Eine Hochburg des närrischen Treibens ist Neulußheim beileibe nicht. Aber was da an diesem Nachmittag im Ev. Gemeindehaus für die Senioren bei Aktiv im Alter geboten wurde, kann mit anderen Veranstaltungen sicher konkurrieren.
Fröhlich gestimmt und zum Teil närrisch verkleidet wurden die Senioren von Polier Kappo (Kulturamtschefin Alexandra Oezkalay) herzlich willkommen geheißen. „Scho wieder is a Johr vorbei und wieder kreische mir Ahoi. Ach is des schee eich hier zu hawwe.“
Mit ihrem Team hatte sie ein ansprechendes Programm vorbereitet, das die Senioren etwas wehmütig an das närrische Treiben in ihrer Jugendzeit im Bären in Erinnerung rief, wo die Stimmung so gut war, dass damals die Wände wackelten, so die beiden Seniorinnen Toni und Annemarie.
Das Programm ließ auch in diesem Jahr keine Wünsche offen und nach dem sich die Senioren mit Fastnachtsküchlen an den liebevoll geschmückten Tischen gestärkt hatten, brachte Musiker Gisbert Bechtold, Keyboarder bei den Romanticas, mit seiner Frau Claudia und einem dreifachen Ahoi die Senioren mit bekannten Schunkelliedern in die richtige Stimmung. Auch der ausgeschenkte Sekt trug zum Wohlbefinden bei und die erste Polonaise macht sich auf den Weg durch die Reihen.
Beim Line-Dance geht es auch um Koordinierung und ein harmonisches Zusammenspiel bei den Bewegungen im Tanz. Trainerin Gabi Feth-Biedermann vom Turnerbund Germania war mit ihren 10 Frauen der erste Höhepunkt des Nachmittags. Zu Klängen von Mama Maria und Respect zeigten sie fließende Tanzbewegungen und erfreuten so mit ihrer Vorführung. Wer kennt nicht die gute Seele Jutta Singer vom Haus Edelberg? Sie ist ein Garant für gute Laune und stets bringt sie eine lustige Büttenrede mit. Als Fitness-Queen hatte sie so allerlei zu erzählen. Ihr Studio sei in Rentnerhand. Auf dem Laufband zu rennen, dazu sei sie zu faul, sie genieße lieber die Sauna. Ihre Figur sei reine Natur, jedes Kilo habe Geld gekostet und müsse gepflegt werden, damit nichts verloren geht. Mit Auf und Nieder animierte sie die Närrischen, ihre Glieder zu bewegen, was sie lobend zur Kenntnis nahm.
Nach einer Schunkelrunde hatte die Krümelgarde der Altlußheimer Luxe unter Trainerin Sabrina Linke ihren bejubelten Auftritt. Herzallerliebst, die Jüngste erst 4 Jahre, zeigten sie einen lustigen Eulentanz. Prächtig die kleinen Eulenflügel, die sich beim Tanzen hin- und herbewegten. Einfach zauberhaft. Aus diesen kleinen Tänzerinnen kommt sicher einmal der Nachwuchs für die großen Luxe. Mit einem drei donnernden Luxe-Ahoi wurden die Allerkleinsten herzlich verabschiedet.
Jutta Singer lud nun auf die Tanzfläche ein und da ging unter Klängen wie „Hol das Lasso raus“ oder „Hände zum Himmel“ die Post ab. Erstaunlich, wie fit sich die Senioren bewegten und die Freude am Tanz sah man ihnen direkt an. Eine kleine Ruhepause musste danach einfach sein. Polier Alexandra begrüßte von den Altlußheimer Luxen die 1. Präsidentin Karin Thegler mit Prinzessin Kim Stella I. vom Sternenzauber. Die charmante Prinzessin, gekleidet in einem prächtigen dunkelblauen Kleid, freute sich, in Neulußheim Faschingsluft zu schnuppern und lud herzlich zur Prunksitzung nach Altlußheim ein. Zwei Orden hatte Präsidentin Thegler für Alexandra Oezkalay und Uschi Nitsche mitgebracht, die sogleich verliehen und stolz getragen wurden. Mit den Worten „Auf euch, auf die Krümel, auf die Luxe, Ahoi“, verabschiedete sich die Lieblichkeit. Der Nachmittag war aber noch nicht zu Ende. Fuhr doch mit einem Fahrrad der Mann von der Walz, Niklas Kief, in den Saal. In seinem Alltag als Penner erlebe er so einiges. Mit seinem italienischen Freund in der rechten Tasche habe er immer etwas zu trinken dabei. Er trinke alles, außer Sprudel. Geld verdiene er sich mit Blut spenden. Seine Sorte sei, weil so selten, sehr beliebt und komme als Spätlese sicher einmal den Senioren in Neilosse zugute. Und warum ein Glas benutzen. Seine Devise: Flasche, Kehle, Niere, Klo. Unterwäsche wechseln? Das sei nur was für Angeber. Wenn er nachts auf warmen Luftschächten schlafe, verstecke er sein Geld unter der Seife, da gehe niemand ran. Geld für Essen ausgeben, wo so viel weggeworfen wird? Fünf Stückchen Brodworschtzipfel geben auch eine Ganze. Mit seiner Aussage, dass man als Landstreicher Geld sparen kann und nach 12 Jahren saufen sich eine Villa durchs Flaschenpfand leisten kann, wurde von den Senioren aber bezweifelt. Langsam müsse er sich auf den Weg machen und empfahl, schunkelt und singt und behaltet weiter Spaß an der Freude am Neulußheimer Fasching. Dem stimmten die Neulußheimer Senioren gerne zu und machten sich, nach einem dreifach Neulußheim Ahoi für Alexandra Ozekalay und ihr Team, beschwingt auf den Nachhauseweg.
Die nächste „Aktiv im Alter“-Veranstaltung findet am 11. März, 15.00 Uhr, wieder im barrierefreien Gemeindesaal statt.
Hanspeter Rausch vom Heimatverein bringt zu seinem Vortrag alte Bilder von Neulußheim mit. Dies wird bestimmt eine interessante Veranstaltung, denn so manch ein Besucher kann sich daran erinnern, wie es in Neulußheim früher ausgesehen hat.
Bilder und Text: Renate Hettwer