Frauen mit Behinderungen sind in hohem Maße von Gewalt betroffen. „Verschiedene Studien bestätigen, dass sie je nach Gewaltform zwei- bis dreimal häufiger Gewalt erleben als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt“, erklären Anne Marie Rouvière-Petruzzi, Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung im Enzkreis, und Cordula Roller, kommunale Inklusionsvermittlerin der Gemeinde Ispringen. Häufig würden sie jedoch nicht als Betroffene von Gewalt wahrgenommen.
Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, haben sie gemeinsam mit den Frauenbeauftragten der Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe Pforzheim Enzkreis und Vertreterinnen des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins die Aktion „Rosen gegen Gewalt“ initiiert: An zahlreichen Laternen, Pollern, Bäumen und Masten zwischen Bücherei und Rathaus in der Ispringer Ortsmitte wurden dafür gehäkelte orangefarbene Rosen mit barrierefreien Informationen zum Angebot des bundesweiten Hilfetelefons angebracht. Auch in den Geschäften wurde Informationsmaterial ausgelegt.
Bürgermeister Thomas Zeilmeier verurteilte in seiner Ansprache jede Form von Gewalt gegenüber Frauen. Dies sei für ihn nicht nur ein wichtiges kommunales, sondern als Vater zweier Töchter auch ein persönliches Anliegen. Er hoffe, dass die Aktion dazu beitrage, dass betroffene Frauen von der Nummer des Hilfetelefons 116 016 erfahren und sich bei Bedarf darüber auch Hilfe holen.
„Frauen, die Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, können sich an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, kostenlos und anonym an das Hilfetelefon wenden. Die Beratung findet in 19 Sprachen sowie in leichter Sprache und in Gebärdensprache statt“, erklärt Rouvière-Petruzzi. Frauen mit Behinderung seien besonders gefährdet, in Einrichtungen, in denen sie wohnen oder arbeiten, Gewalt zu erleben, würde ihnen oft nicht geglaubt. „Es sind daher dringend Veränderungen notwendig, um sie besser vor Gewalt zu schützen und ihre Rechte zu stärken“, mahnen Rouvière-Petruzzi und Roller.
Gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern habe man in der Region bereits wichtige Schritte unternommen und ein breites Netzwerk aufgebaut. In den Werkstätten für Menschen mit Behinderung würden mittlerweile sogenannte Frauenbeauftragte eingesetzt, berichtete Nina Paegel, selbst Frauenbeauftragte in der Lebenshilfe Pforzheim Enzkreis e. V. Frauen in der dortigen Werkstatt könnten sich an sie wenden und sie unterstütze, wenn diese Hilfe benötigen. Es brauche aber mehr Angebote, mehr Informationen in leichter Sprache und auch räumliche Barrierefreiheit von Hilfsstellen, damit Frauen mit einer körperlichen Beeinträchtigung die Stellen aufsuchen können, so Paegel.
Auch Brigitte Schick, Leiterin der Bezirksgruppe des badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins, sprach sich für Präventionsangebote aus, die für alle Frauen mit und ohne Behinderung zugänglich seien. Und Kinga Golomb, Gleichstellungsbeauftragte für den Enzkreis, stellte bei der Veranstaltung das Aktionsbündnis Pforzheim Enzkreis vor, das vor drei Jahren gegründet wurde und seither viele Aktionen rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen organisiert. (enz)