Mosbachs dutzendster Poetry-Slam

Lyrische Kunst auf der Bühne präsentiert „Poetry-Slam ist: Eure Ohren, euer Lauschen, so viele Gefühle.“ In ihrem ersten Text des Abends beschrieb...
Fünf „Slam-Poeten“ gestalteten einen bunten lyrischen Abend. V.l.: Moderator Marvin Suckut, Stefan Unser, Lena Stokoff, Evelyn Krutsch und Dominik Heißler.
Fünf „Slam-Poeten“ gestalteten einen bunten lyrischen Abend. V.l.: Moderator Marvin Suckut, Stefan Unser, Lena Stokoff, Evelyn Krutsch und Dominik Heißler.Foto: pvh

Lyrische Kunst auf der Bühne präsentiert

„Poetry-Slam ist: Eure Ohren, euer Lauschen, so viele Gefühle.“ In ihrem ersten Text des Abends beschrieb Lena Stokoff, was den Poetry-Slam, vor wie hinter der Bühne, ausmacht. Gemeinsam mit drei Kollegen aus ganz Baden-Württemberg kämpfte sie mit diesem Text um den Sieg beim zwölften Mosbacher Poetry-Slam – einem Wettkampf der Dichter und Lyriker.

Die Veranstaltungsreihe im Kultur- und Begegnungszentrum „fideljo“ am Campus der Johannes-Diakonie ist bereits seit Jahren ein fester Bestandteil des Mosbacher Kulturprogrammes. Unter der Leitung der zwei Eventmanager, Christoph Platzer und Gerd Becker, erhält hier eine moderne Art des lyrischen Schreibens und Vortragens eine Bühne.

Moderne Kunst

Die Regeln des Poetry-Slams sind simpel: Vorgetragen werden selbst verfasste Texte, das Thema spielt dabei keine Rolle, mit einem Zeitlimit von sieben Minuten. Dabei dürfen die Dichterinnen und Dichter keine Requisiten verwenden – einzig sich selbst und manchmal ein Textblatt bringen sie auf die Bühne. Der Gewinner des Abends wird vom Publikum entschieden, und das ganz spontan über einen direkten Vergleich der Applauslautstärke.

Subjektivität

Vorgeschriebene Wertungskriterien gibt es hier nicht: Ob der Text das Publikum inhaltlich berührt hat, zum Lachen oder Nachdenken gebracht, oder ob er herausragend vorgetragen wurde, die Wahl des eigenen Favoriten ist doch jedes Mal subjektiv und spannend. Das gehört dazu – so ist Poetry-Slam! Das wissen die Künstlerinnen und Künstler. Sie schreiben Texte aus ihrem Leben, zu Themen, die sie selbst bewegen. Und auch wenn es natürlich einen Gewinner an diesem Abend gab, ging es doch im Kern um etwas ganz anderes: um die unvergleichbare dichterische Kunst.

Wettstreit

Das bewies Moderator Marvin Suckut gleich zu Beginn des Abends, als er das Publikum mit einem eigenen Text auf den darauffolgenden Dichterwettstreit einstimmte. Mit einem humoristischen „Brief an Miley Cyrus“ deckte er die kuriosen gesellschaftlichen Erwartungen von Romantik auf.

Nach dem starken Anfang ging es in die erste Runde des Wettstreits. Die vier erprobten „Slam-Poeten“ Stefan Unser aus Karlsruhe, Evelyn Krutsch aus Tübingen, Dominik Heißler aus Freiburg und Lena Stockoff aus Stuttgart traten in zwei Runden und dem Finale mit jeweils mehreren Texten an. Ob über „Lieblingsprobleme“ und unübersetzbare Worte, Dyskalkulie und Selbstwert, das Leben als Poetry-Slammer, Kindheitserwartungen, Fußballfans oder auch die deutsche Grammatik – humoristisch oder ernst, verletzlich oder kritisierend, vor allem aber rhythmisch und persönlich zeigten sich die Vorträge. Lebendige Aussprache und Gestik begleiteten die frei vorgetragenen oder auch abgelesenen lyrischen Textwerke. Auch Moderator Suckut brachte nach der Pause mit einem Vortrag über abenteuerlustige Mallorca-Touristen noch einmal den Saal zum Lachen.

Gemeinschaft

Im Finale traten schließlich Stefan Unser und Dominik Heißler an. Mit einem philosophischen und alltagsnahen Text über „Wollen“, „Wünschen“ und „Erwarten“ erzielte Unser begleitet von tosendem Applaus den zweiten Platz des Abends. Als Sieger der lautstarken Publikumsabstimmung ging Heißler mit seinem Vortrag über die Hürden des Vater-Werdens und des daraus resultierenden Schlafmangels hervor. Von dem großen Geschenkkorb voller regionaler Leckereien hatten jedoch vermutlich alle Teilnehmenden etwas, da sie sich gleich am nächsten Tag alle gemeinsam auf die Reise nach Bielefeld zu den deutschsprachigen Meisterschaften des Poetry-Slams begaben.

Und auch in Mosbach wird bereits auf die kommenden Veranstaltungen geblickt: Der nächste halbjährliche Mosbacher Poetry-Slam findet bereits am 26. März des kommenden Jahres statt. (pvh)

Der Sieger Dominik Heißler überzeugte mit Texten über die deutsche Sprache und über das Leben als frisch gewordener Vater.
Der Sieger Dominik Heißler überzeugte mit Texten über die deutsche Sprache und über das Leben als frisch gewordener Vater.Foto: pvh
Erscheinung
Stadtanzeiger Mosbach
Ausgabe 48/2024
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
28.11.2024

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