Der Albtraum verfolgt Paula jede Nacht. Der Tod ihres kleinen Bruders raubt ihr den Schlaf und die Lebensfreude. Tim ist vor einem Jahr im Meer vor Triest ertrunken. Sie gibt sich die Schuld daran. Auf dem nächtlichen Friedhof hockt Paula an seinem 10. Geburtstag vor Tims Grabstein, als der Witwer Helmut, der sich ebenfalls in der Dunkelheit auf dem Friedhof herumtreibt, sie aufscheucht. Er bräuchte Hilfe, um die Urne seiner Ex-Frau Helga auszubuddeln. Alleine würde er es nicht schaffen. Natürlich werden die beiden schnell entdeckt. Auf der hektischen Flucht über die Friedhofsmauer fällt Helga – vielmehr ihre Asche – in Paulas Arme. Mit einem Staubsauger versucht Helmut in seinem klapprigen Wohnmobil anschließend, die beiden wieder sauber voneinander zu trennen. Das mit dem Wohnmobil trifft sich gut: Der griesgrämige Helmut will damit nach Südtirol, um Helgas Asche zu verstreuen, und die lebensmüde Paula will ebenfalls nach Italien, nach Triest, um ihrem Bruder nahe zu sein. Dass die Reise viel länger dauert als geplant, zwingt die beiden ungleichen Gefährten, obwohl sie nicht viel gemeinsam haben, sich im Laufe der Zeit doch zusammenzuraufen. Unterwegs wird gestritten, geschimpft, geweint und erzählt. Und um Helmuts Hündin Judy und das sich bald zu der ungewöhnlichen, unfreiwilligen Fahrgemeinschaft gesellende Huhn namens Lutz muss man sich auch noch kümmern …
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Bestsellerautorin Jasmin Schreiber, erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Eileen Byrne in „Marianengraben“ eine zu Herzen gehende Geschichte über den Tod und darüber, am Leben zu bleiben. In ihrem bemerkenswerten Spielfilmdebüt vereint sie den bekannten deutschen Charakterdarsteller Edgar Selge und den Schweizer Shooting-Star Luna Wedler als ebenso ungleiches wie herzerwärmendes Duo vor der Kamera, dem es mühelos gelingt, ihre Rollen so authentisch und einfühlsam zu gestalten, um das Publikum jederzeit mitfühlen zu lassen. Luna Wedler bringt Paula als zerrissene und doch lebenshungrige junge Frau auf die große Leinwand, die in ihrer Trauer zwischen Resignation und Trotz schwankt. Ihre Performance ist zugleich verletzlich und energisch. Edgar Selge hingegen interpretiert Helmut als einen von Verlust gezeichneten alten Mann, dessen trauriges Leben in geordneten Bahnen verläuft, bis die Reise mit Paula ihm neue Perspektiven eröffnet. Diese Dynamik zwischen den beiden ungleichen Protagonisten gibt dem Film sein beeindruckendes emotionales Rückgrat.
Das Scala-Kino in der Benefizgasse 5 zeigt „Marianengraben“ am Mittwoch, 16. April. Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 6,50/7,50 Euro. Vorverkauf/Reservierung: im Kino oder unter www.kinostar.com