Feste & Märkte

//Neun Bands und rund 1.700 Besucher beleben den Polterplatz//

Familiäre Atmosphäre, gute Laune und Musik für jeden Geschmack Sommer, Sonne, Festival, tolle Musik und gute Laune: Beim traditionellen Polterplatz-Open-Air...
6 Musiker auf der Bühne mit Gitarren, Mikro, Schlagzeug
Ihrem Namen gerecht wurde zum Auftakt am Samstagabend die Band „Blues Express“ aus Calw mit ihren eingängigen Blues-Nummern.Foto: Karin Ferenbach

Familiäre Atmosphäre, gute Laune und Musik für jeden Geschmack

Sommer, Sonne, Festival, tolle Musik und gute Laune: Beim traditionellen Polterplatz-Open-Air hat mal wieder alles gepasst, insbesondere das Wetter. Rund 1.700 zwei- und einige vierbeinige Besucher dürften es in Summe laut Veranstalter gewesen sein, die am vergangenen Wochenende zum legendären Umsonst-und-draußen-Festival im Oberen Enztal gepilgert sind und zum Teil dort auch in Zelt oder Campingbus übernachtet haben. Bereits die ganze Woche davor wurde der Jugendzeltplatz bei Christophshof von den Mitgliedern und Helfern von „Musik und Kultur Wildbad“ für das Open-Air-Spektakel vorbereitet. Insgesamt neun regionale Bands unterschiedlicher Musikrichtungen und mit mehr oder weniger Bühnenerfahrung, darunter zwei zum wiederholten Mal, sorgten am Freitag- und Samstagabend für ausgelassene Stimmung. Laut Orga-Mitglied Kim Rothfuß ist auch das Kinderprogramm, das von seiner Frau Anne am Samstag durchgeführt wurde, wieder gut angekommen. Für einige der Kleinen ging es dann nahtlos über in das Abendprogramm, eine Mischung aus Rock, Folk, Blues, Punk und Ska, zu dem diese ihren ganz eigenen Zugang – mit viel Bewegung und stets die Eltern in Sichtweite – fanden. Der Großteil der Ausgabe an Essen und Getränken wurde vom Verein aus eigenen Reihen gestemmt, ein Foodtruck aus Stuttgart mit griechischem Gyros und Souvlaki ergänzte das Angebot.

Neuzugang in der Polterplatz-Familie

Nico Risch aus Sankt Ingbert im Saarland kam auf seiner, wie er selbst sagt, „spirituellen Reise“ durch den Schwarzwald bereits am Montag zufällig am Polterplatz vorbei. Mit einem zum Minicamper umgebauten Mitsubishi Colt wollte er auf seiner einwöchigen Tour lernen, „alleine glücklich zu sein“. „Auf meinen Wanderungen habe ich die Ortschaften und die schöne Gegend erkundet, war auf dem Sommerberg, überquerte die Hängebrücke und ließ mir bei der Grünhütte einen Heidelbeerpfannkuchen samt Heidelbeerwein schmecken. Auf dem Kaltenbronn erlebte ich das eindrucksvolle Wildsee-Hochmoor und einen grandiosen Sonnenuntergang“, schildert der 22-Jährige seine Eindrücke. „Ich schaute mich nach Campingplätzen um und wurde hier während des Aufbaus mit einer so großen Herzlichkeit empfangen, dass ich mich gleich engagierte und nachts die Wassertanks zur Stabilisierung der Bühne befüllte. Neben meinen Wanderungen habe ich dann noch an anderer Stelle mitgeholfen, da, wo es nötig war, zum Beispiel beim Aufbau der Lautsprecher. Als Gegenleistung durfte ich auf der Bühne und dann bei Sven Schinnen vom Orga-Team in dessen großen Zelt übernachten, habe Frühstück und Stromanschluss bekommen“, schildert der Rettungssanitäter, der gerade die Prüfungen zum Notfallsanitäter abgelegt hat. „Nico wurde schnell Teil unserer Polterplatz-Familie“, freut sich Kim Rothfuß. „Ich bin allen hier sehr dankbar, dass auf diese Weise mein Urlaub so wunderbar ausgefallen ist. Als leidenschaftlicher Koch habe ich neulich in meiner kleinen Feldküche für alle ein Hähnchengericht zubereitet. Ich bin einfach nur begeistert, kann ich selbst sein und muss mich nicht verstellen“, so Nico.

Polterplatz war „Kinderzimmer“

Familie Schels aus Calmbach zählt, wie viele andere, zu den treuen Gästen des Polterplatz-Festivals. „Ich war schon als Jugendlicher hier und kenne die Veranstalter, man trifft coole Leute und die Musik ist gut“, meint der Vater von zwei Töchtern (sechs und zehn Jahre alt), die auch mit dabei sein dürfen. Drei Freundinnen aus Weil der Stadt sind zum Auftritt der Band „Sokae“ angereist. Als die Mädels noch im Vorstand des dortigen Jugendhauses „Kloster“ waren, habe „Sokae“ schon mehrmals gespielt, man kenne sich persönlich. Auch „Aleks and the fuckers“, der Top-Act am Freitagabend, waren bereits im „Kloster“ zu Gast. Teilweise singen die drei mit, als die Jungs mit ihrer „Katzenmusik“ auf der Bühne stehen. „Wir lieben die Texte und die Message dahinter“. Und weiter sind sie sich einig: „Hier ist es mega schön, eine tolle Location mit Campingplatz, und die Leute sind gut drauf.“ In der Tat lassen die beiden Frontmänner Deniz und Alexander das Publikum zu ihrem Deutsch-Punk im Kreis tanzen und fordern sie im Song „Dopamin“ wie beim Skifahren zum Wedeln auf. Da mischen sich die Staubwolken vor der Bühne mit den Rauchschwaden aus der Nebelmaschine. Der in Höfen aufgewachsene und vor vier Jahren nach Baiersbronn umgezogene Dominik kommt seit 20 Jahren zum Polterplatz. „Das ist mein Kinderzimmer“, betont der 34-Jährige, der letztes Jahr spontan beim Ausschank ausgeholfen hat, damit sich die erschöpften Helfer erholen konnten. „Ich schlafe im Auto, habe aber auch Freunde hier, bei denen ich übernachten könnte“, meint er.

Training für den Wacken

Franz Kirchhoff und Thomas Gaus aus Enzklösterle erinnern sich noch an das erste Open-Air-Festival vor 33 Jahren beim „vergratenen Wirtshaus“, ein Stück enztalabwärts und ihre Verbundenheit zum Polterplatz über all die Jahre. „Bei den Sportfesten spielten in der Regel Blaskapellen, und so waren wir in unserer Jugend froh, dass es im Oberen Enztal etwas mit Rockmusik gab. Man trifft hier immer wieder Leute, die von Anfang an mit dabei waren und die man zum Teil jahrelang nicht gesehen hat. Alles ist friedlich und die Bands sind ganz nach unserem Geschmack. Wo findet man so etwas heute noch?“, gibt Franz zu verstehen. „Wir sind in drei Wochen auf dem Wacken und müssen hier schon mal trainieren“, ergänzt Thomas. Nicht nur die Besucher, auch die Bands zeigten sich zufrieden und begeistert über die besondere Atmosphäre entlang der Festivalmeile. „Uns hat es Spaß gemacht, immer mehr Zuschauer kamen zur Bühne, und der Soundtechniker ist ein total netter Typ“, beschreibt Gerhard Walz, Frontmann von „Blues Express“, nach deren Premiere seine Eindrücke. „Alles ist gut organisiert und wir finden es super, dass es solch ein Umsonst-und-Draußen-Festival gibt, das ist heute alles andere als selbstverständlich angesichts der steigenden Kosten und der Streamingdienste“, meint Deniz von „Sokae“, der auch die aus dem Leben gegriffenen Songs mit ihrem sozialkritischen Humor schreibt.

Traumlocation mitten im Wald

Dimi, Gitarrist der Band „No!Neo“, bezeichnet es als „eine geile Sache, mal wieder hier zu spielen“. Er kennt das Festival von Auftritten mit anderen Bands und freut sich, dass es – nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes von Jörg Achache – noch immer existiert. „Ein Fest, das alle genießen können, mit mega Publikum“, findet er. „Das war unser erstes Konzert in Bad Wildbad beim Polterplatz-Open-Air. Es ist schön, wenn sich zwei ‚Dinos’ nach so langer Zeit begegnen“, meint Manuel Mack, Sänger und Gitarrist der Ska-Band „Spicy Roots“, die bereits seit 1994 auf der Bühne steht. „Ehrlich gesagt waren wir schon bei unserer Ankunft geflasht. Was für eine Traumlocation mitten im Wald, mit Zeltplatz auf der Lichtung und die malerische Enz mit Badestellen. So entspannt die Location, so entspannt haben wir auch die Leute erlebt. Alles war top organisiert im Vorfeld, und für einen genialen Konzertabend stand nichts im Weg. Die Stimmung bei unserem Auftritt war ausgelassen und die Crowd war in absoluter Tanzlaune. Hat richtig Spaß gemacht und war ein mega Abend. Vielen Dank nochmal für die Einladung und an das ganze Polterplatz-Team. Macht weiter so, denn ihr haltet Live Musik, egal aus welchem Genre, am Leben und sorgt für eine lebendige Musikkultur“, lautet sein Resümee. Und sein Aufruf an alle Daheimgebliebenen: „Dieses Open Air ist ein Juwel und verdient noch mehr Besucher. Wir kommen gerne wieder!“ (kf)

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Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
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Ausgabe 27/2025
von Stadt Bad WildbadRedaktion NUSSBAUM
03.07.2025
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