Röm. kath. Kirchengemeinde Schriesheim-Dossenheim
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Kirche & Religion

Hoffe (Teil 1)

Liebe Leserinnen und Leser, als ich am Ostersonntag Papst Franziskus beim traditionellen Segen Urbi-et-Orbi im Fernsehen gesehen habe, da war ich überrascht,...

Liebe Leserinnen und Leser, als ich am Ostersonntag Papst Franziskus beim traditionellen Segen Urbi-et-Orbi im Fernsehen gesehen habe, da war ich überrascht, dass er danach noch über den Peterplatz gefahren wurde. So gebrechlich ... Gewiss hatten die Ärzte ihm von all dem abgeraten. Aber vielleicht wollte er noch ein letztes Mal den Gläubigen nah sein, sich gleichsam von den Menschen verabschieden.

Bei seiner Wahl 2013 überraschte er auch mich mit dem von ihm gewählten Papstnamen: Franziskus. Ich dachte: Der Name ist Programm: Franz von Assisi war der Heilige der Armen. Und es zeigte sich schnell: Eine „arme Kirche für die Armen“ – die wollte auch Papst Franziskus.

Die nächste Überraschung: Seine erste Papstreise führte ihn auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa. Wie er da den Kranz ins Mittelmeer geworfen hatte, für all die Namenlosen, die bei der Überfahrt ertrunken sind: So viel Mitmenschlichkeit eines Papstes hat mich tief berührt. Als im Frühjahr seine Autobiografie herauskam – auch das überraschend für einen Papst – da hatte ich sie mir gleich gekauft.

Und darin habe ich dann gelesen, warum Franziskus damals nach Lampedusa gefahren war. Beinahe wären nämlich seine Eltern 1927 bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen; als sie dabei waren, ihre Heimat Italien zu verlassen, um nach Argentinien auszuwandern. Dass er Kind von Migranten war – das hat Papst Franziskus in der Flüchtlingsfrage so leidenschaftlich gemacht.

„Hoffe“ heißt die Autobiografie dieses außergewöhnlichen Papstes (Papst Franziskus: Hoffe, Kösel Verlag München 2025). Und was ich da gelesen habe, das hat mich auch wieder überrascht. Denn hier spricht Franziskus als er selbst, nicht unbedingt als Papst. Als Papst musste er ja stets darauf schauen, dass ihm sein Laden, die römisch-katholische Kirche, nicht um die Ohren fliegt. Sie ist mit über 1,4 Milliarden Gläubigen zugleich so alt wie wenige andere Institutionen. Und gerade, weil es um den Glauben geht, geht es da mitunter leidenschaftlich zu. Das Ringen, die Grabenkämpfe: Das alles gehört zur katholischen Kirche. Auch das Versagen. Papst Franziskus hatte das nicht ausgeblendet oder übertüncht mit frommen Floskeln, wie das allzu oft passiert.

Die Sprache von Franziskus war einfach und klar. „Alle sind in die Kirche eingeladen, auch geschiedene, homosexuelle und transsexuelle Personen“, schreibt Franziskus z.B.in seiner Autorbiografie. Und weiter: „Diese Menschen sind keineswegs Kinder eines geringeren Gottes. Gottvater liebt sie mit der gleichen bedingungslosen Liebe. (…) Und er begleitet sie auf dieselbe Weise wie uns: voller Nähe, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit.“

(R. Baier)

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Mitteilungsblatt der Stadt Schriesheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 18/2025

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