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Magnolien haben eine lange Geschichte

Auf Zeitreise 200 Millionen Jahre zurück Mit weißen, rosa oder violett überhauchten Kronblättern, die wie feinstes chinesisches Porzellan wirken,...
Magnolienblüten im Schafäckerweg in Wiesloch.
Magnolienblüten im Schafäckerweg in Wiesloch.Foto: Hans Stobinsky

Auf Zeitreise 200 Millionen Jahre zurück

Mit weißen, rosa oder violett überhauchten Kronblättern, die wie feinstes chinesisches Porzellan wirken, strecken sich die Blüten der Magnolien in die erste Frühlingssonne. Mit ihnen kann man auf Zeitreise gehen: Molekularbiologen gelang es, eine Vorstellung vom Aussehen der ersten Blüten auf dieser Erde zu rekonstruieren, die vor etwa 200 Millionen Jahren entstanden. Sie fanden heraus, dass sie wohl ein ähnliches Aussehen hatten wie die Magnolien.

Mit der Entstehung der Blütenpflanzen begann die einzigartige Zusammenarbeit von Pflanzen und Insekten als ihre Bestäuber. Die ersten Kooperationspartner der Blütenpflanzen waren aber keine Bienen (die sich selbst erst zu dieser Zeit entwickelten), sondern Käfer. Käfer sind viel älter als Bienen, und einige von ihnen haben sich wohl über den Pollen als Erweiterung ihres Speisezettels gefreut. Da sie aber deutlich schwerer als Bienen oder Schmetterlinge sind, mussten die Blüten mit steifen Kronblättern stabile Landeplätze anbieten.

Rolle des Knospenschutzes

Wenn man an einem Magnolienbaum etwas tiefer hängende Zweige finden, kann man mit einem Blick in die Blüten weitere Merkmale entdecken, die von den Evolutionsbiologen als Zeichen ihrer Ursprünglichkeit gewertet werden: zunächst gibt es keine Unterscheidung zwischen Kelch- und Blütenblätter. Die Rolle des Knospenschutzes, den bei „fortschrittlicheren“ Blüten die Kelchblätter erfüllen, übernehmen zwei pelzig behaarte Hochblätter. Weiterhin ist die Zahl der Kronblätter nicht festgelegt. Bis über 15 weiße „Porzellanlöffel“ ordnen sich in einer Spirale um das Zentrum der Blüte. Hier ragt eine kleine Säule heraus, an der die Fruchtblätter sitzen. Sie ähneln einem schlanken Zapfen, eine Erinnerung an die Nadelholz-Vorfahren der Blütenpflanzen. Viele Staubgefäße umringen die zukünftige zapfenähnliche Frucht an ihrem Grund.

Magnolien aus der Kreidezeit

Die ältesten Fossilfunde von Magnolien stammen aus der Kreidezeit und sind 36 Millionen Jahre alt. Sie haben sich seither nur sehr langsam verändert. Bei Magnolien dauert es 130 000 Jahre, bis sich so viele Veränderungen im Erbgut abspielen, wie bei uns Menschen innerhalb einer Generation. Sie entwickelten sich in Nordamerika und wanderten während warmer Erdperioden ostwärts nach Europa und Asien. Die dramatische Abkühlung des Weltklimas vor etwa 30 Millionen Jahren machte der weltweiten Verbreitung ein Ende. Magnolien starben in Europa aus. Sie konnten nur in wärmeren Zonen von Amerika und Asien überdauern, wo heute etwa 350 Arten wachsen.
Ende des 18. Jahrhunderts brachten Forscher die ersten Magnolien nach Europa. Vor gut 200 Jahren erzeugte Étienne Soulange-Bodin in seinem privaten botanischen Garten bei Paris durch Kreuzung zweier Magnolia-Arten aus China die nach ihm benannte Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana). Mit ihrer besonders frühen Blütezeit und ihrer großen, meist rosa oder violett überlaufenen Blüten eroberte sie rasch die Parks und Gärten in Europa und Amerika. Bis heute entstanden etwa 100 Kulturformen, die die meisten der heute kultivierten Bäume stellen. (hs)

Ausführliche Beschreibung auf der Homepage des Verfassers:
reisemausexoten.wordpress.com/exoten-in-wiesloch

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