Aktuell ist Hirschkäferzeit. Nach 3 bis 8 Jahren Larvenzeit schlüpft der größte europäische Käfer jetzt im Mai/Juni, um seine mobile Lebensphase zu genießen, die allerdings nur wenige Wochen währt und der Fortpflanzung dient. Dazu kann der massive Käfer tatsächlich fliegen, um neue, geeignete Lebensräume zu finden. Sein schwerer Körper lässt ihn dabei fast senkrecht in der Luft stehen und der Flug ist alles andere als elegant oder wendig. Der Käfer sucht für die Eiablage sehr spezielle Plätze. Seine Larven sind – wie so viele Käferlarven – Totholzbewohner und -verwerter. Sie leben in einiger Tiefe in bereits pilzbefallenem (Wurzel-)Totholz abgestorbener oder kranker Eichen, selten auch mal anderer Baumarten. Dank unserer Aufräumtätigkeiten in der Natur ist dieses Substrat selten geworden. Naturschützerische Bemühungen legen daher Käfer'keller' oder -'burgen' an, für die totes Eichenholz in 60, 80 cm tiefe Gruben gelegt wird, oben herausragend und mit Hackschnitzeln oder Erde aufgefüllt. Die Nachbildung verrottender Wurzeln also. Da der Hirschkäfer – irgendwie verwunderlicherweise – ein Kulturfolger ist und auch in unsere Parks und Gärten kommt und immer wieder bei Häusern gesehen wird, kann man solche Anlagen auch im eigenen Garten anbieten. Wenn gut gemacht, sind die Besiedelungschancen nicht einmal zu schlecht, denn gerade das Gebiet um Karlsruhe ist eine der Heimaten des Hirschkäfers und viele kennen ihn aus eigener Anschauung (oft sieht man nur die abgebissenen Köpfe auf Waldwegen liegen, wenn Vögel das leckere Abdomen verputzt haben – wie es früher übrigens auch die Menschen taten…). Sollten sich keine Hirschkäfer einfinden: andere Käfer tun es auf jeden Fall. Bietet man eine ernstzunehmende Menge Totholz an, wird sie normalerweise höchst dankbar von verschiedenen Arten besiedelt, die dann natürlich kleiner sein mögen, aber nicht minder faszinierend und schön zu beobachten. Naturschutz lohnt sich also auch hier.