgebers hat gegen Ende der Partie auch zu Überzahlsituationen geführt. Leider nicht immer mit dem gewünschten Erfolg im Ausspielen derselben“, bedauerte der Kurpfälzer Coach über den Auftritt im Schwäbischen.
Zuvor war er durchaus über weite Strecken von dem Vortrag seiner Ladies angetan. „Insgesamt wurden wir heute von einer überragenden Saskia Zachert in Angriff und Abwehr angeführt. Lena Magnus sorgte ebenfalls immer wieder für erfolgreiche Abschlüsse.“ Aber mit Einbruch der Dunkelheit zur ertragslosen Heimreise war dies in der Gesamtbilanz zu wenig. Umso ärgerlicher, dass der vor der HG platzierte TuS Steißlingen ebenfalls verlor und damit nicht eingeholt wurde. Einziger Trost: Herrenberg ist jetzt zwar punktgleich mit dem badischen Team, doch der direkte Vergleich geht an Oftersheim/Schwetzingen. Ein Detail, welches in der Endabrechnung vielleicht noch Gold wert sein könnte.
So spielte die HG: Walther, Gudeanu-Giehl; F. Sender (1), Racky, Schütz, Förste (1), Haupt (4), Li. Magnus (1), Widmaier (6/1), Zachert (11/1), Le. Magnus (6), Jung, Patzschke, Kolb.
Erst haben sich die Landesliga-Handballerinnen der HG II ein wenig geziert, voll loszulegen. „Unsere Mannschaft war vom Kopf her nicht da“, beklagte sich auch HG-Coach Moritz Dornseiff nach dem Match. Doch letztlich gewann sein Team deutlich 29:15 (11:9). In Sachen Staffelsieg liegen somit alle Optionen weiterhin auf dem Tisch.
Wie bereits geschrieben, der Auftakt wollte nicht so recht gelingen. Sollte es gegen das Schlusslicht erneut wie im Hinspiel eine Pleite der Spitzenmannschaft geben? Blockierte diese Erinnerung die Besinnung auf eigene Fähigkeiten? Einzig Torfrau Kalliopi Myrianidou verhinderte einen größeren Rückstand als das schon verheerend anmutende 5:8 (19.). Doch nach Trainer-Ansprache, kurzer Bedenkzeit und einem weiteren Gegentreffer zum 5:9 wurde endlich Ernst gemacht – mit voller Konsequenz.
Klarer 8:0-Lauf
Die nächste Zwischenstation, dann schon der zweiten Halbzeit, lautete 13:9 – und es wurde gnadenlos gegen ein dünn besetztes und nun überfordert wirkendes Walldorfer Ensemble durchgezogen (22:11/45.). Die bis dato immer noch überragende „Kalli“ mit ihren blitzschnellen Reflexen durfte ihren Kasten verlassen und berechtigterweise vorzeitig Feierabend machen. Da brannte nichts mehr an. Für Dornseiff blieb als Fazit nur: „Da haben wir gezeigte, was wir wirklich können.“
Was ihre souveräne Torfrau hinten bedeutete, trug besonders Lara Kößler als treibende Kraft im Angriff zum Erfolg bei. Ihr zur Seite stand Routinier Nina Marmol Carmon als ausführende und vor allem einnetzende Akteurin. Zusammen kamen beide auf mehr als die Hälfte aller HG-Treffer.
Jetzt heißt es zum einen nach vorne schauen, was bedeutet, in Wieblingen eine ähnlich starke Vorstellung abzuliefern (Sonntag, 13 Uhr) und Seitenblicke zur Top-Konkurrenz zu werfen, was die so fabriziert.
So spielte HG: Myrianidou, Lichtner; Rühl (1), Siegel (2) Dörfer (1), Bosse (2/2), Stegmüller, Mayer (4), Jeckel, Schmitt, Zimmermann (2), Kößler (9/4), Marmol Carmona (7), Link (1).