Redaktion NUSSBAUM
74821 Mosbach

Lohrbacher „Heimatwoche“

Die Heimat neu erlebbar gemacht Die jährliche „Heimatwoche“ im Mosbacher Außenstadtteil Lohrbach ist längst zur gewachsenen Tradition geworden....
Elf Hobbykünstler sowie der örtliche Kindergarten und die Grundschule verwandelten die Lohrbacher Odenwaldhalle in einen bunt geschmückten Ausstellungsraum.
Elf Hobbykünstler sowie der örtliche Kindergarten und die Grundschule verwandelten die Lohrbacher Odenwaldhalle in einen bunt geschmückten Ausstellungsraum.Foto: rb

Die Heimat neu erlebbar gemacht

Die jährliche „Heimatwoche“ im Mosbacher Außenstadtteil Lohrbach ist längst zur gewachsenen Tradition geworden. Sie richtet sich sowohl an die eigene, für ihren starken inneren Zusammenhalt bekannte Ortsgemeinschaft, als auch an Gäste von nah und fern. Von der Sonne des „Goldenen Oktobers“ verwöhnt, kam das vielfältige Programm auch diesmal bestens an und die Besucherinnen und Besucher mitunter sogar aus dem fernen Niedersachsen.

Dass „Heimat“ in Lohrbach eine besondere Bedeutung hat, zeigten schon die vielen Häuser des Ortes, die in dieser Woche mit den traditionell gelb-blauen Flaggen der früher eigenständigen Odenwald-Gemeinde geschmückt waren. Die vier zentralen Veranstaltungen der Woche vom 19. bis zum 27.10. hatten für nahezu jeden Geschmack etwas zu bieten.

Spielmannszug

Die Lohrbacher „Heimatwoche“ startete mit einem spektakulären Festauftakt, der das ganze Dorf begeisterte. Höhepunkte waren der Umzug des Spielmannszugs zum 20-jährigen Jubiläum mit dem Besuch eines „Königs“ und der historischen Figur der „Freundin der Kurfürstin Amalia“. Zu Besuch waren auch Gäste aus Ummen und Spechtshorn in Niedersachsen. Diese waren vor 20 Jahren Auslöser für die Gründung eines Spielmannszuges in Lohrbach. Seither besucht man sich jedes Jahr gegenseitig.

Mit Pauken und Trompeten zogen die Vereine gemeinsam durchs Dorf zu Lukas Vida, dem ersten „Spielmannskönig“ von Lohrbach. Anschließend traf man sich in der Scheune der Familie Schmidt zum Genießen und Plaudern.

Mosbachs Bürgermeister Patrick Rickenbrot und der Lohrbacher Ortsvorsteher, Stadtrat Norbert Schneider, würdigten den Spielmannszug mit 35 Mitgliedern sowie Stefan und Volker Schmidt, die den Verein zusammen mit Vater Adam mitgegründet hatten. Sie sind weiterhin musikalisch wie organisatorisch aktiv und tragen dafür Sorge, dass auch junge Menschen sich für die Aktivitäten des Vereins begeistern.

Kinder-Ortsrundgang

Am Tag darauf waren die Kinder zu einem weiteren Höhepunkt eingeladen – einem geschichtlichen Rundgang mit Spaßfaktor. Diesen organisierte die Leiterin des Kindergartens, Christa Ludwig, die als „Freundin der Kurfürstin Amalia“ auftrat. In Gewändern des 17. Jahrhunderts und gemeinsam mit der Erzieherin Anna Wenzel führten sie etwa 25 Kinder durch das Dorf und erzählten spannende Geschichten über die örtliche Historie. Durch Rätsel und Fragen verpackte Ludwig das Wissen kindgerecht und motivierte mit kleinen Belohnungen. Die jungen Teilnehmenden zeigten sich erstaunlich kundig und lernten spielerisch viel über ihre Heimat. Zum Abschluss gab es ein zünftiges „Odenwald-Vesper“ im Fachwerkhaus der Familie Ludwig.

Forstliche Wanderung

Am Freitag ging es mit dem ehemaligen Forstrevierleiter Harald Hannich raus in die Natur – genauer zum Rundwanderweg „Felsenpfad“, der von dem früheren Förster Ernst Welte angelegt wurde. Bei sonnigem Wetter traf man sich am Wanderparkplatz „Kohlplatte“, an den sich ein außerordentlich schönes Wandergebiet anschließt. Gerade im Herbst leuchtet der Wald in den schillerndsten Farben. Der Weg führt hinunter ins Seebachtal, vorbei an der „Drei-Dolen-Brücke“ und zurück.

Entwicklung des Waldes

Unterwegs erzählt Hannich von der Entwicklung des Waldes, den etwa 70 Prozent Laubbaumanteil auszeichnen. Leider waren auch immer wieder gipfeltrockene Bäume, vor allem Buchen, zu sehen. Dies hat vor allem mit den letzten Jahren zu tun, in denen eher wenig Regen fiel, was sich aber in 2023 und 2024 gebessert habe, so Hannich. Geschwächte Bäume fallen leichter dem Borkenkäfer zum Opfer. Dagegen könnten Ameisenhaufen helfen, die allerdings in großer Zahl benötigt würden.

Schongebiete

In den Schongebieten, in denen der originäre Waldcharakter erhalten bleiben soll, wirdder Mehrbestand nur vorsichtig herausgenommen und so den „Zukunftsbäumen“ ein stärkeres Wachstum ermöglicht. Auch die schnell wachsende, aber hitzeanfällige Fichte wird als Füllmaterial mitgepflanzt, weil sie schon nach 30 Jahren kostendeckend geerntet werden kann.

Am Wegesrand waren historische Denkmäler zu sehen, wie etwa ein von dem früheren Stadtrat Werner Haas gestifteter Bildstock.

Wildbestand

Dass die Natur hier noch weitgehend intakt ist, belegen auch die zahlreichen Spuren der Wildschweine. Sie verbreiten die Sämlinge und brechen den Boden auf. Die daraus resultierende Waldverjüngung ist hilfreich für eine vielfältige und vitale Entwicklung. Durch das gute Nahrungsangebot, auch mit großen Maisflächen, sieht man mittlerweile allerdings das ganze Jahr über Frischlinge, weshalb die Jäger regulierend eingreifen müssen.

Auch die Spuren des geschützten Bibers sind an verschiedenen Stellen zu finden. Er verändert und bereichert die Natur, kann aber auch Probleme bereiten.

„Drei-Dolen-Brücke“

Eine besondere Attraktion ist nicht zuletzt die „Drei-Dolen-Brücken“, die um das Jahr 1909 gebaut wurde. Einer der Dolen ist auf einem höheren Niveau gelegen, sodass auch größere Wassermengen abgeleitet werden können. Vor dem Brückenbau hat man die geschlagenen Bäume durch den Seebach hinunter ins Neckartal Richtung Neckargerach geflößt.

Kunstausstellung

Den krönenden Abschluss der Veranstaltungsreihe bildete die Ausstellung örtlicher Hobbykünstler in der Odenwaldhalle. Auch der Kindergarten „Guter Hirte“ hatte gebastelt und zudem Marmelade hergestellt. Die Schüler der vierten Klasse der Lohrbacher Grundschule malten Bilder des Lohrbacher Wappens: eine goldene Garbe mit blau-goldenem Hintergrund, dahinter, schräg gekreuzt, eine silberne Sense und ein silberner Rechen. Andere fertigten Werke, die sich mit der Namenspatronin der Schule, Kurfürstin Amalia, fantasievoll befassen.

Hobbykünstler

Elf Hobbykünstler zeigten ihre Werke, die ganz verschiedener Art waren. Sowohl eigene malerische Kreationen, von denen Stadtrat Wolfgang Roth eine große Anzahl beisteuerte, als auch gekonnte Fotografien gab es zu bestaunen. Darunter waren sehr gelungene Schnappschüsse der heimatlichen Umgebung, wie von Heinz Staab, aber auch beeindruckende Bilder aus der namibischen Wüste. „Alles selbst fotografiert“, ließ die Künstlerin Elvira Mächtlen wissen. Bäume und Holz haben es Wolfgang Parson angetan, weshalb er beeindruckende Werke seines Könnens mitgebracht hatte.

Franz Koronai zeigte auf Stellwänden interessante Bilder und Zeitungsausschnitte aus längst vergangenen Zeiten mit liebgewordenen Erinnerungen. Zudem hatte er eine digitale Bilderschau mit dem Titel „Kreativ durch die Jahreszeiten“ vorbereitet.

Kürbissuppe

Daneben war für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Als Mittagessen gab es eine delikate Kürbissuppe. Danach konnte man sich am Kuchenbuffet bedienen – natürlich war dort alles selbst gebacken und es kamen reichlich Besucher. Darunter auch die 102-jährige Else Haaß aus Schollbrunn, deren Vater aus Lohrbach stammte. Auch die beiden Geschwister Oskar (7) und Frizzi (4) hatten keine Langeweile – den beiden gefielen, unabhängig voneinander befragt, die alten Bilder am besten.

Kirchen-, Heimat- und Kulturverein

Die Ausstellung hatte der Kirchen-, Heimat- und Kulturverein Lohrbach vorbereitet – ein gemeinnütziger Verein, der sich 2014 gegründet hatte, als die katholische Kirche geschlossen werden sollte. Seither hilft, spendet und organisiert der Verein in vielen Bereichen des dörflichen Lebens in Lohrbach, wie der Vorsitzende Wolfgang Roth beschrieb.

Positives Resümee

Stolz zeigte sich auch Ortsvorsteher Norbert Schneider im Rückblick auf die gelungene Heimatwoche. Viele fleißige Helferinnen und Helfer hatten dazu beigetragen. Zudem berichtete er über weitere Aktionen und Pläne in nächster Zeit. Ohnehin zeichnet Lohrbach eine lebendige Dorfgemeinschaft mit vielen Vereinen und deren engagierten Mitgliedern aus, sodass hier, auch außerhalb der „Heimatwoche“, fast immer „etwas los“ ist. (rb)

Erscheinung
Stadtanzeiger Mosbach
Ausgabe 44/2024

Orte

Mosbach
von Redaktion Nussbaum
31.10.2024
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto