Bei der Grötzinger Arbeiterwohlfahrt (kurz AWO) ist es schon Tradition, dass man sich dienstags zum „Geschichts-Stammtisch“ trifft. Am 11. März traf man sich bei Kaffee und Kuchen in der Grötzinger Begegnungsstätte. Zu Gast war dieses Mal der aus Pfinztal-Berghausen stammende Paul Mehrer, seines Zeichens Uhrmacher- und Optikermeister.
Beate Ebendt, Vorsitzende der Grötzinger AWO, freute sich darüber, wieder so viele Personen sehen und begrüßen zu dürfen. Neben Ortschaftsrat Egon Siegrist war auch sein SPD-Fraktionskollege Kurt Fischer anwesend, der am selben Tag Geburtstag hatte. Auch Siegrist nutzte die Gelegenheit, die etwa 30 Anwesenden zu begrüßen. Er wusste einen kleinen Schwenk in die Ortspolitik zu machen, indem er meinte: „In Durlach soll ein neues Hallenbad gebaut werden. In Grötzingen wird das Hallenbad bekanntlich geschlossen.“ Positiv erwähnte Siegrist, dass die Mietpreiserhöhung für die Grötzinger Begegnungsstätte moderat ausgefallen sei.
Nach der ausführlichen Einführung von Egon Siegrist begann Paul Mehrer mit seinem Vortrag: „Fange nie an, aufzuhören und höre nie auf, anzufangen“, lautete das erste Zitat, mit dem er passend seinen Uhrmacher-Beruf beschrieb. Damit ging er auch auf den Begriff „Zeit“ ein. „Zeit ist ein weit geltender Begriff, der sich in Worten und Zitaten wie ‚Zeitlang‘, ‚Zeitlos‘ oder ‚Eine Zeit lang‘ findet.“ Mehrer spannte den Bogen zu seiner Lehrzeit zuerst als Uhrmacher, dann als Optiker: „Früher war das so üblich, dass man mindestens zwei Berufe lernte.“
Seine Erinnerungen an diese beiden Berufe wusste Mehrer mit verschiedenen Zitaten zu umschreiben, wie „Zeit ist die Strecke zwischen zwei Ereignissen“, „Zeit erfordert auch viel Geduld“ oder „Geduld ist nicht die Fähigkeit, zu warten, sondern die Fähigkeit, beim Warten gut gelaunt zu bleiben.“ Auch ein Zitat von Albert Einstein wurde erwähnt: „Genieße alle Zeit, denn Du lebst nur jetzt und heute.“
Natürlich ließ es Paul Mehrer sich nicht nehmen, verschiedene „Uhrwerke“ zu zeigen, darunter auch einen „Schattenstab“ als Vorgänger der Sonnenuhr. „Da Zeit immer kostbar war, versuchten die Menschen, die Zeit zu messen“, sagte Mehrer. Nach der Sonnenuhr folgte die Wasseruhr. Mehrer erzählte von den ersten mechanischen Uhren aus Holz und Metall, bis hin zu Uhren mit etwa 300 Bauteilen. Auch auf den Arbeitsplatzabbau in Deutschland, vor allem in Pforzheim, ging Mehrer ein. Danach wagte er wieder einen persönlichen Rückblick: „1954 begann ich eine Ausbildung zum handwerklichen Uhrmacher. Feilen und Schleifen sowie das Beherrschen der kleinen Werkzeuge standen im Vordergrund.“ Dies wurde dem Publikum erst richtig bewusst, als er ein kleines Uhrwerk zeigte, mit dem solche Uhren repariert werden.
„Nach meiner Ausbildung zum Augenoptiker folgte der Zivildienst. Im Juli 1965 wurde ich Optikermeister. Es war ein mühsamer Anfang. 2003 haben wir unser Geschäft an unseren Sohn Dirk übergeben.“ Zum Abschluss meinte Mehrer schmunzelnd: „Ich kann heute, rückblickend, alles mit einer Sanduhr vergleichen.“
Beim „AWO-Geschichts-Stammtisch“ ist es üblich, dass man dort Lieder singt. Nach dem Stück „Leben ist mehr als Rackern und Schuften“ sang man das Lied „Jeder Tag ist ein Geschenk“. Jetzt darf man auf den nächsten Vortrag der AWO in Grötzingen gespannt sein. (ras)