Dieses Erlebnis dürften 240 Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Lorenz-Realschule in Ettlingen so schnell nicht vergessen. Statt in der Schule zu sitzen, nahmen die Fünft- und Sechstklässler in einer Rakete Platz, die vor der Schule stand, abflugbereit für einen Abstecher ins Weltall. Was wie aus einem Science-Fiction-Film klingt, ist der SPACEBUZZ ONE der Deutschen Raumfahrtagentur. Dahinter verbirgt sich ein umfassendes Schul- und Bildungsprogramm als Ergänzung zum MINT-Unterricht. Der SPACEBUZZ ONE der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR ist ein begehbarer High-Tech-LKW, der äußerlich einer liegenden Rakete ähnelt und im Inneren VR-Technologie im Weltraumdesign beherbergt. Das Motto lautet: „We‘re taking youth to space.“ Zu Deutsch: Wir bringen die Jugend ins Weltall. So konnten die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen mit VR-Brillen und auf beweglichen Sitzen einen virtuellen Raumflug mit den ESA-Astronauten Matthias Maurer und Alexander Gerst erleben. Sie umkreisten die Erde, flogen zum Mond und landeten wieder auf ihrem Heimatplaneten, von dem sie nun vermutlich besser denn je verstehen, warum er auch der Blaue Planet genannt wird. Die ESA-Astronauten Alexander Gerst und Matthias Maurer begleiten die Schülerinnen und Schüler, erklären die verschiedenen Satelliten und ihre Aufgaben, zeigen die Schönheit unseres Planeten und erklären: „Wusstet ihr, dass jährlich mehr als 112 000 Quadratkilometer des tropischen Regenwaldes abgeholzt werden? Pro Minute sind das 30 Fußballfelder.“ Und nach der Landung empfing die Crew die Nachwuchsastronauten und besprachen die Eindrücke und die Verletzlichkeit der Erde. „So viele leuchtende Kinderaugen habe ich noch selten gesehen.“ bemerkte die Lehrerin. „Einige Gruppen „landeten“ andächtig ruhig wieder auf dem Schulhof, andere klatschten vor Begeisterung. Und es gab immer einige ältere Schülerinnen und Schüler, die als Zaungäste bereit standen und auf einen freien Platz in der Rakete warteten. Egbert Lutke ist der Technische Betreuer des Trucks. Er erklärt, Ziel sei zu zeigen, „dass die Erde schön und schützenswert ist“. Das aus den Niederlanden stammende Programm wurde in Deutschland auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin 2024 erstmals der Deutschen Öffentlichkeit präsentiert. „Wir möchten den Schülern den Overview-Effekt ermöglichen. Diese Erfahrung machen sie mit dem VR-Erlebnis“, sagt Lutke. Als Overview-Effekt wird beschrieben, was Raumfahrern widerfährt, wenn sie erstmals den Planeten Erde aus dem All sehen. Dass diese Erfahrung die Perspektive auf den Planeten Erde und die darauf lebende Menschheit verändert, ein Gefühl der Ehrfurcht, ein tiefes Verstehen der Verbundenheit allen Lebens auf der Erde und ein neues Empfinden der Verantwortung für unsere Umwelt erzeugt, beschreibt der Dokumentarfilm „Overview“ von 2012. Als Vorbereitung auf diesen Raumflug, mussten die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Fächern erst eine Art Astronautentraining absolvieren, an dessen Ende eine Abschlussprüfung stand. So überlegten sich die Klassen ein Logo für die Weltraummission, eine Klasse baute das Sonnensystem im Kunstunterricht, in BNT wurde eine Wasserrakete gestartet und beim Astronautentest lernten die Kinder mit den Herausforderungen im All umzugehen. Dazu gehörte beispielsweise das Arbeiten mit dicken Handschuhen oder kopfüber zu essen. Nun kommt die Nachbereitung, im Lehrerheft „Post-Flight“ genannt. Sie steht unter dem Motto „Unseren Planeten Erde verstehen, beobachten und schützen.“ Jetzt sind die „Nachwuchsastronautinnen und -astronauten am Zug. Sie bekommen den Auftrag, sich zu überlegen, wie sie unseren verletzlichen Planeten gut schützen können, damit er lebenswert bleibt!