Der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten („Red Hand Day“) ist ein jährlich am 12. Februar begangener internationaler Gedenktag, mit dem an das Schicksal dieser Kinder erinnert werden soll.
Im aktuellen UN-Bericht von 2023 sind 8.655 Fälle von Kindersoldaten – Jungen und Mädchen – dokumentiert. Aber die Dunkelziffer ist zigfach höher. In vielen Konfliktgebieten der Welt werden Kinder und minderjährige Jugendliche von paramilitärischen Gruppen zum Kämpfen eingesetzt. Kongo, Sudan, Ruanda oder Naher Osten sind unrühmliche Beispiele dafür.
Nicht alle Kindersoldaten töten.
Aber sie leben mit den Milizen und gewöhnen sich notgedrungen an ein Leben, das vollkommen gegensätzlich ist zu dem, was man normalerweise als Kindheit und Familie bezeichnet. Sie werden zu Hilfs- und Botendiensten herangezogen, arbeiten in der Küche oder im Fahrzeugpark. Sexueller Missbrauch ist oft Teil ihres Lebens.
Schulbesuch? Fehlanzeige. Sie lernen nichts außer Gehorsam und Gewalt, und wenn sie jemals das Glück haben, diesem Umfeld zu entkommen, sind sie geprägt von ihren Erfahrungen und haben kaum Chancen in der zivilen Gesellschaft.
Noch schlimmer ist das Schicksal derer, die zum Töten gezwungen werden.
Vielfach werden sie aus ihren Familien gerissen und aus ihren Dörfern entführt. Kinder, die noch nicht verstehen oder mental nachempfinden können, dass das Abdrücken eines Gewehrs den Tod eines anderen Menschen bedeutet, bekommen eine Waffe in die Hand gedrückt, wodurch sie sich wichtig fühlen. Es kommt nicht selten vor, dass ihnen als Erstes befohlen wird, jemand aus ihrer Familie zu erschießen. Diejenigen, die einen solchen Befehl geben, wissen genau, warum sie das tun: Denn so ist den Kindern jegliche Rückkehr in ihre Familie und ihr Dorf verwehrt, sie werden als Mörder geächtet.
Die Mitglieder der paramilitärischen Verbände, in denen sie dann leben, sind ihre einzigen Bezugspersonen. Es bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als sich mit den Umständen zu arrangieren. So werden sie auch emotional in die Gruppe eingebunden, in der sie vermeintlich Schutz und Anerkennung finden.
Kindersoldaten sind äußerst nützlich für die Milizen. Sie sind leicht zu beeinflussen, kosten nicht viel und können für alle möglichen gefährlichen Aufgaben eingesetzt werden. Wenn nötig, sind sie schnell zu ersetzen.
Mit welchen seelischen Schäden diese Kinder das Erwachsenenalter erreichen, ist kaum nachvollziehbar.
Ziel des Gedenktags ist, verstärkt gegen diese Art des Kindesmissbrauchs zu kämpfen.
I. Dietz