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Kabarett in der Orgelfabrik

Juristisches im Alltag: Justus Krux klärt auf Von Jennifer Warzecha Anwalt, Ängste oder Alltagssorgen: Alles Gute beginnt mit A? - Von wegen...
Was ist der Unterschied zwischen "Verträge auslegen" und "Teppiche auslegen"?Und wieso braucht man das alles überhaupt? - Das ist hier die Frage.
Was ist der Unterschied zwischen "Verträge auslegen" und "Teppiche auslegen"?Und wieso braucht man das alles überhaupt? - Das ist hier die Frage.Foto: war

Juristisches im Alltag: Justus Krux klärt auf

Von Jennifer Warzecha

Anwalt, Ängste oder Alltagssorgen: Alles Gute beginnt mit A? - Von wegen und nicht, wenn einer aus seinem Alltag erzählt und das als Anwalt nicht nur aus seinem eigenen, sondern auch aus dem der anderen. Auch der private Alltag kommt nicht zu kurz, fragt Justus Krux doch wie manch anderer Nicht-Anwalt auch „Kommste noch auf ' nen Kaffee mit hoch…?" Ironisch anmutend erzählt er dem Publikum im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal der Spiegelfechter Anekdoten aus der Sicht eines Fachmanns.

Er beginnt schon mit dem Umstand, wie sehr schon allein ein Gerichtstermin seinen Alltag bestimmen kann. So habe er doch just am Freitag der Vorwoche angenommen, dass ein solcher Termin nur eine Stunde dauere. Tatsächlich habe er es dann gerade so rechtzeitig auf die Bühne geschafft. Schuld daran sei natürlich auch wieder die Bahn. „Da habe ich mir gedacht: Wie kann ich am schnellsten von einem Ort zum anderen kommen. Mit der Bahn geht das ja nicht mehr. Ich frage mich immer, ob das schon der nächste Streik ist. Verspätungen sind an der Tagesordnung“, stellt er fest. „Die Bahn versucht gar nicht mehr, besser zu werden“, erläutert er an dem Beispiel, dass die deutsche Lufthansa auch schon stundenlang ausgefallen sei, weil die Bahn aufgrund einer Internetleitung nicht vorankam. „Bei der Bahn bekommt das Vorglühen auch eine ganz andere Bedeutung", sagt er, habe sich doch gerade die Bahn, die anschließend ausfiel, am Tag zuvor im Check und der Reparatur befunden. „Da blieb mir also gar nichts anderes übrig, als um 17 Uhr ins Auto zu steigen. Ihr kennt die Situation. Überall Stau. Die Autos fahren mit 120, mit 160 Stundenkilometern, über die Autobahn. Alle kleben mit dem Gesicht an der Windschutzscheibe. Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich es legal nicht mehr pünktlich hierher schaffe.“ Dementsprechend habe er zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten wählen können, wie er es am schnellsten nach Durlach schaffe. Auf den anderen drauffahren, überholen, Blinker setzen? Die je unterschiedliche Variante bringe je nachdem eine geringere Strafe oder Punktezahl in Flensburg. Zum Beispiel könne man das „ganze Spielfeld“, hier konkret den Standstreifen, nutzen. Auch diese Lösungsmöglichkeiten bringt Justus Krux mit Humor rüber. „Einiges hier habt Ihr heute Abend aber nicht von mir“, schmunzelt Justus Krux und gibt es an das Publikum weiter. Dieses willigt verständnisvoll ein.

Rechtliche Alltagstipps

Natürlich darf auch ein Blick auf all die Krisen und Kriege in der Welt seit Ausbruch der Corona-Pandemie nicht fehlen. So habe er im Auto Toilettenpapier gebunkert, während einer Polizei-Kontrolle tatsächlich Durchfall gehabt, aber dann von der Polizei vernehmen müssen, dass dies keine höhere Geschwindigkeit rechtfertige. „Den Inhalt eines Einkaufswagens darf man mit Gewalt verteidigen“ - auch das wusste sicherlich das Publikum nicht, traf es aber sicherlich genauso deren Humor wie den von Justus Krux.

Karlsruhe

Vom Strafrecht ging es wieder zurück in Krux' (Liebes-)Alltag. „Wie einige von Euch wissen, komme ich von hier; natürlich nicht freiwillig. Von meiner dritten Frau bin ich mittlerweile ja auch geschieden worden. Ich dachte 'Bitte nicht Karlsruhe.' Ich guck' mir eine Stadt immer unter zwei Gesichtspunkten an: unter der Wahrscheinlichkeit, hier und heute in Karlsruhe zu sterben und natürlich unter der Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden. Gehen wir es durch, Freunde. In Karlsruhe gibt es eine offizielle Statistik, Mikromordrate, erfunden in den USA; die besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, heute zu sterben, 1: 1000.000 ist." Als Risiken, die je nachdem mehr oder weniger häufig vorkommen, kämen die Impfung von AstraZeneca, ein Fallschirm-Hochsprung oder die hohe Kriminalität, die selbst die in Frankfurt am Main, die nach Krux' die kriminellste Stadt in Deutschland sei, infrage. Statistisch gesehen, habe jeder Dreizehnte aus dem Publikum im letzten Jahr eine Straftat begangen, in Berlin jeder Zwölfte oder in Hannover jeder Elfte - oder in St. Pauli: jeder!

Anders als andere

„Wir Anwälte ticken anders als andere. Zum Beispiel unterteilen wir alles in Verträge wie Kauf-, Miet- oder Arbeitsverträge. Der Werkvertrag: Du stellst etwas erfolgreich her oder der Dienstvertrag: Du bemühst Dich, etwas erfolgreich zu tun.“ Auch über Informatiker, die ebenfalls anders sind: „ein bisschen nerdig, bisschen zurückhaltend, im Unterschied von introvertiertem und extrovertierten Informatiker - der eine schaut auf seine Schuhe, der andere auf die seines Gesprächspartners. Die sind ein Tacken verpeilt, ein bisschen anders. Denen erklärst Du mal die Vertragsauslegung, indem Du sagst: Du hast jetzt ein Date. Da schaut mich ein Informatiker natürlich an, denn die haben keine Dates. Er fragt dann: 'Oder hast Du ein Update gemeint?'“ Ein Tipp, den er dieser Zielgruppe gibt, ist: „Einfach mal was sagen.“ Wer aus dem Publikum auf dem Laufenden bleiben möchte, kann sich über das weitere Programm der Spiegelfechter auf deren Webseite informieren: spiegelfechter.de/programm.php

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