In der Stadthalle Alte Kelter in Besigheim feierte das Baynov-Piano-Ensemble sein 35-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumskonzert, das sowohl künstlerisch als auch klanglich auf höchstem Niveau begeisterte. Das Konzert wurde von der Musikschule Besigheim präsentiert, mit der Tomislav Baynov seit über 15 Jahren zusammenarbeitet. In den Herbstferien gibt der renommierte Professor hier regelmäßig Meisterkurse für Klavier, die Schüler aus aller Welt anziehen und das musikalische Leben in der Region bereichern.
Das Ensemble, das auf über 400 Konzerte weltweit zurückblicken kann, vereint außergewöhnliche Pianisten zu einer Formation, die für die Kunst des mehrhändigen Klavierspiels bekannt ist. Die Bühne verwandelte sich an diesem Abend in ein wahres Klavier-Orchester: vier Flügel, acht Pianisten und 80 flink agierende Finger vereinten sich zu einem imposanten Gesamtklang, der das Publikum von der ersten bis zur letzten Note in den Bann zog. Neben Tomislav Baynov und den beiden Klavierlehrerinnen der Musikschule, Jenia Keller und Sirma Velichkova-Marinov, wirkten die erfahrenen Pianisten Zuzana Suchanova, Ting Yuan, Ricarda von Wallenstern, Heinrich Beise und Yanica Hristova mit.
Beim mehrhändigen Spiel bewies das Ensemble eine beeindruckende Präzision und Feinabstimmung. Mit außergewöhnlicher Synchronität und einer beinahe tänzerischen Leichtigkeit schwebten die Hände der Pianisten über die Tastaturen, sodass die Finger nicht nur spielten, sondern förmlich „flogen“. Die Nähe der Spieler an den vier Flügeln erfordert ein perfektes Zusammenspiel und ein unfehlbares Gefühl für Timing und Raum. Die Künstler agierten dabei nicht nur als Solisten, sondern schufen gemeinsam einen einzigartigen Klangkörper – ein echtes „Orchester“ aus Tasten und Händen, das die harmonische und rhythmische Abstimmung stets auf den Punkt brachte. Das anspruchsvolle und abwechslungsreiche Programm bot Höhepunkte, die das Publikum in Staunen versetzten. Die „Egmont-Ouvertüre“ von Beethoven eröffnete den Abend kraftvoll und voller Ausdruckstiefe, gefolgt vom dramatischen „Walkürenritt“ von Richard Wagner, der die Spannung weiter steigerte. Ein weiterer Höhepunkt war Mack Wilbergs „Fantasie auf Themen aus Bizets Carmen“, die mit feurigen Rhythmen und virtuosen Passagen das Publikum begeisterte.
Für vorweihnachtliche Stimmung sorgte Baynovs eigene „Kling Glöckchen“-Variation, die das bekannte Weihnachtslied durch verschiedene Epochen und Stile interpretierte. Vom klassischen Klang über barocke Einflüsse bis hin zu überraschenden Rumba- und Bossa-Nova-Versionen nahm das Werk das Publikum mit auf eine festliche Reise, die auf humorvolle und originelle Weise inszeniert war.
Das Publikum, tief beeindruckt von dieser einzigartigen Klavierkunst, dankte mit stürmischem Applaus und forderte zahlreiche Zugaben. Ein besonderes Highlight war der „Säbeltanz“ von Chatschaturjan, bei dem die zwei männlichen Pianisten ihre Holzdegen im Takt über den Flügeln kreuzten und so die kämpferische Energie des Stücks perfekt zum Leben erweckten. Den Abschluss bildete die spritzige „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauss, die den Abend schwungvoll und heiter abrundete.
Das Jubiläumskonzert des Baynov-Piano-Ensembles war ein wahrhaft meisterhaftes Konzert, das die Vielfalt und die Virtuosität dieses Ensembles eindrucksvoll unter Beweis stellte – und zugleich ein weiteres Kapitel in der über 35-jährigen Erfolgsgeschichte eines einzigartigen Klavierensembles. Ein großes Dankeschön gilt der Firma Pearl River Piano mit Beate Schauer und Geschäftsführer Mr. Chai, die das Konzert mit der Leihgabe von drei Kayserburg-Flügeln unterstützten und erst möglich gemacht haben.