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Mit rund 40.000 Übernachtungen in 2024 ist das Feriendorf Tieringen das größte „Hotel“ im Zollernalbkreis

Eine Nachricht sorgte vor einigen Wochen für Furore: Der Evangelische Kirchenbezirk Balingen möchte sein Haus Bittenhalde in Tieringen schließen. Nicht...
Zu Besuch im Feriendorf Tieringen: Dessen Leiter, Bernhard Deyhle, informiert Bürgermeister Frank Schroft über die gute Auslastung dieser kirchlichen Einrichtung an 365 Tagen im Jahr.
Zu Besuch im Feriendorf Tieringen: Dessen Leiter, Bernhard Deyhle, informiert Bürgermeister Frank Schroft über die gute Auslastung dieser kirchlichen Einrichtung an 365 Tagen im Jahr.Foto: Volker Bitzer

Eine Nachricht sorgte vor einigen Wochen für Furore: Der Evangelische Kirchenbezirk Balingen möchte sein Haus Bittenhalde in Tieringen schließen. Nicht verwechseln darf man diese Einrichtung jedoch mit dem Feriendorf Tieringen. Dieses ist zwar in unmittelbarer Nachbarschaft und über einen Verein ebenfalls in evangelisch-kirchlicher Trägerschaft, aber der größte Beherbergungsbetrieb im Zollernalbkreis erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Das erfuhr Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft im Rahmen seiner Firmenbesuche aus erster Hand: von Feriendorfleiter Bernhard Deyhle.

Urlaub auf der Schwäbischen Alb steht hoch im Kurs. Fristete unsere Region lange Zeit ein Schattendasein auf der Ferien-Landkarte und mühte sich im überdimensionalen Schatten des Schwarzwaldes um Gäste, so erklimmen die Übernachtungszahlen seit über einem Jahrzehnt beinahe jährlich einen neuen Höchststand, wie der „Schwäbische Alb Tourismusverband e.V.“ schwarz auf weiß belegen kann; so auch 2024, als die Zahl der Übernachtungen um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr anstieg (Schwarzwald 1,1 Prozent). Der deutsche Urlauber hat also den Reiz unserer herrlichen Landschaft entdeckt und davon profitiert auch das Feriendorf in Tieringen.

Was viele gar nicht wissen: Das Feriendorf in Meßstettens Stadtteil ist der größte Beherbergungsbetrieb im gesamten Zollernalbkreis – sowohl was die Zahl der Betten, als auch die Zahl der Übernachtungen angeht. Insgesamt 250 Betten stehen in 40 Ferienhäusern – verteilt auf Unterdorf (15 bunte Spitzgiebelhäuser) und Oberdorf (25 größere 6er- und 8er-Ferienhäuser) – den Gästen zur Verfügung. Im zurückliegenden Jahr lag die Auslastung an 365 Belegungstagen bei 52 Prozent bzw. 40.000 Übernachtungen. „Das ist nach dem Jahr 2022 die zweitbeste Belegung seit Bestehen der rund 58 Jahre alten Anlage“, erklärt Feriendorfleiter Bernhard Deyhle.

Auch wenn die großzügige und wunderschön am Südwesthang gelegene Anlage fast an ein Hotel-Resort mit Appartement-Häusern erinnert, so findet sich das Feriendorf Tieringen in keinem normalen Urlaubskatalog und auch nur selten auf den üblichen Reiseportalen im Internet. Das Credo des Feriendorfs Tieringen ist ein völlig anderes. Die Zielsetzung lautet Familienerholung für (benachteiligte) Familien oder für Familien in besonderen Lebensphasen. Und hier kommt nun der Trägerverein der evangelischen Landeskirche Württemberg ins Spiel: Christliche Werte sind Orientierung und Grundlage bei den Urlauben. „Wir sind aber dennoch sehr offen und gerne ist auch interreligiöser Dialog möglich“, versichert Bernhard Deyhle.

Familien, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen, erhalten Zuschüsse, sei es über Stiftungen, Diaspora, Caritas oder Diakonie. So auch im Jahre 2024, wo rund 230 Familien davon profitierten konnten. Deutlich größer ist jedoch der Anteil der Familien ohne Zuschuss gewesen: zirka 400 waren es vergangenes Jahr, hinzu kamen 56 größere Familiengruppen. Familien sorgen in den bundesweiten 21 Ferienwochen und einigen verlängerten Wochenenden dafür, dass das Feriendorf Tieringen mit etwa 26.000 Übernachtungen bestens frequentiert ist.

Was aber ist mit dem Rest des Jahres? In den restlichen 31 Nichtferien-Wochen steht das Feriendorf keineswegs leer. 170 Gruppenbuchungen (Chöre, Vereine, kirchliche Gruppen…), 22 Schulklassen, 28 FSJ-Seminare mit dem Diakonischen Werk Württemberg und vier große Firmenseminare (Audi und Porsche) sorgten im Jahr 2024 für die restlichen rund 14.000 Übernachtungen.

Die Botschaft des evangelischen Kirchenbezirks Balingen, das „Haus Bittenhalde“ zum Ende des Jahres 2026 schließen zu wollen, sorgte im gesamten Landkreis, insbesondere aber in Meßstetten und Tieringen für Wellen. „Viele Menschen, selbst hier im Ort, denken, das Feriendorf und Haus Bittenhalde gehören zusammen“, weiß Bernhard Deyhle aus zahlreichen Gesprächen. Dem ist nicht so, auch wenn es durchaus gemeinsame Wurzeln gibt, die bis in die 1960er-Jahre zurückreichen. „Bittenhalde“ war einst ein Jugendheim des evangelischen Kirchenbezirks und das Feriendorf hat sich unter Diakon Kirchner daraus entwickelt. „Haus Bittenhalde“ wurde zur Tagungsstätte und steht heute mit seinem Tagungsbetrieb unter der Trägerschaft der Kirchenbezirke Balingen und Rottweil. Das Feriendorf gehört dem „Verein für Evangelische Familiendörfer in Württemberg“ und ist eigenständig und angelehnt an die württembergische Landeskirche. Einen Wermutstropfen schenkt die Kirche mit der angedachten Schließung von „Haus Bittenhalde“ aber auch dem Tieringer Feriendorf ein: „Da die Hauptmahlzeiten bisher von unserem Nachbarn kamen, müssen wir uns nach einem anderen Caterer umsehen“, verweist Deyhle auf die sehr guten geschwisterlichen Beziehungen, die damit verloren gehen. Allerdings ist die geplante Einstellung des Tagungsbetriebes im Haus Bittenhalde zum Ende des Jahres 2026 noch von der Entscheidung der Synode im Kirchenbezirk Rottweil abhängig. Die Synode in Balingen hat bereits der Schließung zugestimmt.

Eine Veränderung steht aber in absehbarer Zeit auch im Feriendorf Tieringen an. Nach gut 20 Jahren geht dessen Leiter Bernhard Deyhle im Juni 2026 in die passive Altersteilzeit. Im Oktober 2005 übernahm der Diakon und Religionspädagoge die Regie im Feriendorf und aus dem gebürtigen Calwer ist längst ein Wahl-Tieringer geworden. Keine Minute hat der heute 63-Jährige bereut, vom Schwarzwald auf die Alb zu ziehen – auch wenn seine Arbeitswoche meistens sechs und nicht selten sieben Tage zählt und er sich sowohl um Inhalte, wie auch Verwaltung, Personal, Finanzen, bauliche Dinge oder sogar das Lagerfeuer kümmert. „Es ist ein überaus sinnstiftender Arbeitsplatz mit christlichen Werten, der im Dienste der Familien steht“, zählt Bernhard Deyhle das auf, was ihm – nebst der wunderschönen Natur und der Gemeinschaft im Team – immer sehr wichtig gewesen ist. Zum Feriendorfteam gehören aktuell 23 Personen, verteilt auf elf Stellen. Sie alle leben für sich und ihre Gäste den Leitspruch des Hauses: Zeit haben – Natur spüren – Zusammen sein. (VB)

INFO

Die Vielfältigkeit und die Möglichkeiten des Feriendorfs aufzulisten, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Interessierte können sich ausgiebig auf der Homepage www.feriendorf-tieringen.de informieren. Zudem gibt es auf Bestellung zahlreiches Prospektmaterial im klassischen Sinne.

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Aktuell – Amtsblatt der Stadt Meßstetten
NUSSBAUM+
Ausgabe 15/2025

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von Stadt Meßstetten
11.04.2025
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