Redaktion NUSSBAUM
76229 Karlsruhe

Nachgefragt bei Eva Klingler

Viel erreicht – und nicht dafür geeignet, sich darauf auszuruhen Abhängig arbeiten? Das, so sagt Eva Klingler, sei nicht wirklich etwas für sie...

Viel erreicht – und nicht dafür geeignet, sich darauf auszuruhen

Abhängig arbeiten? Das, so sagt Eva Klingler, sei nicht wirklich etwas für sie gewesen. Sie lebt seit 22 Jahren mit ihren zwei Haustieren in Rüppurr und ist als Autorin, Journalistin und ehrenamtliche Sprachlehrerin seit Jahrzehnten freiberuflich tätig.

Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Regionalkrimis. Eva Klingler war eine der ersten Schriftsteller/-innen, die Karlsruhe und die Umgebung konsequent und erfolgreich zum Tatort in ihren Kriminalromanen machte.

Geboren in Gießen

1993 erschien ihr erstes Buch mit Lokalbezug, „Die Strohfrau“. Ihr derzeit letzter Roman „Alsace, mon Amour“ stammt aus 2023. In ihren Kriminalromanen hat sie mehrere Kommissarinnen erfunden. Viktoria Herrmann ermittelt in den beiden letzten Krimis „Badische Sünde“ und „Badisches Gold“ in den 1950er- und 1960er-Jahren.

Werdegang

Eva Klingler wurde in Gießen geboren. Nach Baden kam sie, um in Mannheim Deutsch und Englisch fürs Lehramt zu studieren. „Die Schule und ich, das hat nicht so gut gepasst“, sagt sie rückblickend zu ihrer Zeit im Referendariat. Sie entschied sich gegen eine Berufstätigkeit als Lehrerin, zog nach Baden-Baden und machte ein Volontariat beim Südwestfunk. Anschließend begann sie, selbstständig als Dozentin, Autorin und freie Journalistin zu arbeiten.

Abneigung gegen Hierarchien

Zwischendurch ließ sie sich für kurze Zeit auf ein festes Arbeitsverhältnis ein und leitete eine Bibliothek in Rheinstetten. Allerdings habe sie, obwohl die Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten gut war, erneut ihre starke Abneigung gegen Hierarchien festgestellt und sich davon befreit. Ihrer komfortablen Situation war sie sich damals bewusst: „Ich war nicht alleine und hatte deshalb eine gewisse Sicherheit, falls ich mal kein Einkommen hätte.“ Wer alleine sei, müsse viel mehr kämpfen. Sie jedoch habe frei schreiben können.

Erinnerung und nicht Schuld

In „Badisches Gold“ geschieht ein Mord, der im Zusammenhang mit der Judenverfolgung im Dritten Reich steht. „Ich höre immer wieder, dass Menschen sagen, man müsse diesen Massenmord vergessen“, sagt Eva Klingler. „Das sehe ich anders. Die jungen Menschen heute müssen sich natürlich nicht schuldig fühlen. Es ist jedoch mein privat gehegter Wunsch, dass man die Geschichte in Erinnerung behält.“ Jeder, der selbst Geschwister, Cousins und Cousinen, Onkel, Tanten und Großeltern habe oder hatte, solle sich einfach nur vorstellen, wie es wäre, wenn diese vertrauten Menschen nie anwesend gewesen wären. In dieser Situation seien viele, deren Familiemitglieder den Holocaust nicht überlebt hatten. „Wir dürfen es auch nicht vergessen, weil wir wachsam gegen die Tendenzen sein müssen, die sich überall zeigen“, so Eva Klingler weiter.

Liberal seit 1967

Ihr zweites großes Anliegen in „Badisches Gold“ sei gewesen, an das Jahr 1967 zu erinnern und das Flair noch einmal aufleben zu lassen. „Vor 1967 war in Deutschland alles anders als nach 1967“, sagt sie. „Es ist heute so vieles selbstverständlich, was damals in einer unfreien und erstarrten Gesellschaft unmöglich gewesen war.“ So würden sich Väter heute um ihre Kinder kümmern, Menschen aller Geschlechter könnten heiraten - alles sei überhaupt viel liberaler. Diese Entwicklung habe 1967 begonnen. „Man hat vergessen, dass das alles nicht selbstverständlich war“, sagt sie. Die Veränderungen habe es bis in den Gemeinschaftsunterricht hinein gegeben. „Ich denke, dass die Schüler dort schon lernen, dass zwar vieles erreicht wurde, dass man sich darauf jedoch nicht ausruhen darf.“ Die Jugendlichen wüssten sehr wohl, dass es Menschen gebe, denen es deutlich schlechter gehe als ihnen. (rist)

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Ausgabe 10/2024

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von Redaktion Nussbaum
08.03.2024
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