Die Seniorinnen und Senioren durften am vergangenen Donnerstag wieder einmal einen ganz besonderen Nachmittag erleben. Zu Gast war Herr Professor Dr. Werner Mezger, Professor für Kulturanthropologie und Europäischer Ethnologie, vielen bekannt durch zahlreiche Rundfunk- und Fernsehsendungen.
Nach der Kaffeerunde machte er den Anwesenden mit seiner Exkursion durch das 1559 entstandene Ölgemälde Pieter Bruegels d. Ä. „Kampf zwischen Fastnacht und Fastenzeit“, das heute zur Breugelsammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien gehört, anhand vieler kleinen Details den Kontrast zwischen der Fastnacht und der Fastenzeit deutlich und veranschaulichte ihnen dabei auch deren theologischen Wurzeln.
Nach dem Überschwang der närrisch fröhlichen Tage markiert der Beginn der Fastenzeit mit der Vorbereitung auf Ostern einen tiefen Einschnitt in den Jahresverlauf. Dies wollte Breugel mit seinem „Wimmelbild“ bewusst machen. Gerade durch die Vielzahl von Figuren und seine spezielle Perspektive von Aktivitäten, die auf einem Hauptplatz einer kleinen Stadt passieren, schildert der Maler bis ins kleinste Detail die Brauchtümer der Fastnachts- und der Fastenzeit. Alles spielt sich zwischen Wirtshaus und Kirche ab. Auf der linken Seite des Gemäldes die Schenke und die Personifikation der Fastnacht in Form eines feisten Herrn, rechts die Kirche und als Widerpart die magere Frau Fasten.
Schritt für Schritt wurden dem Gemälde vom Vortragenden weitere Geheimnisse zu beiden Seiten des Bildes entlockt und erläutert. Professor Dr. Mezger weist zudem darauf hin, dass das Gemälde auch eine Anspielung auf das Zweistaatenmodell von Augustinus sein soll. Nach diesem besteht die Welt aus einem Teufelsstaat (civitas diaboli) und einem Gottesstaat (civitas dei). Dabei steht die Fastnacht für sündhafte Vergnügungen und die Fastenzeit für die Buße.
Das Gemälde von Breugel liest sich also wie ein sozialkritischer Kommentar zur Auseinandersetzung profaner und klerikaler Kultur, zwischen Zügellosigkeit und Disziplinierung, zwischen Fastnacht und beginnender Osterzeit. Das Kernstück dieser konträren Darstellung ist es, laut Professor Dr. Mezger, dies den Menschen bewusst zu machen und sie zum Nachdenken über sich selbst anzuregen.
Belohnt wurde der sehr eindrückliche und interessante Lichtbildervortrag mit großem Beifall.
Das KommRein Team