Ausgiebige Wanderungen im Gebiet Weißer Stein und Hoher Nistler lohnen sich nicht nur für Naturfreunde, sondern auch für Historiker. Viele Relikte alter Zeiten sind heute noch zu bewundern – wie z. B. die durchnummerierten Grenzsteine aus den 1790er Jahren an den Gemarkungen Schriesheim, Dossenheim, Handschuhsheim und Ziegelhausen. Noch heute lassen sich die alten Grenzwege verfolgen, die teilweise als Hohlwege erhalten sind. Unterschiedliche Symbole kennzeichnen die jeweilige Gemarkung. Schriesheim wird durch zwei gekreuzte Pfeile dargestellt. Weiterhin gibt es alte, stillgelegte Steinbrüche. Ein Großer befindet sich auf dem Handschuhsheimer Gebiet an der Englischen Hütte; ein Stein mit der Inschrift „Notstandsarbeiten 1921“ weist darauf hin. Am Hartenbühl an der Grenze Schriesheim / Dossenheim gibt es einen kleineren Steinbruch. In Richtung Norden führt ein Hohlweg – gesäumt von Grenzsteinen – zu einem im 19. Jahrhundert erbauten Häuschen. Dieses diente wahrscheinlich Steinbruch- und Waldarbeitern als Unterkunft. Ein besonderes Merkmal ist das Dach, das aus vollständigen Steinplatten besteht. An der Alten Hochstraße befinden sich zwei Wegweisersteine, die nach und nach verrotten. Dagegen werden die Wegweisersteine auf der Heidelberger Gemarkung heute noch gepflegt, sodass die Schrift lesbar bleibt. Sie gelten als „lebendiges Kulturdenkmal“, denn Wanderer können sich heute noch an ihnen orientieren. 1879 bis 1927 gab es eine sog. „Waldkommission“ der Stadt Heidelberg. Diese bewirkte die Umgestaltung des städtischen Forstes in einen „Erholungswald“ (https://www.heidelberg.de/HD/Leben/wegweisersteine.html).
Offenbar waren Waldwanderungen bereits vor ca. 140 Jahren eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Davon zeugen auch alte Rastplätze und Hütten wie z. B. die in den 1930er Jahren erbaute Strangwasenhütte in Handschuhsheim. Gerade in der dicht besiedelten Metropolregion ist unser Naherholungsgebiet Weißer Stein / Hoher Nistler sehr wichtig. Daher ist es für uns von Gegenwind unverständlich, dass in diesem schönen Wald ein Industriegebiet entstehen soll. Durch die dafür benötigten Flächen und Zufahrtstraßen würde das größte zusammenhängende Waldgebiet im nördlichen Odenwald zerschnitten werden. Der Wald geht dort unwiederbringlich verloren und kann sich nie mehr regenerieren.
Nächstes Treffen am 10.04.25 um 20 h im Neuen Ludwigstal. Kontakt: karin.reinhard12@gmail.com, Spendenkonto: DE96 6709 2300 0033 3033 27
Termin: 27.4.25: Exkursion im Windindustriegebiet Stillfüssel. Treffpunkt um 11.30 Uhr am Parkplatz Zollstock, Am Tannenberg, Siedelsbrunn. Feste Schuhe und Wegzehrung bitte mitbringen.
Dr. R. Kraft