Das Kümmerer-Programm, das Zugewanderten eine berufliche Perspektive im Handwerk aufzeigt, wird auch in den Jahren 2025 und 2026 fortgeführt
Bereits seit 2016 wird das Kümmerer-Programm („Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“) der Handwerkskammer Heilbronn-Franken vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert. Aufgrund des bisherigen Erfolgs und des anhaltenden Bedarfs wird das Angebot auch in den Jahren 2025 und 2026 aufrechterhalten.
Dazu sagt Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken: „Das Kümmerer-Programm ist mittlerweile ein etablierter Bestandteil des Dienstleistungsangebots unserer Kammer, das sich sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Betrieben wachsender Beliebtheit erfreut. Wir leisten damit einen Beitrag zur Förderung von zugewanderten Menschen und gewinnen dadurch gleichzeitig neue Auszubildende für das Handwerk.“
Win-win-Situation
Aufgrund des Fachkräftemangels, der unter anderem durch die demografische Entwicklung begünstigt wird, steht das Handwerk vor der Herausforderung, passende Nachwuchskräfte zu finden. Gleichzeitig suchen Zugewanderte nach Möglichkeiten, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Genau hier setzt das Kümmerer-Programm an und kann zu einer Win-win-Situation für Betriebe und zugewanderte Menschen führen. Neben dem grundsätzlichen Interesse an einer Ausbildung im Handwerk, gibt es weitere Teilnahmevoraussetzungen. Dazu gehören – unabhängig davon, ob die Person aus der Europäischen Union oder aus einem Drittstaat kommt – eine gute Bleibeperspektive oder eine Aufenthaltserlaubnis, ein bereits absolvierter Schulbesuch von mindestens sieben bis neun Jahren sowie der Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse. Während für die Berufsvorbereitung mindestens das Sprachniveau B1 erforderlich ist, wird für eine Ausbildung das Sprachniveau B2 vorausgesetzt.
Individuelles Beratungsangebot
Bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken ist Annabel Gil als Beraterin für Zugewanderte die Ansprechpartnerin für das Kümmerer-Programm. „Meine Aufgabe ist es, geeignete junge Menschen passgenau in Praktikum, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung zu vermitteln“, sagt die 52-jährige Spanierin aus Barcelona. Sie ist seit 1995 in Deutschland und hat selbst die Erfahrung gemacht, aus dem Ausland zu kommen und sich hier zu integrieren. „In den vergangenen 30 Jahren habe ich neben meinem persönlichen Erfahrungsschatz viel Wissen im Personalwesen, in der interkulturellen Vermittlung und in der Jugendberufshilfe gesammelt. All das hilft mir, Zugewanderte bei der Berufswahl zu unterstützen und gleichzeitig die Perspektive der Betriebe einzunehmen“, zählt Annabel Gil die Vorteile ihres eigenen Werdegangs auf, der sie im April 2024 zur Handwerkskammer Heilbronn-Franken führte.
Derzeit betreut sie 35 Personen, die alle individuell von ihr beraten werden. „Jeder bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit. Je nach vorhandenen Qualifikationen, Erfahrungen und Interessen suchen wir gemeinsam nach passenden Berufsbildern und stimmen die nächsten Schritte ab“, gibt Annabel Gil einen Einblick in ihre Arbeit – und ergänzt: „Ich helfe zum Beispiel beim Erstellen des Lebenslaufs, beim Schreiben von Bewerbungen oder auch bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsbetrieb. Wenn diese Meilensteine erfolgreich gemeistert sind, helfe ich natürlich auch bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch.“
Arbeit zahlt sich aus
Dass Annabel Gil jede Woche zahlreiche Gespräche mit potenziellen Teilnehmern und Betrieben führt und bei Integrationsveranstaltungen gezielt für das Kümmerer-Programm wirbt, zahlt sich aus. So hat sie in den vergangenen Monaten Zugewanderte unter anderem in Ausbildungen zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und zum Fachlageristen vermittelt.
Annabel Gils Fazit: „Ich freue mich, wenn ich bei den zugewanderten Menschen eine positive Lernkurve beobachten kann. Wer motiviert und lernwillig ist, wird es früher oder später auch schaffen, einen passenden Ausbildungsplatz zu bekommen. Eine Ausbildung im Handwerk ist nicht nur der Grundstein für das Berufsleben, sondern bietet aufgrund der hervorragenden Zukunftsperspektiven auch die Möglichkeit, sich zum Meister zu qualifizieren und einen eigenen Betrieb zu gründen.“
Das Projekt „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“ wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert.