
Helmstadt-Bargen löst Heidelberg als UNESCO-Weltliteraturstadt ab – zumindest für einen Abend im Zeichen Jean Pauls. Die Werkstattbühne widmete sich mit „Jean Paul“ einem Dichter, der zu Unrecht im Schatten Goethes steht. Martin Fuchs vom Figurentheater FEX erweckte Jean Paul Friedrich Richter (1763–1825), Meister des Grotesken und der Menschlichkeit, eindrucksvoll zum Leben.
Aus Fragmenten, darunter das Stück Heidelberg, gestaltete Fuchs eine poetische Collage – Hommage und Kommentar zugleich. Während Jean Paul einst in Heidelberg gefeiert wurde, scheint das Interesse im Jubiläumsjahr 2025 erloschen. Mit Ironie schilderte Fuchs seine vergeblichen Versuche, Aufmerksamkeit für den Dichter zu wecken – eine „UNESCO-Literaturstadt“, die ihren Dichter vergisst. Heute findet Jean Pauls Geist eher im ländlichen Raum Resonanz.
Virtuos verband die Inszenierung Schauspiel, Figuren- und Objekttheater, Video, Lesung und Vortrag. Fuchs ließ Jean Paul als Studenten wie als reifen Autor auftreten – begleitet von einem kommentierenden Eichhörnchen und einem Pudel, humorvolle Zitate seines literarischen Witzes.
Ausstattung und Musik überzeugten gleichermaßen: Dietlinde Köpf, Vera Kniss und Regisseurin Maren Kaun schufen ein lebendiges Bühnenbild; die Musik spannte den Bogen von Zelter bis Jazz. Immer wieder blitzte Jean Pauls Sprachkraft auf – er prägte Wörter wie „Doppelgänger“, „Weltschmerz“ und „Fallschirm“.
So entstand ein facettenreiches Porträt eines eigenwilligen Geistes, der Fantasie und Tiefsinn verband. Ein klug-verspielter Theaterabend – und eine liebevolle Hommage an einen Dichter, der Vielfalt lebte und Verbindung suchte. Den Ausklang bildete ein fränkisches „Jean Paul Bier“.



