Am letzten Freitagvormittag hatte der Naturschutzbund NABU an einem Stand neben dem Wieslocher Wochenmarkt zu einem „Pflanzentauschtag“ eingeladen. Hobbygärtnerinnen und -gärtner hatten hier bei Susanne Bahr Gelegenheit, Ableger von Pflanzen, Stauden und Sämlinge zu bringen und andere mitzunehmen.
Die ehemalige Lehrerin an der Louise-Otto-Peters-Schule ist nicht nur engagiertes Mitglied des NABU und bewirtschaftet zwei Hausgärten unter ökologischen Gesichtspunkten, sie hat auch ein umfangreiches Wissen über die ganz unterschiedlichen Pflanzen, die ihr im Laufe des Morgens gebracht wurden. Darunter die Distel „Bärenklau“ aus Südeuropa, die bedingt durch den Klimawandel auch in unserer Gegend in geschützter Lage gedeiht, dann die Elfenblume mit ihrem schönen Laub, die sich als Bodendecker unter Bäumen eignet. Dies gilt auch für den blühenden Weißwurz, der den Giersch verdrängt, mit dem so mancher Hobbygärtner zu kämpfen hat. Das Lungenkraut ist eine Heilpflanze mit langer Tradition in der deutschen Volksmedizin. Die Pflanze wurde aufgrund ihrer gefleckten Blätter, die an die Struktur der Lunge erinnern, als Heilmittel für Atemwegserkrankungen eingesetzt. Große Mengen sind allerdings giftig, wie eine Standbesucherin im Handy erfahren hat.
Die „Jungfer im Grünen“ ist eine pflegeleichte, blau blühende buschige Pflanze, die Bienen und andere Insekten anlockt, und das „weiße Veilchen“ stammt aus Russland und riecht, im Gegensatz zum blauen, nicht. Auch Canna-Knollen wurden angeboten, einschließlich Tipps, wie diese exotische Pflanze zu überwintern ist, genauso wie ein Hibiskus-Ableger, Kugeldisteln und Sauerampfer. Manche Besucher nahmen Pflanzen mit, weil sie sich eine Bereicherung im Garten versprachen, andere lockte das Aussehen, die Wirkung als Heilmittel oder die Nahrung für Bienen.
Daneben nahmen die meisten die Gelegenheit wahr, mit anderen Menschen über ihre Freude am Duft und der Farbenpracht der Blumen oder ihr selbstgezogenes unbehandeltes Obst und Gemüse zu sprechen, und für die das Gärtnern einfach Erholung von Leib und Seele ist. So wurden Fragen zum geeigneten Standort der Pflanzen und dem Lichtbedarf, der Bodenbeschaffenheit und die Verträglichkeit mit benachbarten Pflanzen diskutiert.
Ein Herr wusste, dass sich Sonnenblumen immer nach Südwesten ausrichten und sich Mangold im Gegensatz zu Spinat überwintern lässt. Von einem war zu hören, dass Tigerschnecken andere Nacktschnecken fressen und man Blattläuse mit Brennnessel-Brühe bekämpfen kann. Eine Besucherin erzählte, dass sie zusammen mit ihrer Familie in einem alten Bauernhaus lebe und ihr die Arbeit im Garten gemeinsam mit ihrem Mann große Freude bereite. Sie hätten sich auf den Anbau verschiedener Kartoffelsorten und Kräuter spezialisiert, alles ökologisch ausgerichtet, gedüngt werde mit dem Kot der eigenen Hühner. Der NABU Wiesloch möchte Menschen dafür begeistern, sich durch gemeinschaftliches Handeln für die Natur einzusetzen. Er will, „dass auch kommende Generationen eine Erde vorfinden, die lebenswert ist, die über eine große Vielfalt an Lebensräumen und Arten, sowie über gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und ein Höchstmaß an endlichen Ressourcen verfügt.“ Der Pflanzentauschtag wurde diesem Anspruch sicherlich gerecht. Für Interessierte lohnt sich ein Blick auf die Homepage des Naturschutzbundes (www. nabu-wiesloch.de), wo er konkrete Projekte findet, bei denen er sich engagieren kann, wie zur Artenvielfalt, Insektenschutz, Wildtierhilfe, Naturspaziergängen und der Renaturierung von Bächen. (aot)