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"Kabarett im KZ": Ein unvergesslicher Abend in der Mediathek

Eine Grammophon-Lesung unter der Überschrift „Kabarett im KZ“ - für viele ein schwieriges Thema, das man sicher nicht unmittelbar mit einem unterhaltsamen...
Kabarett und satirische Kunst fand auch in Konzentrationslagern statt; oft auf Befehl, aber manchmal auch heimlich für die Mitgefangenen.
Kabarett und satirische Kunst fand auch in Konzentrationslagern statt; oft auf Befehl, aber manchmal auch heimlich für die Mitgefangenen.Foto: Foto: privat

Eine Grammophon-Lesung unter der Überschrift „Kabarett im KZ“ - für viele ein schwieriges Thema, das man sicher nicht unmittelbar mit einem unterhaltsamen Abendprogramm in Verbindung bringt. Die knapp 30 Gäste, die sich am vergangenen Freitag in der Mediathek auf das 100-minütige Programm des Musikkabarettisten und Chansonniers Jo van Nelsen eingelassen haben, wurden indes nicht enttäuscht.

Kenntnisreich, bestens recherchiert und empathisch stellte Jo van Nelsen verschiedene prominente Künstler*innen der Weimarer Republik vor und schuf eine fesselnde Atmosphäre, die sowohl entdeckt als auch erinnert werden wollte.

Ausgehend vom künstlerischen Werdegang, den zunehmenden Repressalien durch die Nationalsozialisten, bis hin zu den Auftritten in Konzentrationslagern ließ der Frankfurter Künstler die Schicksale der Kabarettist*innen und Sänger*innen lebendig werden. Eine spannende Zeitreise mit virtuos vorgetragenen Liedern, gelesenen Texten und umfangreichem Bildmaterial wurde zu einem multimedialen Erlebnis.
Ein besonderes Highlight war die Verwendung von Originalaufnahmen, die Jo van Nelsen mit einem Grammophon von Schellackplatten abspielte. Die musikalischen Einlagen verliehen dem Abend eine nostalgische Note und ließen das Publikum tief in die Atmosphäre der damaligen Zeit eintauchen.

Nachdem im ersten Teil der Veranstaltung vor allem das Wirken der jüdischen Künstler*innen während der Weimarer Republik und bis Ende der 30-er Jahre erzählt wurde, beschrieb Jo van Nelsen nach einer kurzen Pause, wie in den Konzentrationslagern gefangene Kabarettist*innen und Musiker*innen zu Auftritten oder auch zur Herstellung von Propagandafilmen gezwungen wurden.

Trotz des schweren Themas gelang es Jo van Nelsen, mit feinem Humor und Hingabe die Gäste zu unterhalten und zu informieren. Auf dem schmalen Grat zwischen erstklassiger Unterhaltung und Geschichtsunterricht, zwischen Lachen und Grauen und zwischen Unterhaltung und Entsetzen führte er sein gebanntes Publikum mit scheinbar leichter Hand und absolut souverän.

Das positive Feedback der Besucher zeigt, dass solche Veranstaltungen nicht nur wichtig sind, um das kulturelle Erbe lebendig zu halten, sondern auch um einen Raum für Austausch und Reflexion zu schaffen.

Erscheinung
Abstatt im Schozachtal – Ortsnachrichten der Gemeinde Abstatt
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Ausgabe 14/2025

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Abstatt

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Kultur
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von Mediathek Abstatt
04.04.2025
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