Im zur guten Stube gestalteten Theaterzimmer in der Kastanienschule in Rot präsentierte das Amateurtheater Scheinwerfer 87 an drei aufeinander folgenden Abenden seine erste Produktion des Jahres: „Kleinkunst – Musik, Theater, Absurdes“ unter der Leitung von Erika Ebel. Geboten wurden kurze Sketche, literarische Texte, Musik und Songs. In rascher Folge wechselte sich dabei Lustiges mit Dramatischem, Besinnliches mit Skurrilem.
Monika Hofmann und Lena Linder eröffneten den Abend mit ihren Querflöten und zwei klassischen Musikstücken. Danach rezitierte Endrik Ebel einen originellen Eigentext in Versform, der den ungewöhnlichen Verlauf der Lesestunde eines Rotfuchses an einem ungewöhnlichen Ort zum Inhalt hatte.
„Mutter lernt Englisch“, ein Mini-Drama von Elke Heidenreich, thematisierte den Generationenkonflikt zwischen Mutter (Perpetua Tropf) und Tochter (Claudia D´Aniello) am Beispiel der korrekten Aussprache von zwei einfachen Vokabeln. Es folgte ein groteskes vierzehnzeiliges Mini-Drama von Heiner Müller, „Herzstück“: Das Herz, das die Verliebte (Erika Ebel) dem von ihr Geliebten (Oliver Bayer) zu Füßen zu legen bereit ist, empfindet dieser als Ziegelstein.
Danach sorgte der Sketch „Filet ohne Knochen“ für Schmunzeln und Gelächter: Ein haarspalterischer Dialog zwischen einem rechthaberischen Metzger (Marius Sandritter) und seiner nicht minder rechthaberischen Kundin (Gloria Luksch). In starkem Kontrast dazu stand die szenische Doppel-Darstellung eines Gedichtes von Erich Kästner „Sachliche Romanze“, einmal mimisch und einmal durch Clownerien verfremdet und intensiviert: Thematisiert wird dabei das Ende einer am Alltag gescheiterten Beziehung (Sprecher: Oliver Bayer; Darstellende: Endrik Ebel, Erika Ebel).
Verständnisvolles Grinsen und zustimmendes Kopfnicken erzeugten die gesanglich präsentierte „Schlange vor dem Damenklo“, dargeboten von Ronja Tropf an der Gitarre und einem Damenensemble. Eindringliche Ironie enthielt Gudrun Göhlers Vortrag „Also …“, frei nach Gerhard Polt: Die Selbstanklage einer Mutter, die sich bezichtigt, ihre Familie angestiftet zu haben, sich mehrmals als Nikolaus und Knecht Ruprecht oder als Heilige Drei Könige zu verkleiden und an der Steuerbehörde vorbei „Einnahmen“ kassiert zu haben. Bösartigen Humor bot auch der Sketch „Entschuldigung“: „Das geht aufs Haus“ vermerkt der betrunkene Kellner (Walter Luksch) lapidar, als er von seinem Gast darauf aufmerksam gemacht wird, dass er ihm anstelle von Absinth tödliches Arsen serviert hat. Die darauffolgende Kurzszene „Das Fotoalbum“ reizte mehrfach die Lachmuskeln des Publikums: Zwei auf einer Bank. Er (Johannes Rehorst) blättert in einem Fotoalbum und kommt dabei ins Lachen, sie (Gloria Luksch) fühlt sich gestört beim Zeitung lesen. Die Störung wird behoben, indem sie einen Blick ins Fotoalbum werfen darf. Dabei kommt sie ebenfalls unmäßig ins Lachen. Das findet er plötzlich gar nicht mehr komisch und ist beleidigt.
„Russische Philosophie“ war der von Erika Ebel rezitierte Text betitelt, eine satirische Ausführung darüber, dass jedes Ding seine „zwei Seiten“ hat, verpackt in aufeinander aufbauenden Szenarien mit jeweils einer besseren und zwei schlechteren Alternativen. Mit einem Loriot-Klassiker, „Die Eheberatung“, endete der Reigen der Sketche. Ein lang verheiratetes Ehepaar (Gudrun Göhler, Walter Luksch) sucht mit nicht näher benannten Problemen den Eheberater (Oliver Bayer) auf und durchläuft eine pointenreiche Anamnese. Am Ende zeigt sich, dass auch der Eheberater eine Macke hat.
Zum Schluss des Abends gab es einen Gesangsbeitrag von Ronja Tropf: „Maschin' scho 'butzt“, ein Titel von Willy Astor mit Wortspielereien, Wortverdrehungen und Anzüglichkeiten.
Mit ihrem kurzweiligen, emotional reichhaltigen Programm stellten „Scheinwerfer´87“ wieder einmal ihr Können und ihre Vielseitigkeit unter Beweis, sei es im inhaltlichen, darstellenden oder im gesanglich-musikalischen Bereich. Hinter der Bühne wirkten Inge Kamuf als Souffleuse, Siegbert Tropf bei den Bühnenumbauten, Alfred Kamuf und Ulrike Wittig bei Licht und Ton. (A. Kamuf)