Es ist Mitte Juni, die Temperaturen steigen seit Tagen weit über 30 Grad, der Wind weht stark, es herrscht anhaltende Trockenheit. Es ist eine denkbare Wetterlage, die für die Großübung von Hilfskräften unter der Leitung der Feuerwehr Reutlingen am Samstag, 5. April, im Reutlinger Stadtgebiet erdacht wurde. Doch nicht nur die Waldbrandgefahr und die Gesundheitsgefährdung durch extreme Temperaturen sowie einen hohen UV-Index beschäftigen die beteiligten Rettungskräfte: Ein Brandstifter, so steht es im Regiebuch für das Übungsszenario vor, treibt in Reutlingen sein Unwesen und hält die Bevölkerung in Atem.
Im Fokus von „ROTE ACHALM 25“, so der Titel der Großübung, stand die reibungslose Koordination von Einsätzen und die effiziente Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Bereits am Morgen hatte sich in der Feuerwache in der Hauffstraße der Führungsstab der Feuerwehr Reutlingen versammelt. Ebenfalls Teil der Übung: Stadtverwaltung, Werkfeuerwehr Bosch Reutlingen, Technisches Hilfswerk (THW), Landespolizei und Deutsches Rote Kreuz (DRK) samt Rettungshundestaffel. Sie alle hatten Vertreter in die Feuerwache entsandt, um den Führungsstab zu unterstützen. Denn: Das vorliegende Übungsszenario war nur durch die Bündelung von Expertise und Fachpersonal dieser aller Beteiligten möglich.
Am Vormittag verlief der Großteil der Übung fiktiv: Gedachte Gefahrenlagen und Einsätze im Reutlinger Stadtgebiet stellte den Führungsstab in der Hauffstraße sowie die vier Führungshäuser der Einsatzabschnitte Nord, Süd, West und Ost in den Feuerwehrhäusern Oferdingen, Gönningen, Betzingen sowie auf der Feuerwache vor Herausforderungen. Dass der Ernstfall möglichst realistisch geprobt wurde, konnten Reutlingens Bürgerinnen und Bürger um 10 Uhr erleben: Die fünf Sirenen an der Echaz wurden ausgelöst, wer die Warn-Apps Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, bei dem erschien die Meldung „Übung – Probewarnung! Es besteht keine Gefahr!“ auf dem Bildschirm. Auch auf digitalen Displays an den Haltestellen des Reutlinger Stadtverkehrs (RSV) und dem Parkleitsystem wurde diese Meldung testweise veröffentlicht. In Bronnweiler und Ohmenhausen waren Lautsprecherwägen unterwegs, die ebenfalls eine Probewarnung vermeldeten.
Den Schlusspunkt der Übung setzte ein Einsatz am Nachmittag, bei dem die Rettungskräfte tatsächlich ausrückten. Im Wasenwald staunten dann die zahlreichen Spaziergänger und Radler über viel Blaulicht, fliegende Drohnen und aufgeregte Rettungshunde. Am Forsthof am Breitenbachsee sammelten sich Fahrzeuge der „Blaulichtfamilie“ für den Schlusspunkt der Übung.
Das Szenario: Vier junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren werden vermisst. Sie alle wurden im Wasenwald gesichtet, in dem zudem fiktive Brände die Rettungskräfte beschäftigten. Unter der Leitung der Feuerwehr Reutlingen begann eine umfangreiche Personensuche: Die Werkfeuerwehr von Bosch ließ zwei Drohnen steigen, sechs Rettungshundeführer des DRK und ihre vierbeinigen Begleiter unterstützten die Suche auf einem rund 22 Hektar großen Gelände. In der zügig eingerichteten „Außenstelle“ der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst hatte die koordinierende Einsatzleitung den Suchverlauf stets im Blick: über Monitore wurden Live-Bilder der Drohnen eingespielt, zur Hundestaffel gab es regelmäßigen Funkkontakt.
Dank des guten Zusammenspiels der Rettungskräfte gelang es, die vier Statisten, die in die Rolle der „Ausreißer“ geschlüpft waren, schnell zu finden. Zwei von ihnen wurden von den Drohnen gesichtet, die beiden anderen von den Hunden aufgespürt.
Rund 170 Beteiligte waren an der Stabsrahmenübung „ROTE ACHALM 25“ beteiligt, die es in dieser Form und in dieser Zusammensetzung erstmals in Reutlingen gab. Feuerwehrkommandant Stefan Hermann zog am Ende des langen Übungstages ein positives Fazit: „Eine so komplexe Lage organisatorisch zu bewältigen, ist durchaus herausfordernd und bedarf Teamwork auf vielen Ebenen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf der Übung.“