Eine junge Mutter ohne Halt
Bei unserer Neugeborenen-Vorsorge sehen wir eine Mutter, sehr jung und still. Wir merken gleich, dass sie sehr unbeholfen ist und keine Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gemacht hat. Sie wurde von unserem Landwirt gebracht, der hier auch keine weiteren Fragen stellen konnte. Also brachten wir sie zu unserer liebevollen Krankenschwester, die sie behutsam ansprach. Jung verliebt wurde sie im Haus des Freundes aufgenommen und bald darauf auch schon schwanger. Ihre Eltern waren dagegen und so hatte sie keine Aufklärung und medizinischen Beistand in der Schwangerschaft. Auch wie die Geburt abläuft, wusste sie nicht.
Hochzeitsritual im Santal-Dorf
Ähnliches erfahren wir bei unserem Besuch im Santal-Dorf. Dort erzählt uns unser Freund Boro, dass gerade eine Freundin seines Bruders bei ihnen wohne. Nächste Woche steht ein großes Fest an. Die Eltern des Mädchens kommen, zunächst zum Häuptling und erkundigen sich, wo nun ihre Tochter wohnt. Dann kommen sie in ihre Familie und werden festlich, gemeinsam mit einem Teil der Dorfbewohner aufgenommen und weiteres dann besprochen bzgl. einer Hochzeit. Es gibt daneben immer noch arrangierte Hochzeiten durch einen Heiratsvermittler.
Vom Dorfleben zum Doktortitel
Die Schicksale sind manchmal doch sehr berührend: Boro erzählt, wie er als Junge aufwuchs und das Dorfleben sehr liebte. Auch heute noch sehen wir, wie die Kinder unbeschwert, fröhlich miteinander tanzen, lachen und spielen … ganz unberührt von irgendwelchen Sorgen. Sein Großvater wollte ihn auf eine Missionsschule schicken, für eine gute Ausbildung, was die Großmutter jedoch ablehnte. Er war froh, im Dorf bleiben zu können. Dann starb die Großmutter und sein Großvater schickte ihn nach Kalkutta in die Loretto-Schule, die er gut abschloss. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen. Weiter studierte er Sozialarbeit und promovierte. Mittlerweile ist er ein gefragter Redner und Autor bzgl. der Santal-Kultur.
Eine umständliche Odysee
Zu uns in die Ambulanz kommt eine 25-jährige Frau, ganz abgemagert, eigentlich nur Haut und Knochen, mit einem Gewicht von 24 kg noch. Sie ist ganz geschwächt und hatte vor 4 Wochen Durchfall und seitdem unstillbares Erbrechen. Mit unserem neuen Ambulanzwagen fahren wir die moribund kranke Frau gleich in das staatliche Krankenhaus, nachdem sie bei uns erst mal eine Infusion bekommen hatte. Dort bekommt sie ebenfalls eine Infusion und wird ohne weitere Diagnostik nach Hause entlassen. Als wir es erfahren, holen wir sie aus dem Dorf ab und fahren sie nach Kalkutta zur weiteren Abklärung.
Wenn Affen die Dusche kapern
Als wir verschwitzt und verstaubt von einem Dorfbesuch am Abend zurückkehren, muss eine ersehnte Dusche erst mal warten. Eine Affenbande hat auf dem Hausdach am Wassertank herumgeturnt, bis dieser aus der Verankerung brach, das Wasser herausspritze und die Affen duschten und sich am Wasser ihren Durst stillten.
Ein Lichtblick für Basanti und ihre Kinder
Basanti, unsere Krebspatientin, hat einen bisher guten Erfolg bei der Chemotherapie. Sie ist allein mit ihren 4 Kindern, nachdem ihr Mann an TB verstorben ist. Ihre große Sorge gilt den Kindern, was aus ihnen wohl wird. Nun haben wir die Älteste in unserer Küche angestellt und lernen sie ein. Die Jüngere kann in einer Schwesterngemeinschaft eine Ausbildung machen. Der Junge ist im Internat untergebracht, und das jüngste Mädchen kann in einer Ashram-Schule, nahe dem Dorf, unterkommen. Nachdem wir das alles mit ihr besprechen, ist sie sichtlich erleichtert … Allein könnte sie dies niemals regeln.
Fortsetzung folgt …