Maria Knebel aus Kronau feierte ihren 109. Geburtstag

Tochter von „Hebamme Lina“ Einen besseren Beweis, dass Musizieren und Singen fit hält, wie kürzlich eine britische Studie nachwies, könnte es...
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Tochter von „Hebamme Lina“

Einen besseren Beweis, dass Musizieren und Singen fit hält, wie kürzlich eine britische Studie nachwies, könnte es nicht geben, als Maria Knebel beim Singen zuzuhören.

Ihre Augen leuchten, wenn sie „Lustig ist es im grünen Wald“ oder „O du lieber Augustin“ singt. Bei der Zeile „Alles ist weg“, zuckt sie mit den Schultern und zwinkerte am vergangenen Dienstag in der Senioreneinrichtung Vitalis in Langenbrücken ihrer in großer Zahl erschienenen Besucherzahl schelmisch zu. Die große Happy-Birthday-Balloninstallation, die für sie im Aufenthaltsraum der Wohngruppe im zweiten Stock hängt, zeigt die Zahl 109, denn Maria Knebel, geborene Hees ist 1915 geboren und ist mit diesem biblischen Alter die älteste Bürgerin der Umgebung. Aufgewachsen ist sie in der Kronauer Hintergasse mit vier Geschwistern, die allerdings alle schon lange verstorben sind. Singen spielte damals schon eine große Rolle, wenn man auf die Arbeit auf das Feld ging. Die Äcker der Familie lagen zwischen Kronau und Langenbrücken. „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder“, ist einer ihrer Wahlsprüche und dabei denkt sie lachend auch an das große Rübenloch, das immer gegraben wurde, um das Viehfutter zu bevorraten und in dem man nicht nur sang, sondern auch mal kuschelte. Ein anderer Leitspruch, den ihr ihre Mutter Lina mitgab, ist nicht nur ein Rezept, so alt zu werden, sondern hilft ihr auch heute noch, beispielsweise mit einem Armbruch klarzukommen, der die sonst noch so agile Frau nach einem Sturz behindert. „Man darf sich nie hängen lassen und jammern, denn davon gehen die Schmerzen nicht weg.“ Ihre Mutter wusste als Hebamme von was sie spricht und außerdem kam die Familie so zum ersten Telefon im Ort. Auch an das Radio, das auf der Fensterbank stand und um das sich die Männer in der Hintergasse versammelten, wenn wichtige Fußballspiele anstanden, erinnert sie sich noch.

Das Geburtsjahr von Maria Knebel fällt in schwere Zeiten. Der Alltag im Deutschen Reich ist von den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs geprägt. Das Brot wird rationiert. Der britische Luxusliner Lusitania sinkt. Bahnbrechend ist aber auch die „Allgemeine Relativitätstheorie“, die der Physiker Albert Einstein veröffentlicht und zur wissenschaftlichen Grundlage des Denkens und der Forschung wird. Maria Knebel, die fast nichts mehr hört, aber alles noch lesen kann, erinnert sich trotzdem an viele schöne Erlebnisse. „Die Zeit war nicht leicht, aber, wir hatten es gut, weil wir immer alle zusammengehalten haben“, sagt sie. Vielleicht ist auch das neben der Bewegung in der Gymnastikgruppe, die sie gerne besucht und ihrem Hobby der Malerei, ein weiteres Rezept, glücklich alt zu werden. Leider gab es auch Schicksalsschläge, denn die Mutter eines Sohnes verlor ihren Mann, mit dem sie später in der Schillerstraße in Kronau baute, im Krieg. Doch der Zufall wollte es, dass sie 1981 beim 65. Klassentreffen einen Schulkameraden wiedertraf, der ebenfalls verwitwet war. Mit Walter Thome zog sie nach Zeutern, wo den beiden bis zu seinem Tod 1994 noch 13 schöne gemeinsame Jahre vergönnt waren. Fast bis zum 101. Geburtstag führte Maria Knebel ihren Haushalt noch alleine, bis sie nach einem Sturz beim „Unkrautropfe“ schweren Herzens einsah, dass sie im Seniorenheim besser aufgehoben ist. Sie fühlt sich nun seit 8 Jahren im Vitalis sehr wohl und freut sich über die gute Versorgung und Ansprache, um die sich die Pflegekräfte trotz ihrer Schwerhörigkeit sehr bemühen. Sie wurde mit 5 Enkeln gesegnet, von denen einer schon verstarb. Sie freut sich, wenn Enkel, Urenkel und Freunde kommen oder Mitglieder des Altenwerks Zeutern, das sie mit fast 100 Jahren das erste Mal besuchte. Natürlich ist sie auch ältestes Mitglied des VdK.

Auch Kronaus Bürgermeister Frank Burkard stimmte mit der Jubilarin gerne ihre Lieblingslieder, wie „Ein Männlein steht im Walde“ an. Den Text kann sie immer noch ohne Brille vom Handy ablesen, das ihr Trauderose Staudt hinhält.

Wir wünschen der Jubilarin zu ihrem besonderen Geburtstag von Herzen alles Gute, vor allem Gesundheit.

Wir danken Frau Claudia Maciejewski für die Überlassung des Berichts.

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Mitteilungsblatt der Gemeinde Kronau
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Ausgabe 11/2024

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Kronau
von Gemeinde Kronau
14.03.2024
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