UK 1998, 89 Min.
OmU (Englisch) | FSK ab 16
Regie & Buch: John Maybury
Bildgestaltung: John Mathieson
Montage: Daniel Goddard
Produktion: Chiara Menage (BBC/BFI)
Musik: Ryūichi Sakamoto
DarstellerInnen: Derek Jacobi, Daniel Craig, Tilda Swinton
Selten haben wir in unserem Kino die Gelegenheit, auch Filme zu zeigen, die schon älter sind als das aktuelle Arthouse-Programm. Und diesen Film haben wir sogar schon einmal gezeigt – vor 24 Jahren!
Nun ist der Film digital restauriert worden und für Kinoaufführungen erneut veröffentlicht worden. Grund genug, ihn noch einmal auf die große Leinwand zu bringen, denn Love is the Devil gehört auf jeden Fall zu den herausragendsten Filmen der 1990er Jahre.
Ein dunkel gekleideter Mann stürzt durch das Oberlicht eines Ateliers. Benommen setzt er sich nieder, steht schließlich auf und leuchtet mit der Taschenlampe umher. Plötzlich tritt der Besitzer des Ateliers ein. Doch statt den jungen Eindringling der Polizei zu übergeben, holt er ihn in sein Bett. Diese erste Begegnung zwischen dem Maler Francis Bacon und dem Klein-Ganoven George Dyer im Jahre 1964 deutet bereits an, wie die zukünftige Struktur zwischen dem ungleichen Paar aussehen wird: Zwar ist der Einbrecher jünger und stärker, über Macht verfügt in diesem Moment jedoch nur sein Gegenüber. Und so wird es zwischen den beiden Männern den ganzen Film lang bleiben.
Die Bilder von Francis Bacon sind im Film nicht zu sehen, da Bacons Nachlassverwalter nicht erlaubten, Gemälde oder Originalzitate zu verwenden. Dennoch gelingt es Regisseur und Drehbuchautor John Maybury in seinem Debütfilm, Bacons Malerei eine ungeheure Präsenz auf der Leinwand zu verschaffen, denn er war kühn genug, die Bildsprache des Künstlers auf Zelluloid zu übertragen: Gesichter werden verzerrt, fast die gesamte Handlung spielt sich in geschlossenen, halbdunklen Räumen ab, und immer wieder werden Gemälde-Motive oder Aufteilungen zitiert.
Mit dem renommierten Shakespeare-Schauspieler Sir Derek Jacobi als Francis Bacon und dem späteren James-Bond-Darsteller Daniel Craig als George Dyer ist der Film hochgradig besetzt und lebt nicht zuletzt auch von der beeindruckenden Präsenz seiner beiden Hauptdarsteller. (Richard Hehn)
Dieser Film wird am 17.07.2024 ebenfalls im guckloch Kino in Villingen gezeigt.