Im Weinbau in Baden-Württemberg zeichnet sich ein Strukturwandel ab. Auch am Scheuerberg, dem wichtigsten Weinanbaugebiet in Neckarsulm, sind die Folgen bereits sichtbar. In den Hang- und Steillagen des Scheuerbergs werden Weinbergflächen nicht mehr bewirtschaftet und fallen brach. Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat die Stadt Neckarsulm eine Machbarkeitsanalyse zu Bewirtschaftungsoptionen in Auftrag gegeben. Diese Analyse zeigt grundsätzliche Möglichkeiten auf, wie brachfallende Weinanbauflächen nach beziehungsweise neu genutzt werden können. Das beauftragte Planungsbüro „Zukunftswege“ aus Sinsheim stellte den Abschlussbericht jetzt öffentlich im Bauausschuss des Neckarsulmer Gemeinderates vor.
Grundsätzlich soll der traditionelle Weinbau zum Erhalt der kulturhistorischen Landschaft die zentrale Option bleiben. Zunehmend beeinträchtigt wird der Weinbau aber auch in Neckarsulm durch steigende Produktionskosten, fehlende Nachfolgegenerationen, sinkende Erträge und die Auswirkungen des Klimawandels. Wo traditioneller Weinbau nicht mehr möglich oder rentabel ist, sollen alternative Nutzungsmöglichkeiten identifiziert werden. Eine Möglichkeit, geeignete Nachnutzungen für aufgegebene Weinbergflächen am Scheuerberg zu definieren, ist dieZonierung.
Die Machbarkeitsanalyse schlägt vor, den Scheuerberg in vier Zonen aufzuteilen, die für bestimmte Nutzungen geeignet sind. Als alternative Nachnutzungen kommen folgende Möglichkeiten beziehungsweise Zonen in Betracht:
Im weiteren Dialog mit den Flächeneigentümern und bewirtschaftenden Wengertern soll die Nachnutzung der Flächen am Scheuerberg konzeptionell erarbeitet und festgelegt werden. Damit setzt die Stadt den Beteiligungsprozess fort, der im November 2024 gestartet wurde. Ziel ist es, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, um brachfallende Weinbauflächen neu zu nutzen, die Biodiversität zu stärken und die historische Kulturlandschaft zu erhalten.
„Die Machbarkeitsanalyse dient als Gesprächsgrundlage für den weiteren Dialog mit den Bewirtschaftern. Die Stadt übernimmt die Funktion, diesen Dialog zu steuern und zu moderieren“, erläuterte Bürgermeisterin Dr. Suzanne Mösel. „Die vorliegende Analyse ist noch kein fertiges Konzept. Die konzeptionellen Lösungsansätze werden jetzt gemeinsam mit den betroffenen Akteuren erarbeitet. Wichtig ist, dass wir uns der regionsweiten Krise im Weinbau stellen.“
Die Stadt Neckarsulm blickt auf eine mehr als 700-jährige Weinbaugeschichte zurück. Wenn Rebflächen aufgegeben werden, hat dies nicht nur wirtschaftliche Konsequenzen. Diese Entwicklung bedroht auch die Biodiversität und das kulturhistorische Landschaftsbild der Region. Vor diesem Hintergrund zeigt die Machbarkeitsanalyse mögliche Handlungsoptionen auf, um den landschaftsprägenden Charakter des Scheuerbergs auch für künftige Generationen zu erhalten.
Als erster praktischer Ansatz im Rahmen der Dialogplattform mit den Wengertern ist eine Art Weinbergkataster denkbar. Durch entsprechende Abfragen könnte die Stadt ermitteln, welche Weinbauflächen in absehbarer Zeit nicht mehr bewirtschaftet werden. Auf diese Weise könnten die Stadt und die Flächeneigentümer vorausschauend planen und Zonierungen proaktiv festlegen. (snp)