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Nachgefragt bei Marlene Hellene

„Guck mal, was diese Frau heute schon geleistet hat“ Marlene Hellene, 44, ist Mutter von zwei 10- und 12-jährigen Kindern. Und Bloggerin, sie veröffentlicht...
In einem Ort der Gemeinde Pfinztal lebt die Autorin Marlene Hellene. Sie ist in Durlach zur Schule gegangen.
In einem Ort der Gemeinde Pfinztal lebt die Autorin Marlene Hellene. Sie ist in Durlach zur Schule gegangen.Foto: privat

„Guck mal, was diese Frau heute schon geleistet hat“

Marlene Hellene, 44, ist Mutter von zwei 10- und 12-jährigen Kindern. Und Bloggerin, sie veröffentlicht also regelmäßig im Internet. Und Juristin. Und Buchautorin, etwa von „Bauch frei!“. Sie ist in Durlach aufgewachsen, ist hier berufstätig und wohnt in Pfinztal. „rist“ hat mit ihr gesprochen.

Wochenjournal Durlach (WJ): Was macht Ihre Texte so erfolgreich?

Marlene Hellene: Vielleicht, dass ich immer aus meiner Sicht und der Sicht der Frau spreche. Vielleicht ist es ein Trost für andere Frauen, dass jemand sieht, was sie leisten und welchen Struggle (engl. Kampf, die Red.) sie haben. Ich möchte die Mütter zum Lachen bringen und erleichtern. Es läuft bei allen mal was schief.

WJ: Sieht die Gesellschaft die Leistung der Mütter nicht?

Hellene: Genau. Es ist ein veraltetes Frauenbild, dass Frauen dazu geboren werden, Kinder zu gebären und großzuziehen und sie ja etwas durch die Liebe des Kindes zurückbekämen.

WJ: Wie ist es heute?

Hellene: Der Druck ist immens. Eine Frau muss in allem hervorragend sein: Karriere machen, gut aussehen, Mutter sein, eine wahnsinnig tolle Ehe führen … Damit Frauen ein gleichberechtigtes Leben führen können, braucht es Unterstützung. Es wird in Kauf genommen, dass eine ganze Generation ins Burnout gerät.

WJ: Was sind die Ursachen?

Hellene: Mit Familien macht man kein Geld. Sie werden total im Stich gelassen. Dabei würden wir ohne sie aussterben. Die Gesellschaft guckt weg, denn die Frauen haben es ja immer geschafft, mit der extremen Belastung klarzukommen! Es muss in Frauen- und in Männerköpfe, dass Mütter eine unbezahlte Arbeit für die Gesellschaft leisten.

WJ: Was sind die Konsequenzen?

Hellene: Die unsichtbare Care3-Arbeit (care = Pflege) muss gesehen werden. Familien müssen unterstützt werden, etwa mit Kita-Plätzen und einer guten Betreuung. Geburtskliniken dürfen nicht schließen. Wir brauchen Parteien, die sich aktiv für Frauenrechte einsetzen.

WJ: Wie schaut die Gesellschaft auf Schwangere?

Hellene: Die Schwangere wird automatisch zum Gefäß für die kostbare Fracht Kind und sie hat immer glücklich zu sein. Wie es ihr geht, ist nicht das Thema. Hauptsache, das Kind ist gesund. Dabei ist eine Schwangerschaft eine körperliche und psychische Strapaze und mit Schwierigkeiten verbunden. Schwangere haben Ängste, Schmerzen, strengen sich körperlich an … Es könnte zu einer Fehlgeburt und einem Verlust kommen, und darüber wird nicht gesprochen. Menschen, die das nicht selbst erlebt haben, sollten sich vielleicht zurücknehmen und denen zuhören, die es erleben.

WJ: Was macht es Schwangeren und Müttern so schwer, Grenzen zu ziehen?

Hellene: Als Frau lernt man, immer nett zu lächeln, wenn es jemand gut meint. So erkennen Frauen vielleicht nicht konkret, welche Übergriffe dahinterstecken, etwa, wenn jemand ohne gefragt zu haben, den Bauch einer Schwangeren berührt.

WJ: Welches Thema ist Ihnen im Buch „Bauch frei!“ besonders wichtig?

Hellene: Die Selbstbestimmung der Frau ist gefährdet! Jeder denkt, er wüsste es besser. Eigentlich müssten alle sagen „Guck mal, was diese Frau heute schon geleistet hat“. Es müsste Applaus für alle geben.

WJ: Lesen außer Frauen auch andere Menschen Ihre Bücher?

Hellen: Leider weniger. Gerade jeder Vater müsste meine Bücher lesen. Das würde den Blick schärfen für das „Helfen“ im Haushalt. Es ist auch sein Haushalt! (rist)

Info

www.instagram.com/marlenehellene

Bekommt das Kind einen Schnuller, und wenn ja, in rosa oder hellblau? Sicherlich machen sich auch darüber viele Menschen Gedanken – die nicht die Eltern sind ...
Bekommt das Kind einen Schnuller, und wenn ja, in rosa oder hellblau? Sicherlich machen sich auch darüber viele Menschen Gedanken – die nicht die Eltern sind ...Foto: rist
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