„Die Unterschichten damals waren sozial und wirtschaftlich Abhängige“, sagt Udo Wennemuth. „In den Städten waren das die ‚Lohnarbeiter‘, auf dem Land die ‚Hintersassen‘, denen der Grund und Boden, den sie bewirtschafteten, nicht selbst, sondern einem Grundherrn, gehörte.“
Der Historiker und Kirchenrat a.D. Udo Wennemuth spricht bei junge alte im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung im Gemeindehaus Am Zwinger in Durlach über „Der Bauernkrieg in Südwestdeutschland 1524/25“.
„Dem Grundherrn waren sie Abgaben und Dienstleistungen schuldig, die leicht außer Kontrolle geraten konnten“, berichtet er weiter. Manche Grundherren hätten auch die "Untertanen" bis hin zur Leibeigenschaft abhängig machen wollen. Ungerechte und überhöhte Abgaben und Dienste seien oft Ursache von Protesten gewesen. „Um 1500 versuchten die Grundherren verstärkt, die Rechte der Landbewohner, etwa die Allmende, Wäldern und Seen zu nutzen, einzuschränken und zu monopolisieren“, erklärt er weiter. „Wenn dann noch Missernten hinzukamen, war die Lage prekär.“
Bereits im Vorfeld des Bauernkriegs sei es zu Protesten gekommen, an denen sich Männer aus Stadt, Land, Niederadel und Bergleute beteiligt hätten. Frauen hätten eine untergeordnete Rolle gespielt und seien später in der Regel auch höchstens als Botinnen eingesetzt worden. Da alle Männer, also auch Bürger und Bauern, im Rahmen einer allgemeinen Wehrpflicht zum Landesaufgebot gehörten, besaßen die Bauern auch Waffen. Sie plünderten die reichen Vorräte der Klöster und jagten den Klerus aus den „Pfaffennestern“ davon. Unterwegs waren sie in sogenannten Haufen. Es habe radikale und gemäßigte Bauernhaufen gegeben, wobei letztere verhandeln wollten. Es habe auch einen Durlacher Haufen von rund 2.000 Mann gegeben, der seinen Ursprung in Berghausen hatte. Je nachdem, wo die Haufen entstanden, zogen sie gegen die dortigen Fürsten und den Klerus und vereinten sich zu größeren Haufen, um große Klöster oder Städte, etwa Freiburg, anzugreifen. Immer wieder lösten sich Haufen auch auf.
Im März 1525 trafen sich in Memmingen Vertreter von oberschwäbischen Bauernhaufen zu Beratungen. Sie vereinigten sich zu einer Eidgenossenschaft und verabschiedeten die Zwölf Artikel (siehe Kasten) und die Bundesordnung.Die „Zwölf Artikel“ sind das bei weitem bekannteste und folgenreichste Dokument des Bauernkrieges“, sagt Udo Wennemuth. „Man spürt die Wucht der evangelischen Botschaft und religiöses Sendungsbewusstsein.“ Die Artikel fordern Freiheit: „dass jeder sollt frei sein und keinen Herrn haben dann Gott und den Kaiser“. Die Gleichheit aller Menschen vor Christus werde vorausgesetzt.
Verbunden waren die verschiedenen regionalen Unruheherde durch die Berufung aufs Evangelium, nach dem alle politischen, sozialen und religiösen Verhältnisse geordnet werden sollten. Durch Luthers Übersetzung des Neuen Testaments im Jahr 1522 war es möglich, dieses auf Deutsch zu lesen. Luther selbst und andere Reformatoren jedoch lehnten die ausständigen Bauern ab.
Etwa 70.000 Menschen kamen im Bauernkrieg ums Leben, davon die allermeisten auf Seiten der Bauern. Nach der militärischen Niederlage im Sommer 2025 wurden die meisten Anführer hingerichtet und ihre Gehöfte zerstört. „Die Geschichte schreiben immer die Sieger“, so Udo Wennemuth. Deshalb sei der Bauernkrieg lange Zeit nur negativ beschrieben worden. Er zeige jedoch, dass die Deutschen durchaus Widerstand leisten könnten und nicht bequem alles hinnähmen. (rist).
sehr kurz zusammengefasst
Zur Präambel
Bauern wollen nicht ungehorsam sein, sie wollen nur nach dem Wort Gottes leben und belegen ihre Forderungen durch Bibelstellen.
Die Artikel