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Dies und das

//Interviewreihe „Rossini in Wildbad“//

Heute: Eberhard Nerz Seit 1990 wohnt Eberhard Nerz in Bad Wildbad und war bis zu seiner Pensionierung Verwaltungsleiter der Kurklinik in der Bätznerstraße....
Eberhard Nerz stand im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei „Rossini in Wildbad“ sogar schon einmal als Statist auf der Bühne.
Eberhard Nerz stand im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei „Rossini in Wildbad“ sogar schon einmal als Statist auf der Bühne.Foto: Karin Ferenbach

Heute: Eberhard Nerz

Seit 1990 wohnt Eberhard Nerz in Bad Wildbad und war bis zu seiner Pensionierung Verwaltungsleiter der Kurklinik in der Bätznerstraße. Der 79-Jährige stammt aus einem musikalisch geprägten Elternhaus und hat lange Jahre im Chor gesungen. Er ist immer noch aktives Mitglied im Liederkranz Calmbach und traf sich jetzt zum Interview mit Karin Ferenbach, bei dem er sich unter anderem auch an einen trinkfreudigen Darsteller erinnerte.

Wann und wie kamen Sie als ehrenamtlicher Mitarbeiter zu „Rossini in Wildbad“? Was war damals Ihre Motivation für eine Mitarbeit?

Durch meine Ehefrau. Sie war in den ersten 1990er Jahren als Mitarbeiterin der Stadtverwaltung in den Hauptmonaten des Festivals mit vielerlei Rossini-Angelegenheiten beschäftigt. Daraus ergaben sich dann für mich ehrenamtliche Tätigkeiten wie zum Beispiel Einlassdienste, Mitwirkung bei der Pausenbewirtung, Planung und Durchführung des Premierenbuffets. Nach Ende meiner Berufstätigkeit habe ich ab 2008 „Taxifahrten“ für und mit den Künstlern zu Flugplätzen und Bahnhöfen ausgeführt. Übrigens hat auch meine Ehefrau nach ihrem Renteneintritt noch lange Jahre ehrenamtlich für Rossini in Wildbad mitgearbeitet. Sie wirkte unter anderem beim Rossini-Buffet mit und las die Programmhefte Korrektur. Einmal war ich sogar als Statist auf der Bühne. In der Oper „L'italiana in Algeri“ durfte ich einen Piloten mimen. Motivation zur Mitarbeit war, mitzuhelfen, dass Rossini ein dauerhafter Erfolg für Wildbad wird und dass die verfügbaren Finanzmittel ein wenig geschont werden.

Wie sieht der zeitliche Aufwand aus? Arbeiten Sie dabei in einem Team oder eher alleine? Können Sie auch eigene Ideen einbringen?

Der zeitliche Aufwand konzentriert sich auf rund eine Woche pro Saison. Die „Taxifahrten“ sind etwas weniger geworden bzw. versucht man hier nach Möglichkeit, einen Kleinbus voll zu bekommen. Es hängt letztendlich von der Saison und deren spezifischen Anforderungen sowie von den tagesaktuellen Umständen ab, wie stark ich zum Einsatz komme. Teamarbeit und selbstständige Arbeit halten sich in etwa die Waage. Ideen dürfen gerne eingebracht werden.

Wie ist der Umgang im Team, mit den auftretenden Künstlern und mit dem Intendanten während dieser sehr arbeitsintensiven Wochen? Bedarf es vieler Abstimmungen oder sind die Arbeitsabläufe gut eingespielt? Werden Erfolge zusammen gefeiert?

Der Umgang im Team ist okay. Der Kontakt mit den Künstlern und dem Intendanten ist durch den engen Zeitplan im Laufe der Zeit leider immer weniger geworden. Bezüglich meiner Tätigkeiten sind die Abläufe gut eingespielt. Gefeiert wird im Zusammenhang mit dem Premierenbuffet und gegen Ende des Festivals vom Organisationsteam, wenn alles etwas entspannter ist.

Gab es in all den Jahren auch schon mal sehr schwierige Situationen für Sie und Ihr Team, zum Beispiel bei einer Aufführung? An was erinnern Sie sich besonders gerne?

Für mich persönlich gab es keine schwierigen Situationen. Es gab aber mal eine kritische Situation, als der aus Berlin stammende Darsteller einer nicht unbedeutenden Sprecherrolle am Abend vor der Premiere betrunken im Wildbader Hof, wo er untergebracht war, angetroffen wurde. Er wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und dort wieder aufgepäppelt. Am nächsten Abend und auch bei den weiteren Aufführungen hat man von seiner Trinkfreude dann aber nichts mehr bemerkt. Besonders gerne erinnere ich mich daran, wie meine Frau und ich den langjährigen Maestro Alberto Zedda aus nächster Nähe beim Dirigieren erleben durften. Wie er in seinen Bewegungen emotional aufging, war für uns ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Was macht für Sie die besondere Atmosphäre des Belcanto-Opera-Festivals im eher beschaulichen Kurort Bad Wildbad im Vergleich zu anderen Spielorten aus?

Im beschaulichen Bad Wildbad leben während der Festivalzeit anders gestrickte Personen. Der Ort wechselt sein Gesicht, man taucht in eine andere Welt. In dieser Zeit kann man schöne Musik bzw. schöne Stimmen an verschiedenen Stellen im Ort hören. Es werden auch Raritäten oder Erstaufführungen gespielt. Manche Künstler bringen sogar ihre Familien mit, etwa Dirigent Antonino Fogliani. Das macht sich einfach gut! Ich schätze besonders, dass sich trotz engem Zeitplan doch noch persönliche Kontakte mit den meist ausländischen Künstlern und dem anderen Personal ergeben. Der berühmte Tenor Michael Spyres hat mir gegenüber erwähnt, dass er das viele Grün schätze, das einen bei den Wildbader Spielstätten erwartet – im Gegensatz zu Lärm, Fahrzeugen und Beton vor den großen, eher anonymen Opernhäusern. Auch die Möglichkeit, problemlos eine Probe zu besuchen, finde ich toll. Das ist sicher an größeren Festspielorten so nicht möglich. (kf)

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Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
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Ausgabe 27/2024

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von Redaktion Nussbaum
05.07.2024
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