Unsere Dörfer kommen nach 1939 glimpflich durch die ersten Kriegsjahre. An Verdunkelung, Lebensmittelrationierung und weitere Einschränkungen gewöhnt man sich. Frauen arbeiten verstärkt in Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie, viele der jüngeren sind als „Blitzmädel“ und Krankenschwestern bei der Wehrmacht. In fast jeder Familie sorgt man sich um Angehörige, die als Soldaten zu Lande, auf den Meeren und in der Luft im Einsatz sind. Die Anzeigen mit den Namen der Gefallenen werden im Laufe der Jahre immer zahlreicher, dazu kommen die Nachrichten von Verwundeten und Vermissten.
Ab Herbst 1944 beherrschen feindliche Jagdbomber den Luftraum und fallen mit Bordwaffen und Bomben über Militär und Zivilisten, Züge und Pferdegespanne in der Region her. In der zweiten Märzhälfte 1945 überqueren amerikanische und französische Truppen südlich von Mainz und bei Speyer den Rhein. Die Franzosen erobern Baden von Norden her. Mehr und mehr kommen keine Züge mehr, werden Strom-, Wasser- und Telefonleitungen unterbrochen. Radio und Zeitungen berichten einseitig und unglaubwürdig über Erfolge der deutschen Truppen. Das Abhören von „Feindsendern“ steht unter schwerer Strafe.
Die Arbeit der meisten Vereine kommt zum Erliegen. Teilweise sind die Vereine durch das NS-Regime verboten (z. B. Naturfreunde, Arbeitergesangverein, Musikverein „Harmonie“), der Spielbetrieb der Sportvereine ist spätestens ab 1940 nicht mehr möglich, da die jüngeren Männer zum Kriegsdienst eingezogen werden.
Auch in Jöhlingen und Wössingen werden Kriegsgefangene und Verschleppte aus den besetzten Gebieten als Zwangsarbeiter eingesetzt, z. B. in der Landwirtschaft. Aus den schwer beschädigten Städten Karlsruhe, Pforzheim oder Mannheim werden mehrere hundert Personen zur Unterbringung zugewiesen, was zu einer sehr angespannten Wohnraumsituation führt.
Bruchsal, Pforzheim und Karlsruhe mit seinen umfangreichen Industrie-, Militär- und Bahnanlagen sind wiederholt Ziele von Luftangriffen. Dabei kommen auch Einwohner von Jöhlingen und Wössingen ums Leben, die dort beschäftigt oder auf Besuch sind. Bei den wiederholten Luftangriffen müssen die Einwohner unserer Dörfer in Kellern oder selbst gebauten Bunkern (in der Hauptsache an Hohlwegen) Schutz suchen.
Die wichtigsten und folgenreichsten Kampfhandlungen für unsere Dörfer sind:
Der Krieg hat sehr schmerzlich in die Dörfer und Familien eingegriffen. Es herrscht unendlich große Trauer um die vielen Toten, Verwundeten und Vermissten. Bei den Kämpfen um die beiden Dörfer sind deutsche Soldaten gefallen, durch Fliegerangriffe und Artilleriebeschuss sind zahlreiche Zivilpersonen ums Leben gekommen.
Über 180 Gefallene und 52 Vermisste aus Jöhlingen, 127 tote und 53 vermisste Soldaten aus Wössingen zeugen von einer schrecklich traurigen Bilanz. Die Gemeinden Jöhlingen und Wössingen lassen Gedenktafeln mit Namen und Bildern der Gefallenen und Vermissten anfertigen. Im Friedhof in Jöhlingen und in Wössingen werden später Ehrenmale errichtet und die Namen auf Metalltafeln zur Erinnerung dargestellt.
Vereine erinnern an Mitglieder, die im Dienst als Soldaten ums Leben gekommen sind und errichten Ehrenmale (z. B. FC Viktoria Jöhlingen, FV 04 Wössingen).
Mit dem Einmarsch der französischen Truppen Anfang April 1945 endet die nationalsozialistische Herrschaft in unseren Gemeinden. Die NS-Bürgermeister und örtliche Parteigrößen flüchten oder werden verhaftet. Die Besatzungsmacht versucht, so rasch als möglich eine neue verlässliche Verwaltungsstruktur aufzubauen. Dazu setzen die Franzosen politisch „unverdächtige“ Bürgermeister ein. Durch die Neuordnung der Besatzungszonen übernimmt im Juli 1945 die amerikanische Militärregierung den Landkreis Karlsruhe. Die erste Wahl neuer Gemeinderäte erfolgt am 27. Januar 1946. Eine der Hauptaufgaben besteht in der Linderung der Wohnungsnot. Am 27. März 1946 wählt der Gemeinderat Jöhlingen Emil Roth zum ersten Bürgermeister. Da in Wössingen keine Mehrheitsentscheidung zustande kommt, setzt der Landrat Adolf Schmidt als ersten Bürgermeister ein.
Ab Spätjahr 1945 müssen die Gemeinden neben den Evakuierten auch eine größere Zahl von „Ostflüchtlingen“ unterbringen. „Wohnungskommissionen“ werden eingesetzt, die alle Häuser nach Unterbringungsmöglichkeiten durchkämmen.
Ab Ende 1945 werden den Gemeinden Heimatvertriebene (in der Hauptsache aus Ungarn, Jugoslawien, Tschechoslowakei und Rumänien) zugewiesen. Im Mai 1947 sind in Jöhlingen 586 Personen und in Wössingen 719 Personen als „Neubürger / Vertriebene“ offiziell untergebracht. Zur Wohnungsnot kommt am 27. Mai 1947 ein verheerendes Unwetter mit Gewitter, wolkenbruchartigem Regen und Hochwasser, das in Jöhlingen und Wössingen furchtbare Schäden anrichtet. Darauf werden etwa 200 Personen hektisch in eine ehemalige Kaserne in Karlsruhe einquartiert.
Die Unterbringung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in eigenen Wohnungen stellt in der Folgezeit eines der zentralen Themen der Gemeinden dar.
Heimat- und Kulturverein Walzbachtal, November 2024
Quellen:
Karl-Heinz Glaser in „Ortschronik Walzbachtal“ (2023)
Heimat- und Kulturverein in „2015 – 70 Jahre Kriegsende“ (2015) und „Heimatvertriebene in Walzbachtal“ (2016)