Lebendige Denkmäler in Gefahr – Warum alte Obstbäume unersetzlich sind
Alte Obstbäume sind mehr als nur knorrige Zeugen vergangener Zeiten – sie sind Lebensräume voller Leben. Während ihre Äste in den Himmel ragen, bieten sie unten wie oben Nahrung, Schutz und Heimat für unzählige Wildtiere.
Wenn im Herbst das Fallobst auf den Boden prasselt, beginnt ein Festmahl für Amseln, Drosseln, Dachse und Füchse. Auch Insekten tummeln sich in den süßen Früchten und locken wiederum Spechte, Meisen und Fledermäuse an. Und die Mistelbeeren, die uns oft Sorgen bereiten? Sie sind ein willkommener Snack für Wacholderdrosseln und Seidenschwänze.
Doch während Wildtiere von den alten Bäumen profitieren, bedroht ein unscheinbarer Schmarotzer ihr Überleben: die Mistel. Sie entzieht den Wirtsbäumen Wasser und Nährstoffe, schwächt sie in trockenen Sommern und kann mit der Zeit ganze Kronen absterben lassen. Besonders Apfelbäume sind betroffen, aber auch Birken, Pappeln und sogar Walnussbäume werden zunehmend von der Mistel befallen. Ohne regelmäßige Pflege breitet sie sich ungehindert aus und gefährdet die wertvollen Streuobstwiesen, die so vielen Arten ein Zuhause bieten.
Gerade in den Zeiten, wenn die Bäume kein Laub tragen, sind die kugeligen Mistelbüsche besonders gut zu erkennen. Das ist die beste Zeit, um aktiv zu werden und die Misteln gezielt zu entfernen, bevor sie sich weiter ausbreiten und den Bäumen noch mehr Kraft rauben.
Es ist nicht nur die Nahrung, die alte Obstbäume so wertvoll macht. Ihre Höhlen und Spalten bieten Unterschlupf für Fledermäuse, Wildbienen und Siebenschläfer. Spechte zimmern in ihre Stämme Nisthöhlen, die später von Eulen und Meisen bezogen werden. Greifvögel nutzen dicke Äste als Sitzwarten, von denen aus sie die Umgebung im Blick behalten.
Auch als Strukturelemente in der Landschaft spielen diese Bäume eine tragende Rolle. Sie dienen als Orientierungspunkte für Zugvögel und als sichere Verbindungswege für viele Wildtiere, die sich durch Hecken und Baumreihen bewegen. Und ganz nebenbei erzählen sie Geschichten – von alten Sorten, vergangenen Sommern und den Händen, die sie einst gepflanzt haben.
Wer einen alten Obstbaum erhält, bewahrt damit ein kleines, aber wertvolles Ökosystem. Doch um diese grünen Denkmäler zu retten, müssen wir handeln: Misteln sollten unbedingt regelmäßig entfernt werden, bevor sie die Bäume überwuchern. Denn jeder dieser Bäume ist ein lebendiges Denkmal – für die Natur und für uns!
Für alle, die sich intensiver mit dem Thema Mistelplage auseinandersetzen möchten, gibt es online verschiedene Informationsquellen und praktische Anleitungen:
Landschaftserhaltungsverband Enzkreis e.V. – Überblick über Maßnahmen zur Mistelbekämpfung:
https://lev-enzkreis.de/mistelbekaempfung/
Bericht der BNN über ein kommunales Projekt gegen Misteln im Enzkreis:
https://bnn.de/pforzheim/enzkreis/oelbronn-duerrn/olbronn-duerrn-sagt-laestigen-baum-parasiten-den-kampf-an
Hochstamm Deutschland e.V. – Mitschnitte von Fachvorträgen zur Mistelbekämpfung:
https://www.hochstamm-deutschland.de/nachricht/vortraege-zu-waldgarten-mistel-wirtschaftlichkeit-und-co
Landwirtschaftsamt Enzkreis – Infos zur Obst- und Gartenbaupflege:
https://www.enzkreis.de/Landratsamt/Ämter-Dezernate/Dezernat-3-Landwirtschaft-Forsten-öffentliche-Ordnung/Landwirtschaftsamt/Obst-und-Gartenbau/
Wer sich lieber visuell informieren möchte, findet auf YouTube zahlreiche Erklärvideos zur Mistelbekämpfung, in denen Fachleute verschiedene Methoden demonstrieren.
Hinweis für Mitglieder des OGV
Zukünftig erhalten alle Mitglieder unserer Community „Gartentreff im OGV“ solche Informationen direkt auf ihr Mobiltelefon. So bleiben alle stets auf dem neuesten Stand zu Themen rund um Obstbau, Gartenpflege und Naturschutz.
B.W.-N.