Musikschule Bauland
74706 Osterburken
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Musik

Musik von Klassik bis Jazz – Lehrerkonzert der Musikschule Bauland

Ob die alten Römer musikalisch waren? Darüber wissen wir eher wenig. Und man würde ein Römermuseum auch nicht unbedingt mit klassischer Musik oder...
Foto: Musikschule Bauland

Ob die alten Römer musikalisch waren? Darüber wissen wir eher wenig. Und man würde ein Römermuseum auch nicht unbedingt mit klassischer Musik oder gar Jazz in Verbindung bringen. In Osterburken hingegen geht beides sehr gut zusammen. So auch am vergangenen Samstag, als die Musikschule Bauland wieder zu ihrem Lehrerkonzert eingeladen hatte. Der Abend stand unter der Überschrift „Musik von Klassik bis Jazz“, und wer den Weg in den Marc-Aurel-Saal des Römermuseums gefunden hatte, konnte an einem musikalischen Genuss teilhaben, der ganz hohen Ansprüchen genügte. Einmal mehr zeigte sich, dass die sehr erfolgreichen Lehrkräfte allesamt Künstler und Künstlerinnen von hohem Format sind. Ein kurzweiliger Abend war schon deshalb garantiert, weil sich Solovorträge und kammermusikalische Besetzungen sowie Musik verschiedener Epochen und Stilrichtungen ständig abwechselten.

Den Auftakt machten Anja Schlundt (Violine) und Nikola Irmai-Koppányi (Klavier) mit dem ersten Satz aus der Violinsonate Nr. 5, der „Frühlingssonate“, von L. van Beethoven. Vielfach wird für das Spiel von Melodieinstrumenten das „bel canto“ der menschlichen Stimme als Ideal angesehen. Und diesem Vorbild schien Anja Schlundt nachzueifern, indem sie beim Hauptthema und den weiteren lyrischen Partien des Satzes ihre Violine zum „Singen“ brachte. Beethoven hat in diesem Sonatensatz die kraftvollen Akzente untypischerweise in das Seitenthema verlagert. Ihre Interpretation gelang nicht weniger überzeugend, wobei die Geigerin durch das zupackende und aufmerksame Klavierspiel der Pianistin bestens unterstützt wurde.

Im Zusammenspiel mit N. Irmai-Koppányi präsentierte Ulrike Gall, zuständig für musikalische Früherziehung, einen Song, zu dem sie den Text selbst verfasst hat. Ulrike Gall hatte sich vor zehn Jahren auf Pilgerreise auf den Jakobsweg begeben. Von der Weite der Landschaft und der erhabenen Natur inspiriert, unterlegte sie dem Song „Philadelphia“ von Neil Young ihre eigenen Verse. Der Song enthält überraschende, harmonische Wendungen. In Kombination mit dem ergreifenden Text, der auf subtile Weise eine religiöse Erfahrung zum Ausdruck bringt, dazu der bewegende Gesang der Interpretin, der stilistisch zwischen klassischem Stil und Popgesang anzusiedeln ist, wurde der Beitrag zu einem wunderschönen und berührenden Moment des Abends.

Drei dreistimmige Inventionen von J. S. Bach, sogenannten „Sinfonien“, hatte sich Dionisia Sitepu, gebürtig in Jakarta, Indonesien, und neu im Team der Musikschule, angenommen. Diese Inventionen sind in Konzerten nicht allzu oft zu hören, gelten sie doch als vorbereitende Studien für die großen Klavierwerke von Bach. Dass sie von den Pianisten zu Unrecht stiefmütterlich behandelt werden, zeigte der Vortrag von D. Sitepu sehr eindrucksvoll. Die „Sinfonien“ sind vollendete Kompositionen, bei denen die unübertroffene Meisterschaft Bachs im polyphonen Stil deutlich wird. D. Sitepu gestaltete die Stücke mit kantabler Tongebung und hinsichtlich der Stimmführung und Dynamik differenziert und ausdrucksvoll und erntete dafür den verdienten herzlichen Beifall.

Von der wundersamen Begegnung eines Jägerburschen mit dem „Waldmägdelein Vilja“ handelt „Viljas Lied“ aus der Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár. Wenn Normalsterbliche sich von Nixen, Nymphen oder Waldfrauen betören lassen, führt das selten zu einem glücklichen Ende. Gerne und völlig gefahrlos ließ sich das Publikum hingegen vom Gesang von Anna-Lena Souza Santana betören. Mit bewundernswerter Professionalität setzte sie die Arie stimmlich, mimisch und gestisch in Szene. István Koppányi war ihr dabei am Flügel der souveräne und einfühlsame Begleiter, den das Publikum kennt und schätzt.

Als Nächstes wurden die Zuhörer zu einem Abenteuer eingeladen, das man als eine musikalische Achterbahnfahrt bezeichnen könnte: Die Geigerin Mariel Müller-Brincken hatte sich die „Paganiniana“ von Nathan Milstein vorgenommen. Allein schon der Titel ist respekteinflößend, bezieht er sich doch auf den berühmtesten Geigenvirtuosen der Musikgeschichte, Niccolò Paganini. Nathan Milstein, selbst ein bedeutender Geigenvirtuose des 19. Jahrhunderts, hat seiner Komposition eine Caprice von Paganini zugrunde gelegt und darüber sieben Variationen verfasst. Diese sind gespickt mit Schwierigkeiten aller Art, seien es halsbrecherische Läufe oder vertrackte Doppel-und Triplegriffe, und muten somit wie ein Kompendium der Violintechnik schlechthin an. Mariel Müller-Brincken gelang es, all diese Schwierigkeiten souverän zu meistern und sie bei makelloser Intonation in einen packenden und atemberaubenden musikalischen Vortrag einzubinden, der zu einem Höhepunkt des Abends wurde.

Mit dem Pianisten Benjamin Lafandi stellte sich wiederum ein Neuling im Kollegium der Musikschule vor. Er hatte für seine Premiere die Arabesque Nr. 1 von Claude Debussy und den Ragtime „Original Rags“ von Scott Joplin ausgesucht. Eine kluge Wahl, konnte er doch anhand der beiden Stücke zwei grundlegende pianistische Tugenden aufzeigen: Klangsinn und rhythmische Präzision. So arbeitete er in Debussys Werk bei stets leichter Hervorhebung der Oberstimme feine dynamische Abstufungen heraus, die er in einen kontinuierlichen Klangstrom einzubetten wusste. Und bei seinem zweiten Stück verlieh er den stilprägenden Synkopen jenen rhythmischen Drive, der zahlreiche Zuhörer unmittelbar zu wiegenden Kopfbewegungen und wippenden Füßen animierte.

Es ist ein bewährtes Mittel in der Dramaturgie von Konzertprogrammen, die Zuhörer mit einem Highlight in die Pause zu entlassen. Und dieses lieferten jetzt die Sopranistin Rebecca Suta und ihr Klavierbegleiter István Koppányi. Die erste Überraschung erlebt das Publikum, sobald die jugendlich wirkende Sängerin ihren ersten Ton erklingen lässt. R. Suta, eher zierlich von Gestalt, verfügt über einen raumfüllenden, dunkel kolorierten Sopran, der an sich schon eine besondere Gabe darstellt. In ihren jungen Jahren hat sie sich bereits eine absolut professionelle Bühnenpräsenz angeeignet. Entsprechend eindrucksvoll präsentierte sie die Arie der Despina aus Mozarts „Cosi fan tutte“ sowie den Song „I could have danced all Night“ aus dem Musical „My fair Lady“. Gleichgültig, ob sich Rebecca Suta nach Abschluss ihres Studiums für die Opern- oder die Musicalbühne entscheiden sollte, der Weg dorthin scheint ihr geebnet.

Der zweite Teil des Programms gehörte der Jazzabteilung der Musikschule. Sebastian Stahl, Vibrafon, Gerhard Schäfer, Tenorsaxofon und Querflöte, Frank Adelt, Klavier, sowie Thomas Eilingsfeld, Bass, und Diego Longo , Schlagzeug, präsentierten sich als bestens eingespielte Combo und erfreuten die Zuhörer mit den Jazzklassikern „Cherokee“, „My one and only Love“, „Camper Giorno“ und „The Chicken“. Alle Musiker sind ausgezeichnete Improvisatoren, und es war ein Genuss zu hören und zu sehen, wie beispielsweise Sebastian Stahl zu einem seiner Soli ansetzte und dabei vier Klöppel gleichzeitig durch die Luft wirbelte. Das sympathische Quintett versprühte reine Spielfreude, die sich sogleich auf die Zuhörer übertrug, und so durfte die Band natürlich nicht ohne Zugabe die „Bühne“ verlassen, bevor das rundum zufriedene Publikum in die Nacht entlassen wurde.

Die Arbeit der Musikschule Bauland genießt hohe Wertschätzung in den beteiligten Kommunen. Dies brachten Veronika Köpfle, die Vorsitzende des Fördervereins, in ihrer Begrüßungsrede sowie Thomas Ludwig, Bürgermeister der Gemeinde Seckach, in seinen Dankesworten zum Ausdruck. Letzterer sprach in Vertretung von Bürgermeister Jürgen Galm, Osterburken, dem Schirmherrn des Abends. Für die Bewirtung in der Pause sorgten Astrid Dörflinger sowie die Familien Deßner und Winkelhöfer vom „Förderverein für die Musikschule Bauland e.V.“.

Georg Fischer

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Rosenberg
NUSSBAUM+
Ausgabe 18/2024

Orte

Rosenberg (Baden)

Kategorien

Kultur
Musik
von Musikschule Bauland
03.05.2024
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