Muss man sich entscheiden, ob man in den Klimaschutz investiert oder in die Wirtschaft?
Nein – denn Wirtschaft und Klima beeinflussen sich gegenseitig.
Investitionen in den Klimaschutz bedeuten sowohl Investitionen in Wirtschaftsbereiche als auch Kostenersparnisse für die Gesellschaft. Das gilt aktuell schon und ist für die Zukunft extrem wichtig. Warum?
Die Klimakrise macht uns alle heute schon ärmer.
Durch einerseits Dürre, andererseits zu viel Regen werden heute schon weniger Nahrungsmittel produziert. Die Ernten sind international unzuverlässiger geworden und der Ertrag oft geringer. Dies führt bereits jetzt zu Preissteigerungen, z. B. beim Kaffee und beim Kakao (wetterbedingt geringere Ernten, die Rohstoffpreise sind um 70 Prozent gestiegen). Bekannterweise bleibt das Olivenöl weiterhin teuer, genauso wie Reis, denn auch hier sind die Ernten in Griechenland, Spanien, Italien, Asien, Kalifornien etc. geringer ausgefallen als erwartet.
Auch die Obst- und Gemüsebauern im Rhein-Neckar-Kreis berichten von schlechteren Ernten (zu viel Feuchtigkeit im Mai 2024, zu viel Regen für die Kirschen und Zwetschgen, die daraufhin wegen Fäulnis und Schimmel unverkäuflich wurden).
Auch die Gemeinde Dossenheim muss sich mit Themen wie Ausbau des Rückhaltebeckens für Starkregen, Einrichtung von Kälteräumen bei extremer Hitze und Wärmestuben bei extremer Kälte befassen. Der Staat braucht also mehr Geld für Gesundheitsmaßnahmen. Wir bekommen mehr tropische Krankheiten, neue Schädlinge und neue Pflanzen, die die heimischen Arten verdrängen. Hangrutsche, Unterspülungen, Waldbrände, alles dies erfordert präventive Maßnahmen, die heute schon viel Geld kosten.
Auch Schriesheim spürt Auswirkungen z. B. beim immer teurer werdenden Ausbau des Regenrückhaltebeckens, das aufgrund der veränderten Klima-Prognosen nun größer gebaut werden muss (mindestens 20 Mio. Euro anstatt 5 Mio. Euro).
Es wird also deutlich, dass ohne wirksame Bekämpfung des Klimawandels immer mehr Geld in Schutzmaßnahmen und in Beseitigung von Schäden investiert werden muss. Da ist es doch sinnvoll und einleuchtend, auch Maßnahmen zur Reduzierung von Schäden durch Extremwetter oder Dürre zu finanzieren.
Investitionen in regenerative Energie oder Naturschutz amortisieren sich nach 5–20 Jahren, danach bringen sie Gewinn. Ausgaben für die Reparatur von Schäden amortisieren sich nicht.
Die Versicherungen waren mit die Ersten, die von Klimaerwärmung gesprochen haben, da sie die Auswirkungen schon lange in ihren Schadensmeldungen und Statistiken sehen. Der Gesamtverband der Versicherer GDV beschreibt das Jahr 2021 mit 12,6 Milliarden Euro als das bislang teuerste Naturgefahrenjahr für die Versicherer seit Beginn der Statistik. Auch wenn im zurückliegenden Jahr die Extremregenfälle ausgeblieben sind, gehen die Versicherungen davon aus, dass Prävention und Klimafolgenanpassung der Dreh- und Angelpunkt sind, damit die Kosten durch Naturkatastrophen und damit auch Versicherungsprämien zukünftig nicht aus dem Ruder laufen.
Die Preise für Versicherungen steigen in den letzten Jahren an, bei Wohngebäudeversicherungen um 14,7 % in 2023 und 7,5 % in 2024. Die Versicherungsbranche lehnt eine gesamtdeutsche Pflichtversicherung ab und plädiert für die Verantwortung jedes Einzelnen. Was aber tun Menschen, deren Haus am Wasser liegt oder am Hang und die Versicherungsprämien unerschwinglich werden oder Gebäude in Gefahrenlagen gar nicht mehr versichert werden?
Investitionen in Klimaschutz sind auch Investitionen in Anlagen, in Technik, in Dienstleistung. Deshalb zahlt sich Klimaschutz für uns alle aus, auch für die Wirtschaft.
(Ilse Weis)