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Neues zur Herkunftsgeschichte des „Rechberghäuser Sämling“

Der „Rechberghäuser Sämling“ bzw. „Hausemer Sämling“ ist unsere lokale Obstsorte. Den früheren Generationen in Rechberghausen war der Apfel...

Der „Rechberghäuser Sämling“ bzw. „Hausemer Sämling“ ist unsere lokale Obstsorte. Den früheren Generationen in Rechberghausen war der Apfel schon immer als heimische Sorte bekannt, schriftliche Aufzeichnungen liegen jedoch keine vor.

Die heute verbliebenen drei Altbäume in Hausgärten in der Faurndauer Straße, Frühlingstraße und Wangener Straße dürften ein Alter von über hundert Jahren aufweisen, was einem Höchstalter bei Apfelbäumen entspricht.

Der Obst- und Gartenbauverein Rechberghausen konnte im ersten Schritt durch eine Veredelungsaktion die Genreserve dieser drei Bäume erhalten.

Im zweiten Schritt ist es uns ein Anliegen, die Herkunftsgeschichte der alteingesessenen Sorte herauszufinden. Wir haben deshalb an einer sortengenetischen Untersuchung in einem schweizer Labor teilgenommen, das Ergebnis und die komplexen Auswertungen stehen jedoch noch aus. Unterstützung erfahren wir vom Obstsortenexperten August Kottmann aus Bad Ditzenbach-Gosbach: Vom Aussehen des Apfels und der Kerne sowie beim Geschmack sieht er eine eindeutige Verwandtschaft zum bekannten „Unseldapfel“, auch „Ulmer Renette“ genannt.

Der Baumwart Jakob Unseld aus Ulm hatte den Unseldapfel bekannt gemacht und verbreitet. In welcher Region der Baumwart den Apfel gefunden hatte und wann dies war, konnte seitens unseres Vereins noch nicht in Erfahrung gebracht werden.

Ebenfalls sieht August Kottmann beim „Becherwirtsapfel“ aus Donzdorf einen eindeutigen Zusammenhang mit dem Unseldapfel. Auch hier soll es sich um eine alte, in Donzdorf ansässige Sorte, handeln.

Sofern der Rechberghäuser Sämling und der Donzdorfer Becherwirtsapfel sehr alte Sorten und verwandt sind, könnte dies damit zusammenhängen, dass beide Orte bis zum Jahr 1733 zur Herrschaft Rechberg gehörten und es somit Kontakte der Menschen gab.

Nicht untersucht bei den drei Altbäumen des Rechberghäuser Sämling ist, ob diese „veredelt“ sind, d. h. ob die unterirdische „Unterlage“ (die Wurzel) genetisch vom restlichen überirdischen Baum (Stamm und Äste) abweicht. Obstbäume werden schon seit langem veredelt, indem Edelreiser von schmackhaftem Obst auf eine starkwachsende und stabile Unterlage aufgepropft werden. Eine sortenreine Nachzucht von Obstsorten mittels deren Samen ist übrigens kaum möglich, da die bestäubenden Insekten die Pollen von anderen Bäumen zur Blüte bringen und die Samen der Frucht dadurch eine genetische Vermischung aufweisen. Eine nahezu sortenreine Nachzucht von Obstsorten ist nur mittels der Veredelung möglich. Eine Ausnahme bilden die Sämlingssorten, deren Samen genetisch stark dem Wirtsbaum entsprechen. Die bei hochstämmigen (Streu-)Obstbäumen hauptsächlich verwendete Unterlage ist der „Bittenfelder Sämling“ aus Bittenfeld bei Waiblingen.

Es bleibt also spannend für alle Geschichts- und Obstsortenbegeisterten: Womöglich stammt der Vorfahr des bekannten Unseldapfels sogar aus dem Filstal.

Erscheinung
Schurwaldbote – Gemeindeverwaltungsverband Östlicher Schurwald
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Ausgabe 45/2025
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